Benefiz-Gala als Keimzelle für die Projektarbeit der Kinderhilfe

Die Benefiz-Gala der Kinderhilfe Königstein wurde zum Schaufenster für große und kleine Talente. Fotos: Schemuth

Königstein (el) – Zu beiden Seiten der Bühne standen wundervolle Blumensträuße, die das gesamte Farbenspektrum des Frühlings abdecken. Ein ebensolches Potpourri unterschiedlicher Stile erwartete die zirka 300 Gäste im Haus der Begegnung, die sich hier zur großen Benefiz-Gala der Kinderhilfe Königstein eingefunden hatten. Moderatorin Margit Lieverz gab zur Begrüßung das Motto des Abends inhaltlich wieder: Mit dieser Veranstaltung gelte es, Samen zu setzen, so dass sich die Kinderhilfe auch weiterhin um Familien in Not kümmern könne. Die Saat für die Kinderhilfe hatte vor 25 Jahren Gisela Kempfer als Gründerin des Vereins gedeihen lassen, der im Übrigen für alle im gesamten Hochtaunuskreis da ist, die unbürokratisch und auf direktem Wege Hilfe suchen. Ehrenmitglied Gisela Kempfer und die weiteren Gäste – darunter waren alle Generationen vertreten, was die Organisatoren (Heidi Ehniss, Elke Vogt-Ohly, Hannelore Rack und 1. Vorsitzende Suzanna Vierkotten) sehr freute – wurden von der ersten Minute an bestens unterhalten, wie es sich für eine echte und gut durchdachte Gala gehört. Allerdings hatte diese Veranstaltung neben ihrem hohen Unterhaltungswert auch eine wichtige Botschaft zu transportieren: Hinsehen und nicht wegschauen, wenn andere Hilfe suchen oder in Not sind! Denn, ob wir es glauben oder nicht, Armut ist auch in unserer Nachbarschaft zu Hause – dort, wo wir sie am wenigsten vermuten. Oftmals wirft ein Schicksalsschlag die gesamte Lebensplanung aus der Bahn, wusste Suzanna Vierkotten aus ihrem Erfahrungsschatz zu berichten. Besonders traurig: Kinder leiden bei einem Schicksalsschlag am meisten. Ihre Bildung kommt dann oft zu kurz, weil es am nötigen Geld, beispielsweise für die Hausaufgabenhilfe, fehlt. Hier gilt es für den Verein mit gezielten Hilfen Impulse zu setzen und den Betroffenen temporär unter die Arme zu greifen. Auch erhalte man einige Anfragen bezüglich Ausrüstung für die Schule und den Kindergarten, berichtete Vierkotten von der sehr erfüllenden ehrenamtlichen Arbeit, die die Saalgäste in dem Wissen zu würdigen wussten, dass ihre Eintrittsgelder zu 100 Prozent in die Projekte der Kinderhilfe fließen, so dass auch weiterhin gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder sowie Alleinerziehender und benachteiligter Familien eingegangen werden kann. Unterstützung gab es auch bei der Anmietung des großen Saals des Hauses der Begegnung vom Förderverein des HdB, was die Veranstalter sehr freute, denn jeder Cent war an diesem Nachmittag gut angelegt, der schwungvoll mit drei Tänzen aus dem „Nussknacker“ von Tschaikowski mit der Königsteiner Ballettschule „Luisa Teodorescu“ unter der Leitung von Andeea Radu aus Königstein begann. Und so kam diese Eröffnung des Programmes dem eigentlichen Zweck des Nachmittags „Kinder helfen Kindern“ wiederum sehr nahe. Und auch Margit Lieverz stellte bei der Ansage von Tänzen wie „Schneeflöckchen“ fest: „Das passt zum momentanen Wetter.“

