Leserbrief: Taunus-Wandersteig nach einem Raub- und Judenmörder benannt

Heute ist allgemein bekannt, dass der 1803 in Mainz hingerichtete Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, ein Raub- und Judenmörder war. ,,Insgesamt können Schinderhannes heute 130 Straftaten wie Diebstahl, Erpressung, brutale Raubüberfälle sowie Mordtaten nachgewiesen werden, oft an jüdischen Einwohnern. Selbst vor der Folterung wehrloser Greisinnen schreckte er nicht zurück. Es steht heute nicht mehr in Zweifel, dass man die Taten des Schinderhannes nicht als edel und ruhmvoll bezeichnen kann, sondern als rücksichtslos und ungerecht. Er beging seine Straftaten allein aus Habgier und dem Verlangen nach einem Leben im Luxus, nicht aus Not ...“

Die hier zitierten Sätze, nachzulesen auf der Webseite des Zweckverbandes ,,Naturpark Taunus“ zum ,,Schinderhannespfad“, hätte ich nicht besser formulieren können.

Anzumerken wäre noch, dass Schinderhannes einer Frau mit brennendem Zunder die Finger verbrannte und sie mit Kerzenflammen unter ihren Achselhöhlen quälte. Bei einem seiner Raubüberfälle erschoss er im September 1801 in Sötern im Hunsrück den Juden Mendel Löb von hinten.

Trotz des Wissens um die Verbrechen des Johann Bückler benannte der Naturpark Taunus vor einiger Zeit einen von ihm neu ausgeschilderten Wanderweg ,,Schinderhannespfad“ und nunmehr einen qualifizierten Teil davon ,,Taunus-Schinderhannes-Steig“.

Es ist allgemein üblich, Plätze, Straßen und Wege nach verdienten Persönlichkeiten zu benennen. Beim Naturpark Taunus zählt wohl auch der Raub- und Judenmörder Schinderhannes dazu oder wollte er mit dem werbewirksamen Namen eines weithin bekannten historischen Gewaltverbrechers für mehr Wanderer im Taunus sorgen?

Wie dem auch sei, ich finde es abscheulich, dass hier erstmals in Deutschland zwei Wanderwege nach einem Raub- und Judenmörder benannt wurden.

Nebenbei: Die Strecke des sogenannten ,,Schinderhannespfades“ folgt überwiegend den alten, vom Taunusklub markierten Wanderwegen.

Es ist nicht überliefert, dass der ,,Schinderhannes“ jemals auf diesen Waldwegen unterwegs war. Dagegen wurden seine tatsächlichen Aufenthaltsorte, wie die Hasenmühle bei Schloßborn, nicht in die Wanderstrecke einbezogen.

Dietrich Kleipa,

Fischbacher Straße 29



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