Albrecht Kündiger: So wünschenswert es ist – Es ist nicht alles machbar

Nein, es ist hier nicht die Rede von den so oft strapazierten hundert Tagen im Amt, es ist die Wiedergabe eines Gesprächs mit Albrecht Kündiger, seit dem Juni im Amt. Bisher, so wird ihm allgemein attestiert, hat er keinen Fehler gemacht. „Das neue Amt macht mir Spaß“ – aber er hat auch eingesehen, dass er das Tempo, mit dem er antrat um Vorstellungen schnell zu verwirklichen, nicht halten kann. Man braucht ein Fundament unter den Füßen, sachliche Informationen, damit man nicht Schnellschüsse zurücknehmen muss. Seinen eingeschlagenen Weg will er weitergehen, erledigen, was er sich vorgenommen hat. Sicher, es seien Erwartungen geweckt und die Zahl derjenigen, die kommen, um sich nach den Möglichkeiten, ihrer Forderungen zu erkundigen, sei groß.

Seine Mitarbeiter und er bearbeiten augenblicklich schon den Haushalt für das kommende Jahr. „Wir kommen an Grenzen. Viele Dinge, die wünschenswert sind, lassen sich aufgrund der Kassenlage nicht verwirklichen“. Ihm geht es darum, einen Haushalt 2016 auf die Beine zu stellen, der nicht von den Aufsichtsbehörden gekippt werden kann.

Das eine oder andere müsse auf das folgende Jahr verschoben werden, auch wenn es sich um Dinge handelt, die in der Vergangenheit versprochen wurden und er geht auch davon aus, dass Gespräche mit den Feuerwehren zu diesem Thema schwierig werden.

Zu den versprochenen Dingen aus der letzten Legislaturperiode gehört die Sanierung der Hornauer Straße und der Straße Auf der Herrnmauer. Kündigers Prognose: Da wird es wohl leider noch mehr Schlaglöcher als bisher geben. Und so könnte er sich vorstellen, dass diese Straßen ziemlich schnell die 30-km/h-Marke erhalten werden, wie übrigens auch die Johann-Strauß-Straße wie unter Umständen flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzungen in Stadtteilen.

Bei allen Themen, die im Gespräch angeschnitten werden: Kündigers Versprechen, dass er die Kelkheimer mit ins Boot nehmen, auf ihren Rat und die Informationen, die er in den einzelnen Stadtteilen bekommt, hören will, um sie unter Umständen zu verwirklichen. Er weiß genau, dass nicht alles, was wünschenswert ist, auch verwirklicht werden kann - aber man müsse zuhören. Deshalb auch seine Sprechstunden in den Stadtteilen, um örtlichen Problemen auf die Spur zu kommen. Themen wie beispielsweise die Waldwege in Eppenhain und die Wiesenstraße in Ruppertshain mit ihren schlimmen Verkehrsproblemen. Er ist ehrlich genug zu sagen, dass es hier keine Ideallösungen geben wird, wie sicherlich bei dem einen oder anderen Thema auch. Aber sprechen müsse man mit den Menschen darüber.

Als ein wichtiges Thema sieht er die Wünsche vieler nach Neubauten, nach Veränderungen von Grundstücken an. Hier können Bebauungspläne in der Kernstadt Grünflächen schützen, wie es mit dem Mittel Veränderungssperre auch möglich sein werde, die jetzige Situation der Adolfshöhe zu erhalten. Es sei wichtig, darüber zu informieren. Deshalb auch sein Wunsch, dass schnell Sozialwohnungen geschaffen werden, nicht zuletzt, weil Wohnraum für Asylanten geschaffen werden müsse, die als Flüchtlinge anerkennt werden. Augenblicklich sind es in Kelkheim 49. Hier schwebt ihm das Gelände des früheren Feuerwehrhauses in Münster vor.

Natürlich: Das Thema Flüchtlinge. Kündiger ist dankbar, dass mehr und mehr Wohnungen oder Häuser für die Unterbringung von Asylanten angeboten werden, das ein Thema Feldbetten in Hallen, wie es der Kreis vorschlägt, nicht als momentanes Thema zu werten ist, dass aber sowohl Kreis und auch Kelkheim als Stadt weiterdenken müssten, um das Problem zu bewältigen, so es sich denn eines Tages stellt. Hier ist nach Kündigers Meinung vor allem beim Thema Sozialer Wohnungsbau das Stadtparlament in der Pflicht. Die Bebauung Weilbacher bleibt im Plan wie vorgesehen. Auch wenn in der Vergangenheit Beschlüsse gefasst wurden, die heute nicht mehr gefallen, solle man sie heute nicht umdrehen.

Münsters Wunsch nach einem Einkaufsmarkt: So einen Markt müsse es im Ort geben, nicht außerhalb, möglicherweise zu dicht an den Liederbacher Märkten, das könne zu Schwierigkeiten führen.

Der Markt in der Stadtmitte: Er kenne die Wünsche nach einer Verschönerung. Auch er kenne die Wünsche mancher Kelkheimer, wenn etwas geschehen solle, dann nur unter Bürgerbeteiligung. Allerdings: Er habe den Eindruck, dass der Marktplatz in seiner jetzigen Form inzwischen sehr gut angenommen werde. Hinzu kommt das Problem, dass die Marktbeschicker Raum zum Rangieren beim Auf- und Abbau ihrer Stände benötigen.

Der Mühlgrundpark: Der gefällt vielen nicht; hier könnte mit der inzwischen angebotenen Hilfe Verbesserungen geschaffen werden. Wie überhaupt das Thema Sauberkeit in der Stadt wichtig sei. Nicht der Abbau von Papierkörben, sondern neue Papierkörbe seien wohl wichtig.

Nicht so drängend betrachtet er die Position des Ersten Stadtrates. „Wir sparen hier viel Geld“. Das werde viel durch die kompetenten Mitarbeiter aufgefangen, auch er habe als Bürgermeister naturgemäß mehr zu tun. Kurzum: Die Kommunalwahlen abwarten. Und mit den Fraktionen reden. Privat, so gibt er unumwunden zu, habe das Amt zu Hause „einen großen Umbau“ bewirkt. Er wolle in jedem Fall so weit wie möglich für die Kinder da sein. Das alles sei eine Belastung für die Familie, die sich aber großartig darauf eingestellt habe, wenn es auch nicht immer „ganz einfach sei“.

Und weiter Privates: Als Schiedsrichter will er weiter dabei sein, mit reduzierten Terminen, aber dieses Hobby wolle er weiter pflegen mit zwölf Spielen im Jahr, da sei er bei der TuS im Wort.

Freunde? Die sollen erhalten bleiben. Der Kontakt mit denen ist ganz wichtig, sie sind gelegentlich ein Korrektiv, denn von ihnen bekommt man im allgemeinen die ehrliche Meinung gesagt.

Abschlussfrage: Hat sich herausgestellt, dass Thomas Horn sein Amt fair übergeben hat, „wie Sie sagen“?. Kündiger: „Das stimmt“.

Jedenfalls hat es bisher keine größeren Differenzen gegeben.



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