Bili-MINT-Fahrt nach Lausanne/Genf: vier Tage voller Naturwissenschaft, Sonne und einer Menge Spaß!

Sonnenbrillen und Panorama lassen eine fröhliche Urlaubsreise vermuten, tatsächlich absolvierten die mehrsprachigen Naturwissenschaftler aus der Oberstufe des Taunusgymnasiums aber ein recht anspruchsvolles Besichtigungsprogramm. Foto: TGK

Im Namen ihrer Mitfahrer vom Taunusgymnasium schickt Svenja Appuhn den folgenden Reisebericht an die KöWo:

Sonntagmorgen, 9.45 Uhr: Wir, die 36 Schüler/innen des Mathe-/Physik-Leistungskurses (Herr Epple, Frau Spahn, Frau Dr. Eden,) und des Bili-Grundkurses (Frau Stücke) der Q2 freuten uns auf die Abfahrt nach Lausanne, wo ein interessantes MINT- und Sightseeing-Programm auf uns wartete.

Nach acht Stunden Busfahrt kamen wir etwas erschöpft, aber „happy“ gegen 18 Uhr in der Jugendherberge in Lausanne an, die schlicht, aber sauber – und schön – ist. Nachdem die Betten bezogen waren, machten wir uns gemeinsam auf den Weg in die Lausanner Innenstadt. Dort wartete ein kleiner Schock auf uns: Die Schweiz ist teuer, insbesondere nachdem die Kurskopplung von der Schweizer Nationalbank aufgehoben wurde. Mit 20 Euro für eine Pizza hatten wir nicht gerechnet!

Nachdem wir also unterschiedlich arm geworden waren, ging es um halb zehn zurück in die Jugendherberge, wo der Abend dann auch mehr oder weniger ruhig ausklang.

Am Montag ging es dann direkt nach dem Frühstück nach Genf. Unsere Sonnenbrillen durften zum Einsatz kommen, und wir alle verliebten uns sofort in die frühlingshafte Stadt am See. Nachdem wir den Ort erkundet und vor der bekannten „Fontaine Jet d‘Eau“ gepicknickt hatten, ging es weiter zum CERN. Erst waren wir doch etwas enttäuscht, dass uns der viel gepriesene „Beschleuniger“ nicht gezeigt werden sollte; die Enttäuschung wurde jedoch schnell durch das Programm des Physikdoktoranden Jeff Wiener vergessen gemacht.

Der junge Österreicher führte uns ein in sein selbst entworfenes „S‘cool Lab“, wo er uns mit unglaublich viel Begeisterung und einer ordentlichen Portion Situationskomik einlud, einen Blick in die Teilchenphysik und die Arbeit des CERN zu werfen. Danach durften wir selbst einen Teilchendetektor bauen: Aus Trockeneis, Alkohol und einem Plastikbehälter wurde eine Nebelkammer, die in der so provozierten kosmischen Strahlung Teilchen aus dem Weltall sichtbar werden ließ. Immer wieder fielen Sätze wie „Warum habe ich nochmal Physik abgewählt?“ oder „Physik kann ja auch Spaß machen!“. Ein bisschen schlauer als vorher, aber auch erschöpft nach dieser exorbitanten Physikstunde ging es dann wieder zurück in die Jugendherberge, wo einige den Abend dann auch in geselliger Runde verbrachten, wohingegen es andere in die Innenstadt oder an den Genfer See zog.

Am nächsten Morgen (die allgemeine Müdigkeit war nun schon etwas größer) ging es zum 30 Minuten entfernten Nestlé Research Center. Dort wurden wir gleich dreisprachig empfangen. Nach einer kleinen anfänglichen Stärkung mit diversen Köstlichkeiten aus eigener Herstellung hörten wir erst einen Vortrag über die Forschungsarbeit und die Devise von Nestlé „Global activities of NRC“. Daran schloss sich ein englischsprachiger Vortrag über „Early warning at Nestlé“ an, in dem uns erklärt wurde, wie Nestlé mit unterschiedlich gearteten Krisen in der Lebensmittelbranche umgeht. Danach wurden wir in drei Gruppen eingeteilt, in denen wir an je drei Workshops zur Grundlagenforschung teilnehmen konnten. Hier ging es zum einen um die Zusetzung von Nährstoffen in Lebensmitteln sowie die neurophysiologische Funktionsweise von Geschmack-/Geruchssinn und zum anderen um Konsumentenverhalten und kundenorientierte Produktentwicklung anhand von psychologischen Studien. In diesen Workshops arbeiteten wir unter wissenschaftlicher Anleitung interaktiv, als es um die Erforschung des Verhältnisses von Geschmacks- und Geruchssinn ging. Darüber hinaus lernten wir mikrobiologische Verfahrenstechniken kennen und konnten unser Wissen aus dem Biologieunterricht zum Aufbau und der Wirkungsweise des Elektronenmikroskops vertiefen, indem uns dieses Gerät direkt vor Ort vorgestellt wurde. Interessant waren darüber hinaus besonders die Vorführung und Auswertung von Filmmaterial, in welchem in psychologischen Experimenten das Essverhalten von Probanden untersucht wurde.

Bevor es weiter nach Vevey ging, wurden wir noch zu einem opulenten Essen in einem Speisesaal, in dem wir mehr als Geschäftspartner denn als SchülerInnen bedient wurden, eingeladen. Am Nachmittag ging es dann noch ins Nestlé Headquarter, welches allein schon architektonisch beeindruckt. Dort wurden wir durch eine Nestlé-Ausstellung in der sechsten Etage geführt, die uns noch einmal vor Augen führte, wie unglaublich groß und global omnipräsent der Konzern ist und dass er zugleich auch Impulsgeber für die Gestaltung der eigenen beruflichen Zukunft sein könnte.

Bei traumhaftem Wetter am Genfer See vorbei ging es dann noch zu Fuß ins Alimentarium, ein als Nestlé-Stiftung betriebenes Lebensmittelmuseum, welches über die Themen Essen, Kochen und Einkaufen durch die verschiedenen Epochen der Geschichte berichtet. Insgesamt wurden hier Führungen in deutscher und englischer Sprache angeboten. Es sei hier noch einmal besonders hervorgehoben, welche Bedeutung Englisch als „lingua franca“ hat. Bei allen Veranstaltungen – sei es im CERN, im Nestlé Research Center, Headquarter oder Alimentarium – war es neben der grundsätzlichen Neugier und dem Interesse an den fachlichen Zusammenhängen auch wichtig zu spüren, welche Bedeutung das Beherrschen von Fremdsprachen – hier insbesondere Englisch, aber auch Französisch – hat. Im Rahmen des interkulturellen Lernens stand der Slogan „Think globally – act locally!“ immer wieder im Vordergrund.

Der letzte Abend wurde schließlich in Gruppen teils in der Stadt, teils am See, teils in der Jugendherberge verbracht und eigentlich konnten alle nur bedauern, dass die Fahrt nun schon fast vorbei sein sollte. Nachdem am Mittwochmorgen alle ihre Sachen gepackt und die Zimmer geräumt hatten, ging es um 10 Uhr zurück Richtung Königstein. Die reibungslos verlaufende Rückfahrt wurde unterschiedlich genutzt, um die vielen schönen und interessanten Eindrücke schon einmal vorab zu verarbeiten. Als wir um 18 Uhr wieder am Taunusgymnasium ankamen, war das Fazit klar: Jederzeit wieder, am liebsten sofort zurück!



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