Jede Menge Talent hatten die Gala-Macherinnen da auf der Bühne versammelt. Und mit den beiden elfjährigen Musik-Virtuosinnen Diem Quyen Isabell Ho und Kim-Chi Vanessa Stutzinger gleich zwei frischgebackene Siegerinnen des regionalen Vorentscheids von Jugend Musiziert. Beide Mädchen glichen in ihren vietnamesischen Kleidern Frühlingsblumen und genauso zauberhaft war dann auch das Zusammenspiel der Preisträgerinnen an der Geige und am Klavier. Auf das Duo, das am renommierten Dr. Hoch‘s Konservatorium unterrichtet wird, und für das es jetzt Daumendrücken beim Landesentscheid diese Woche heißt, folgte ein weiteres musikalisches Ausnahmetalent. Ebenso anmutig wie professionell präsentierte Jessica Neugebauer das Instrument ihrer Wahl, das nicht zu den alltäglichsten, aber wohl den klangvollsten zählt: die Harfe. Sie verzauberte ihre Zuhörer und nahm sie mit in ein anderes Reich. Eine junge Zuhörerin, die zuvor selbst als Balletttänzerin aufgetreten war, hatte sie sogar so in ihren Bann gezogen, dass diese während ihres Harfenspiels direkt vor der Bühne Stellung bezog und auch währenddessen keine Anstalten machte, diesen Logenplatz zu verlassen.

Nach der Pause, die dem Austausch und der Geselligkeit, aber auch der Information über die Kinderhilfe diente, ging es dann so anspruchsvoll weiter, wie die Veranstaltung begonnen hatte. Das Publikum machte Bekanntschaft mit einer echten Diva aus der Filmwelt, mit „Marleen“, die Moderatorin Margit Lieverz bei einer weiteren Veranstaltung kennengelernt hatte und die für die Kinderhilfe sogar auf ihr Honorar verzichtete. Es sollte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden – Marleen alias Sabine Heil nahm ihre Fans mit in die Welt des Films und machte hier Station bei solch bekannten Filmmelodien wie „As Time Goes By“ aus dem Film Casablanca. Dann verriet sie ihrem Publikum auch noch ein Geheimnis: Sie habe einen Mann kennengelernt – den Waldemar und dass sie nun alles Waldemar nenne – ob Vogel oder Chauffeur. Als man sich gerade an den lustigen Waldemar gewöhnt hatte und ihn sich anhand des flotten Chansons lebhaft vorstellen konnte, wurde dieser vom „Rinderwahn“ abgelöst – ein etwas anderer, da satirischer und in messerscharfen Songtexten verpackten Blick auf BSE und seine Folgen. Grandios auch der letzte Beitrag von Marleen: eine Hommage an den „Spatz von Paris“, Edith Piaf, und zugleich Motto von Marleen: „Je ne regrette rien.“

Gerade als man sich fragte, ob so ein Auftritt überhaupt noch zu toppen ist, hieß es Bühne frei für ein ungewöhnliches Duo. Die beiden Schwestern, die zusammen als „KamiLada“ auftreten, hatte Margit Lieverz wiederum bei der „Nacht der Kulturen“ in Stuttgart kennengelernt. Ihr Konzept ist so ungewöhnlich wie faszinierend: ein Piano, in diesem Fall der Steinway-Flügel im HdB, zwei Schwestern und eine Zeitreise, die einen im Sauseschritt durch 200 Jahre Musikgeschichte führte – und sogar die Titelmusik von „James Bond“ und zwei Titel von Cold Play – „Viva La Vida“ und „Clocks“ beinhaltete. Das Faszinierende daran: Nicht nur spielten die Schwestern simultan am Piano, so dass die Hände nur so über die Tasten flogen. Während die eine die Melodie des jeweiligen Musikstücks widergab, übernahm die andere den Part des Orchesters – eine Meisterleistung angesichts der Tatsache, dass beide nur ein Instrument zur Verfügung hatten.

„Nach der Gala hatte ich zahlreiche Anfragen von Menschen, die helfen wollten“, berichtete eine gerührte Suzanna Vierkotten hinterher. Besonders hat es sie auch gefreut, dass durch die Veranstaltung wiederum viele Samen gesetzt werden konnten. Einer davon ist das Angebot des Edeka-Marktes in Königstein, nun schon zum zweiten Mal einen zehn Meter langen Hefezopf anzubieten und das Geld aus dem Verkauf der Kinderhilfe zukommen zu lassen. Stichtag für die Aktion ist Gründonnerstag von 10 bis 18 Uhr. Jeder, der sich ein Stück abschneidet, hilft mit seinem Beitrag dem Verein und seinen Projekten.

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