Malen: Ich habe meine Seele aus der Heimat zurückgeholt

Das Geld zur Finanzierung des Projektes kam beim Zauberbergfest im letzten Jahr zusammen und Salomé Korschinowski überlegte nicht lange, wie sie es einsetzen könnte: Hilfe für Flüchtlinge. Und hier waren es Flüchtlingsfrauen, denen sie im Atelier für kreative Lebensfreude am Zauberberg (Atelier amtaunus) bei Ute Hausotte die Möglichkeit bot, beim Malen nach den schweren Jahren, die hinter ihnen liegen, in einem Malkurs wieder zu ihrem mehr oder minder normalen Sein zurückzufinden, zu sagen: Ich bin kreativ, kann mit der Hand malen, habe Körpergefühl und habe auch meine Seele aus der Heimat zurückgeholt. So wurde es für die Frauen unter anderem aus Eritrea, Syrien und dem Irak so etwas wie der Abschied von der Heimat, aber auch eine Rückerinnerung, wie Ute Hausotte meinte.

Und Salomè schrieb dazu: „Im Atelier war viel Freude, Hoffnung und Lebensfreude zu spüren. Da wurde eine Szene aus der Heimat mit so viel Mühe, Hingabe und Sorgfalt bewusst gemalt. Ein Erinnern an die Heimat. Als das Bild fertig war, strahlte sie und wir konnten alle die Freude der jungen Frau sehen, dass sie mit dem gelungenen Bild zufrieden war“. Aus einem „einfachen Bild“, wie es ein Kind gemalt hätte, sei nach mutigem Eingreifen ein anderes Bild geworden. Die Frau traute sich, ihre Emotionen zu zeigen, das Bild zu verändern und am Ende war aus einer beängstigenden Szene auf dem einfachen Blatt Papier ein ganz anderes Bild geworden. „Und ich bin mir sicher, dass das Außen wieder einen Impuls ins Innere gibt. Sie kann die Szene nun abschließen und verarbeiten. Bei diesem einfachen Malen hat eine Eigentherapie stattgefunden.“

Mit viel Bedacht wählte eine andere Frau die Farben für ihr Bild. Sie „vermalte“ sich am Anfang, kratzte die Farbe weg und ging mutig an das Blatt zurück. Die Hände malten spielerisch ein Herz, umgeben von Schwarz. Beängstigendes Schwarz? Nein, ein Nachthimmel und ein Bild ihrer Welt“. „Friede und Krieg als Herz und der Titel so stark, wie diese geflüchtete Frau: „Hoffnung“.

Und Salomé weiter: „Geflüchtet, die Szene auf einem anderen Bild könnte den Betrachtern Angst machen. Wie mag es der Malerin in ihren inneren Bildern gehen, die sie über zehn Jahre in sich trägt und das Ausmaß des Kriegs in Syrien zeigt? Sie hat die Kraft ihrer Hände, die Farben und die geschützte Atmosphäre im Atelier mit dem Mord an ihrem Bruder verbunden. Zu seinem Todestag malte sie ihre Trauer über diesen schmerzlichen Verlust. Ein einfach gestaltetes Bild, wie eine „Kinderzeichnung“, vielleicht der Ersatz dafür, dass sie zu Hause nicht an sein Grab gehen kann.

Viel Farbe, viele Schichten bedecken ein Bild, das kraftvoll, liebevoll und spielerisch versunken mit den Händen gemalt wurde. „Was soll es werden?“, „Was siehst du, wenn du auf dein Bild schaust?“ frage ich, und da stand eine starke Frau vor ihrem Bild. Das Bild könnte nun viele Geschichten erzählen, für sie war es eine, die sie erzählte: „Eine Frau, die ihren Weg gefunden hat.“

So weit der Bericht von Salomé, die seit langem eine Rolle bei der Betreuung von Flüchtlingen in Kelkheim hat.

Er zeigt aber auch, welche Möglichkeiten es gibt, diesen Frauen den Weg in ein normales Leben zu ebnen. Die Arbeit könnte fortgeführt werden, wenn nur nicht die Spenden aus dem Zauberbergfest inzwischen aufgebraucht wären. Hier könnten Sponsoren in Zukunft mit Sicherheit Gutes tun.

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