1.000 Euro „abgestaubt“ beim Frühjahrsputz im Haus Raphael

Im Stuhlkreis umringen die Bewohner Clown Raba, Hermann Groß mit Weidenkätzchen in der Hand, Clown Rosa, eine Heimbewohnerin mit echten Maiglöckchen, Frater Eberhard, der ausnahmsweise mal den Staubwedel hielt, und Clown Lisa mit Riesenblume im Hintergrund. Foto: Stehle

Königstein (dea) – Putzen ist zwar passé – zumindest für die Senioren und Seniorinnen im Haus Raphael – aber an diesem Freitagmorgen – galt es für die Klinik-Clowns Lisa und Rosa unter musikalischer Begleitung ihres männlichen Kollegen Raba (Arno Fischer) die Ärmel hochzukrempeln, den emaillierten Putzeimer nebst Putzutensilien zu schwingen und mit roter Nase und viel zu großen Klamotten imaginären Staub zu wischen, dabei noch zu singen und den im Rollstuhl sitzenden alten Menschen Erinnerungen an die Zeit zurückzubringen, in der sie selbst noch geputzt und sich über die Zeichen des herannahenden Frühlings gefreut haben. Mit Liedern, die den bevorstehenden, lang ersehnten Frühling ankündigen, wie zum Beispiel „Jetzt fängt das schöne Frühjahr an“ oder „Im Frühtau zu Berge“ brachten die drei Klinik-Clowns Lisa, Raba und Rosa ganz speziellen Schwung in die Räume von Haus Raphael am Forellenweg. Auch wenn nicht jeder textfest war, so spielte das keine Rolle, denn Barbara Ulrich, die hauptberuflich Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin ist, weiß, dass der Clown von jedem Menschen – auch von Demenzkranken – erkannt wird, weil er damit an sich selbst als Kind erinnert wird.

Sieht man sich die Szenerie aus der Sicht eines Außenstehenden an, so mag die Art und Weise, auf welch kindlicher Basis der Kontakt zu den alten Menschen hergestellt wird, sicher befremdlich wirkt. Doch für die Klinik-Clowns sieht die Sache anders aus. So weiß Ulrich, die den Clown Rosa mimt: „Berührung, Melodien, Gerüche und Körperkontakt sind alterslos. Die Magie liegt für den einen Menschen im Alter in der Wahrnehmung von Musik und für den anderen in visuellen Reizen. Berührt werden und schöne Dinge berühren, das hat jeder gerne.“ So war das Portfolio der drei Klinik-Clowns an diesem Tag auch in voller Bandbreite zu erleben. Von der draußen stattfindenden Sonnenfinsternis bekamen die alten Menschen innen übrigens nichts mit. Stattdessen wurde der Frühling mit all seinen Sinneswahrnehmungen lebendig. Sei es durch intonierte Lieder, die heute kaum noch ein junger Mensch kennt, oder durch Vogelgezwitscher eines kleinen, auf einem Stein sitzenden roten, aber leider künstlichen Vogels, der dafür geduldig sein Liedchen trällerte und von Clownin Rosa transportiert jedem der anwesenden Bewohner kurz ein kleines Ständchen brachte. Auch der Geruchssinn kam nicht zu kurz. Dafür sorgten frisch gepflückte Maiglöckchen, an denen jeder mal schnuppern durfte. Nach 40 Minuten war die Vorstellung zwar vorbei, aber für die Klinik-Clowns hieß es dann, auch die bettlägerigen Bewohner zu besuchen und zu berühren. Sabine Brunk, die den Clown Lisa spielt, konnte ihre Profession als Schauspielerin und Musikerin hier sehr gut zum Einsatz bringen und mit ihrer körperlichen, optischen und stimmlichen Präsenz ihrer Liebe zu den alten Menschen in kürzester Zeit maximalen Ausdruck verleihen. Besonders froh sind die Damen auch über die Präsenz ihres Kollegen Raba, der vielleicht für die eine oder andere Dame vermisste männliche Energie repräsentiert und an diesem Tag mit seinen Melodica den Gesang begleitete, der naturgemäß nicht immer den richtigen Ton traf – schließlich singt man gerade im Alter leider weniger.

Beobachtet wurde das Ganze vom wachsamen Blick von Frater Eberhard, der als Heimleiter immer darauf bedacht ist, dass sich die alten Menschen im Haus Raphael so wohlfühlen.

Da das christliche Grundverständnis das gemeinsame Ziel der Stiftung Wermelskirchen und des Hauses Raphael ist, war es keine große Überraschung, dass Hermann Groß als Vorsitzender der Stiftung des ehemaligen Königsteiner Bürgers, Christoph Wermelskirchen, auch dieses Jahr mit einer finanziellen Unterstützung vorbeikam und den Spendenbetrag in Höhe von 1.000 Euro für die Klinik-Clowns vorbeibrachte. Damit konnte er garantieren, dass die Klinik-Clowns ein weiteres Jahr jeden Monat als zuverlässige Garanten von Abwechslung, Spaß und schönen Erinnerungen vorbeischauen können.

Zur Info: Für den Gründer der Stiftung, den im Februar 1952 geborenen Königsteiner Wermelskirchen, stellt das Christentum einen wichtigen Eckpfeiler in seinem Leben dar, inbesondere auch die katholische Soziallehre mit ihrem Subsidiaritätsprinzip. So unterstützt diese Stiftung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke, die der Förderung der Erziehung und Bildung der katholischen Jugend an Schulen, der katholischen Studenten sowie der Erwachsenenbildung, der Förderung des christlichen Menschenbildes in Bildung und Wissenschaft durch interdisziplinäre Begegnungen, Forschungen und Vorträge, der Förderung der christlichen Verkündung und katholischen Seelsorge, insbesondere der Gehörlosenseelsorge, der Förderung der ambulanten Krankenpflege in Königstein und Umgebung, der Förderung häuslicher ambulanter und stationärer Sterbebegleitung sowie der Förderung sozialer Einrichtungen in Königstein und Umgebung, dienen. So zählen zu den von der Stiftung unterstützten Projekten die Hospizgemeinschaft Arche Noah, Hochtaunus, der Bad Homburger Hospizdienst und das Haus Raphael. Aber auch Kindergärten konnten sich über Anschaffungen, Theater und Musicalvorhaben und eine Spielplatzgestaltung in Falkenstein freuen. Für 20.000 Euro im Jahr werden aber auch Betreuer für Krankheit, Sterbebegleitung in Caritas und Diakonie ausgebildet und geschult.



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