Eine Falkensteinerin entdeckt Asien für sich

Hue: die alte Kaiserstadt am Parfümfluss.

Königstein (tl) – Drei alte Schulfreundinnen nahmen sich nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Bachelor-Studiums eine Auszeit, um eine abenteuerliche Reise durch Südostasien anzutreten. Als Reiseziel steht schnell fest: Vietnam, das durch seine einzigartige Flora und Fauna, meisterhaftes Essen und eine unglaubliche Gastfreundschaft schon einige Freunde und Bekannte begeistert hat.

Das Abenteuer beginnt für Katharina, Architektur-Studentin und Teresa Laubach als klassische Betriebswirtschaftsabsolventin am Frankfurter Flughafen. Ausgestattet mit riesigen Reiserucksäcken, einer umfangreichen Reiseapotheke und reichlich sportlichen Klamotten sind die beiden startklar. Vor ihnen liegt ein langer Weg: Um schlussendlich in Ho-Chi Minh-Stadt (Saigon) im Süden von Vietnam anzukommen, haben sie sich für die Billigflugvariante mit Air China über Peking entschieden. Nach einer unglaublich langen Verspätung am Pekinger Flughafen kamen sie nach 31 Stunden schließlich morgens in Saigon an. Hier erwartete sie auch schon Mona, European Studies-Absolventin als Praktikantin für die Europäische Kommission in Asien, in einem kleinen Hostel.

Endlich vereint, begannen die drei zusammen den Tag bei einem gemütlichen ersten Frühstück in Vietnam mit dem typischen Iced Coffee, der schon schnell zu ihrem Lieblingsgetränk während unserer Reise wurde. Der Kaffee in Vietnam ist nicht nur deshalb so beliebt, weil die eisgekühlte Variante in der schwülen Hitze eine willkommene Abkühlung bietet, sondern auch weil die Kaffeebohnen unter anderem in Vanille und Schokolade geröstet werden und so einen besonders süßen und weniger bitteren Nachgeschmack bewirken.

Um Katharinas 24. Geburtstag in Saigon zu feiern, hatten Mona und Teresa eine vietnamesische Cooking Class an ihrem zweiten Tag organisiert. Der Tag begann früh am Morgen mit einem Gang über den einheimischen Markt. Neben der bunten Vielfalt aus exotischen Früchten und Gemüse, die die jungen Damen vorher noch nie gesehen hatten, bot das Angebot auch so manch Gruseliges: Gehirne, Gedärme und Ohren von Rind und Schwein sowie Frösche, die vor Ort bei lebendigem Leibe mit einer Schere zurechtgestutzt wurden. Zu ihrer Erleichterung wanderte keine der schockierenden Zutaten in ihren Einkaufskorb. In der Kochschule angekommen, begannen sie mit der Zubereitung der Sweet and Sour Fischsuppe. Sie lernten schnell, dass diese Suppe nicht nur super fix und einfach zuzubereiten ist, sondern auch als eine natürliche Medizin durch die Zusammensetzung von Zucker und Salz wirken kann. Die wichtigste Zutat bei dieser Suppe ist neben frischen Kräutern die traditionelle Fischsauce, die der Suppe den unverwechselbaren süßlichen Geschmack verleiht. Als Zwischenmahlzeit bereiteten sie einen herrlich erfrischenden Bananenblütensalat zu. Bei diesem Gericht wird der Salat auf einem großen Bananenblatt drapiert und erhält als Dekoration eine Blüte, die aus einer roten Peperoni gezaubert wird. Zum Abschluss buken sie Ban Xheo, süßliche mit Kokosnussmehl zubereitete Pancakes, die mit Gemüse und Shrimps befüllt werden.

Mit gut gefüllten Mägen machten sie sich bereit für die nächste Station ihrer Reise: Sie buchten eine Busreise in das nahe gelegene Can Tho im Mekong Delta, ein Gebiet in Südvietnam, das durch den Mekong Fluss durchzogen wird und dessen atemberaubende Dschungellandschaften durch Bootstouren erkundet werden können. In Can Tho angekommen, ging man früh schlafen, da die private Bootstour schon früh um 5.30 Uhr beginnen sollte.

