Dank Immanuelgemeinde darf Stadt von „Kindervilla“ träumen

Königstein (el) – Schon lange wird in der Stadt nach einem Standort gefahndet, der während der Zeit des Umbaus des städtischen Kindergartens und Horts als Provisorium dienen könnte. Zuletzt hatte man über die Errichtung einer solchen Unterkunft auf dem Gelände der Friedrich-Stoltze-Schule diskutiert, um dorthin während der Sanierung den Kindergarten und die „Krabbelknirpse“ auslagern zu können. Auch über eine mögliche Nutzung des Jugendhauses in der Klosterstraße oder aber über eine Lösung auf dem „Messer Grundstück“ an der Sodener Straße war gesprochen worden.

Das alles war jedoch gestern. Als noch nicht die Rede von der „Kindervilla“ war, die jetzt in aller Munde ist und der Stadt Königstein eine bessere und vernünftigere Alternative zu bieten scheint, als alles andere zuvor Diskutierte.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte die evangelische Immanuelgemeinde mit einem Angebot an die Stadt, das wie folgt aussieht: Die Gemeinde stellt eine Villa in der Herrnwaldstraße zur Verfügung bzw. vermietet diese nach einem erfolgten, kindergartengerechten Umbau an die Stadt. Bei der „Kindervilla“ mit ihren insgesamt 4.000 Quadratmetern und 200 Quadratmetern Nutzfläche handelt es sich um eine Erbschaft, die die Immanuelgemeinde durch das im vergangenen Jahr im Alter von 92 Jahren verstorbene, langjährige Gemeindemitglied Lilo Heuckeroth gemacht hat. Heuckeroth, nach der auch eine Stiftung benannt ist, hatte sich mit ihrem Ehemann in den 50er-Jahren in Königstein niedergelassen und die Villa gebaut. Sie sei ein sehr aktives Mitglied der Gemeinde gewesen, erinnert sich die Pfarrerin an Heuckeroth, die auch im Kirchenvorstand mitgewirkt habe, stets gut informiert gewesen sei und im Stillen Gutes getan habe. Es wäre bestimmt im Sinne von Heuckeroth gewesen, dass die Villa jetzt einer sozialen Nutzung wie der angedachten zugeführt werde, ist Stoodt-Neuschäfer überzeugt.

Allerdings handele es sich bei dem großen und wunderschönen Gelände nicht etwa um ein Geschenk an die Stadt, so die Pfarrerin. Die Villa müsste gemäß den Erforderissen umgebaut werden und auch hier könnte sich die Gemeinde wiederum vorstellen, den Umbau in Absprache mit der Stadt vorzufinanzieren. Eventuell wäre es auch mit einer Zeitersparnis verbunden, wenn die Gemeinde den Umbau für die Stadt übernehmen würde. In einer gemeinsamen Begehung in der kommenden Woche mit dem Architekten wollen beide Parteien nähere Einzelheiten abklopfen. Auch auf eine Miete müsste man sich dann nach einem erfolgten Umbau einigen. Diese würde dann aber auch anders gestaltet, als man es vom Wohnen in einer Villa vermuten würde. Schließlich ist die soziale Komponente oberstes Gebot.

Bürgermeister Leonhard Helm sieht in der sich abzeichnenden Lösung für die Stadt eine große Chance. Er habe die Idee am Montag vergangener Woche im Ältestenrat zur Sprache gebracht und sei auf ein positives Echo gestoßen, so Helm. Bedenken bezüglich der Verkehrsanbindung und der Nachbarschaft seien natürlich auch geäußert worden, aber wenn man sich mal anschaue, wie sich die Situation zurzeit verkehrstechnisch am jetzigen Standort in der Eppsteiner Straße darstelle, dann könne es nicht schlechter sein.

Mit der Nutzung der Villa in der Herrnwaldstraße würde ein positiver Effekt eintreten, der sich auf das gesamte Betreuungskonzept auswirken würde. Demzufolge würden die drei Kindergartengruppen in die Villa umziehen, was es möglich machen würde, das Haus für die verbleibenden Gruppen – die Kleinsten, die „Krabbelknirpse“, sowie den Hort – im Bestand zu sanieren.

Diese Variante mit der Villa wolle man jetzt mit Hochdruck verfolgen, unterstreicht Helm die Ernsthaftigkeit seitens der Stadt, diese Lösung auch bis zum Ende durchzubringen. Andere Varianten liegen jetzt erst mal auf Eis, damit man sich auf die ins Auge gefasste Lösung konzentrieren könne. „Wir können das Gebäude in der Eppsteiner Straße weiter nutzen und gleichzeitig in der Herrnwaldstraße einen neuen Kindergarten unterbringen“, fasst der Rathauschef zusammen. Und dass sich der städtische Kindergarten dann aus der Siedlung verabschieden würde und in einen anderen Teil der Kernstadt angesiedelt werde, sei durchaus vertretbar, zumal die beiden anderen Betreuungsangebote in der Eppsteiner Straße verbleiben. Auf diese Weise verteilen sich auch die Kindergärten, ob in städtischer Hand oder in kirchlicher Trägerschaft, auf das gesamte Stadtgebiet.



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