Childaid-Konzert für die Zukunft der Kinder in den Slums

Die beiden Musikerinnen des Duos „Saxophilie“, Anne Siebrasse und Regina Reiter, freuten sich gemeinsam mit Veronika Todorova am Akkordeon über den langen und herzlichen Beifall des Publikums nach ihrem gelungenen Auftritt für Childaid Network. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – Guwahati ist die einzige Millionenstadt in Nordostindien. Viele Menschen aus armen, ländlichen Regionen suchen dort ihr Glück auf Arbeit, Lohn und ein besseres Leben. Doch dies gelingt den meisten nicht und so landen sie in den Armenvierteln der Stadt. Die Kinder und Jugendlichen dieser Slums besuchen keine Schule, haben Hunger, kaum Kleider und keine Zukunft. Diese Zukunft möchte ihnen die Stiftung „Childaid Network“ geben. Bereits 2013 haben Leser der F.A.Z. für diese Kinder Geld gesammelt und durch Childaid konnten mit den eingenommenen Spenden mehr als 3.000 Kinder von der Straße geholt werden. Mittlerweile gehen fast 5.000 Kinder und Jugendliche, die ehemals auf der Straße ein elendes Dasein hatten, zur Schule oder haben einen Beruf erlernt. Doch die Stiftung möchte mehr, denn immer noch „hoffen viele Kinder auf eine Brücke zu Schule und Beruf“, erklärt Dr. Martin Kasper, der gemeinsam mit Dr. Brigitta Cladders und Dr. Ute Nieschalk den Vorstand der Stiftung bildet. Aus diesem Grund veranstaltete die Stiftung ein Matinee-Konzert im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Königsteiner Salon“. Petra Schwägerl, die Childaid ehrenamtlich unterstützt und Veranstaltungen, Aktionen und Team-Events mitorganisiert, hat hierfür ihre Freundschaft zu Almut von Tresckow genutzt, die Mitglied im Verein „Live Music Now Frankfurt“ ist. „Live Music Now“ fördert junge talentierte Musiker, unter anderem durch Stipendien, und gibt ihnen die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Gespielt wird dabei, so Tresckow, allerdings „nicht auf großen Bühnen, sondern an Orten, wo Menschen ansonsten nicht in den Genuss von Musik kommen – nämlich in Altenheimen, Gefängnissen, Krankenhäusern.“ Denn der einstige Gründer und Stargeiger Yehu Menuhin war davon überzeugt, dass Musik zu einer besseren Gesellschaft beiträgt. So konnten durch „Live Music Now Frankfurt“ die Zuhörer im katholischen Gemeindezentrum Königstein drei talentierte, junge Musikerinnen hören, die als Meisterinnen ihres Fachs ein breites Repertoire von Barock bis Jazz boten. Bereits zu Beginn der Veranstaltung freute sich Dr. Martin Kasper, dass die Bestuhlung aufgestockt werden musste und immer mehr Musikinteressierte den Saal im Gemeindezentrum füllten. Jeder Konzertbesucher entrichtete eine Spende von 15,- Euro zu Beginn der Veranstaltung. So konnte Kasper während seiner Begrüßung stolz verkünden, dass „bereits heute Morgen 2.700 Euro Spenden aus dem Zuhörerkreis eingenommen wurden.“ Damit diese Spenden in vollem Umfang dem guten Zweck zufließen können, hatten das Marktforschungsunternehmen MRC Managing Research for Companies GmbH und das IT Consulting Unternehmen Projektfabrik GmbH die Kosten der Veranstaltung übernommen.

Das Duo „Saxophilie“ bestehend aus den beiden Musikerinnen Anne Siebrasse und Regina Reiter machte den Anfang und bot den Zuhörern perfekt aufeinander abgestimmte, kurzweilige Stücke, von andante bis allegretto und damit viel Abwechslung. Die beiden Musikerinnen kennen sich bereits seit ihrem gemeinsamen Saxophonstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und verstehen sich nicht nur musikalisch bestens. Auf der Bühne sind gleich mehrere, unterschiedlich große Saxophone, vom Sopransaxophon über das Altsaxophon bis hin zum Baritonsaxophon auszumachen, die beide Künstlerinnen mit großer Bravur spielen können. Drei Sätze aus zwei verschiedenen Suiten von Johann Sebastian Bach bilden den Anfang ihres Auftritts. Dabei erklären sie dem Publikum zunächst, dass diese Suiten ursprünglich nicht für das Saxophon geschrieben wurden. Kein Wunder, denn Saxophone waren in Zeiten des Barocks noch nicht erfunden. Doch Siebrasse und Reiter schrieben das Stück kurzerhand für ihre Instrumente um und konnten damit eindrucksvoll beweisen, dass sie Meisterinnen ihrer Kunst sind. Mit ihrer Interpretation eines Tangos von Astor Piazzolla, dem Begründer des Tango Nuevo, vereinigten sie die Elemente des Tangos – männliche Leidenschaft mit einer Rose im Mund- und ruhigere, melancholische Töne in perfekter Symbiose. Ihr Können untermauerten sie mit einem weiteren lebendig gespielten Beitrag aus dem Zeitalter des Barock, den die beiden allerdings im Kanon, also jeweils das Gleiche spielend, jedoch zeitversetzt, gekonnt vortrugen. Drei kürzere Jazzstücke rundeten den saxophonistischen Hochgenuss von „ Saxophilie“ ab, während das Publikum den Takt mit den Fingern mitschnipste und danach dem Können mit großem Applaus Anerkennung zollte.

Im Anschluss an Siebrasse und Reiter zeigte die aus Bulgarien stammende Musikerin Veronika Todorova ihr Können am Akkordeon. Todorova spielt bereits seit ihrem sechsten Lebensjahr Akkordeon und ist mit vielen nationalen und international anerkannten Preisen ausgezeichnet worden. Ihre fröhliche Art beschwingt bereits beim Betreten der Bühne das Publikum und ihre Finger fliegen zum, wie sie sagt, „Warmspielen“ über ihr Vignoni-Akkordeon, so dass man am liebsten direkt im Takt mitklatschen möchte. Dass sie den Rhythmus ihrer Heimat im Blut hat, beweist sie eindrucksvoll und führt die Zuhörer vom Tango bis hin zu einer musikalischen Reise nach Ungarn. Denn das Publikum genießt kurz darauf das ursprünglich von Vittorio Monti für Violine, Mandoline oder Klavier komponierte Stück „Csardas“ am Fuße der Königsteiner Burg, an diesem Vormittag auf dem Akkordeon dargeboten. Fast fühlt man sich einige Minuten nach Ungarn entführt. Auch Jazz ist mit dem Akkordeon möglich und der anfahrende Zug aus Todorovas „Traum Song – Melodien eines Zuges“ rauscht nach kurzer Zeit direkt durch das Publikum, vorbei am Saal des katholischen Gemeindezentrums. Alle drei Musikerinnen boten individuelle, originelle Musikfreude und wurden im Anschluss zum Dank mit lautem Applaus gefeiert. Die gute Laune hätte den Gründer von „Live Music Now“, Yehudi Menuhin, sicherlich sehr geehrt. Dass auch junge Menschen für junge Menschen da sind und helfen, dies bewies die Klasse 7e des Taunusgymnasiums. Sie verwöhnte die Gäste nach der Veranstaltung mit selbstgebackenen Waffeln, die sich großer Beliebtheit erfreuten.



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