So trafen sie sich noch ziemlich müde am nächsten Morgen mit ihrem Tour Guide „Hai“ am Flussufer, um gemeinsam auf dem kleinen Holzboot ihre Reise zu beginnen. Nachdem die Sonne aufgegangen war, schlängelten sie sich mit dem Boot durch das geschäftige Treiben der Markthändler, die ihrerseits auf langen Holzbooten ihre Ware wie Gemüse, Obst, Fleisch und Kleidung verkaufen. Am meisten beeindruckte die Freundinnen die wilde Dschungellandschaft, die sie über die vielen Ärmelkanäle des Mekong Flusses mit Hai entdeckten.

Um nicht nur ständig unterwegs zu sein, entschied man sich dazu, die Seele in dem beliebten Strandort Mui Ne baumeln zu lassen. Für unfassbar wenig Geld hatte man das große Glück, einen Strandbungalow, nur zehn Schritte vom Ufer entfernt, beziehen zu können.

Da Lat, eine Großstadt in den Bergen, wurde der nächste Halt. Dafür fuhr man in einem sehr kleinen und sehr alten klapprigen Bus knappe fünf Stunden über steinige und schlecht ausgelegte Serpentinenstraßen und erlebte damit die schlimmste Busfahrt der gesamten Reise. Besonders für Katharina, die angehende Architektin, zahlte sich die holprige Anfahrt dennoch aus, als man das Crazy House, ein wahres architektonisches Kunstwerk, besichtigte. Das Haus wirkt wie aus einem Märchenland entnommen, die Wege schlängeln sich nicht nur mit verschnörkelten Treppen durch die verschiedenen Komplexe, sondern auch über die Dächer des Gebäudes. Schließlich entdeckte man den wunderschönen Ort Hoi An. Diese Stadt gilt aufgrund ihrer Seidenkunst, die nicht nur in bildhübschen langen Kleidern und traditionellen Gewändern zum Ausdruck kommt, sondern auch in den vielen bunten Seidenlampions, die überall in den Gassen und Gängen der Altstadt hängen.

Für die erste Zugfahrt in dem Wiedervereinigungszug von 1975 suchten man sich die schönste Strecke über den Wolkenpass aus. Hier fährt man fast vier Stunden unentwegt über den Wolkenpass direkt an der Küste entlang. Mit der Zugfahrt steuerte man Hue an, eine alte Kaiserstadt von Vietnam.

Das in Zentralvietnam liegende Hue war von 1802 bis 1945 Staatshauptstadt und bot für die kaiserliche Nguyen-Dynastie in der Verbotenen Stadt reichlich Platz durch riesige Parkanlagen, verschiedene Wohnkomplexe und ein hauseigenes Theater. Die Verbotene Stadt wurde nach dem Vorbild in Peking erbaut.

Da die Zeit jedoch immer knapper für die letzten Stationen der Reise wurde, machte man sich auch schon bald wieder auf in die Landeshauptstadt Hanoi. Hier besuchten die Reisenden ein traditionelles Wasserpuppentheater, bei dem die Schauspieler hinter einem Vorhang die Szenen mit Puppen vorspielen, die an langen Holzstäben angebracht sind. Üblicherweise werden Alltagsszenen aus dem Leben von Bauern, Fischern und Arbeitern vorgeführt. Eine besondere Bedeutung nehmen auch die Tiere ein, neben Schlangen und Fischen wurden auch Szenen konzipiert, in denen Schwäne und Katzen vorkommen. Besonders faszinierend an dem Schauspiel waren die klassischen Instrumente aus Vietnam, deren Klang so ganz anders als der uns bekannten Instrumente ist.

Um die Zeit in Peking, wo man einen langen Aufenthalt hatte, sinnvoll zu nutzen, machte man sich mit der U-Bahn auf den Weg in Richtung Stadtmitte. Da man ziemlich planlos erschien und nicht so recht wusste, was man sich in der Zeit anschauen konnte, wurden die drei von einer gebürtigen Pekingerin im Zug angesprochen. Die ältere Dame erklärte, dass sie gerade Freunde zum Flughafen gebracht hat und nun Zeit hätte, uns ein wenig die Stadt zu zeigen.

So waren die Reisenden aus dem Taunus mal wieder absolute Glückspilze und konnten nur staunen über die unglaubliche Offenheit und Gastfreundschaft der Asiaten. So machte sich Mary mit den deutschen Touristinnen auf den Weg zu dem Original der Verbotenen Stadt und konnte hier zu den einzelnen Stationen viel erzählen, da sie schon als kleines Mädchen viele Male durch die kaiserlichen Gebäude spaziert ist.

Mui Ne: die Roten Sanddünen.

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