Energie ist ein Thema, das uns alle betrifft

Ein Panel aus Experten diskutierte am Taunusgymnasium das Für und Wider der Energiewende. Foto: T. Laubach

Königstein (tl) – Am Königsteiner Taunusgymnasium diskutierten Schüler mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft zum Thema Energiewende unter dem Motto „SOS – Skyline ohne Strom“. Insgesamt nahmen an der Podiumsdiskussion 120 Schüler teil, von denen 15 Jungen den Politik- und Wirtschaftsleistungskurs besuchen. Diese erhielten die Gelegenheit, in den Dialog mit dem Königsteiner Bürgermeister Leonhard Helm, Chemiker Dr. Michael Molter von der chemischen Industrie Clariant, dem Leiter des Kommunalmanagements der Mainova AG, Francisco Rodriguez, und dem Geschäftsführer Innovation und Umwelt der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt zu treten. Vater des Gedankens war die IHK, die es sich im vergangenen Jahr zur Aufgabe gemacht hat, mit der jungen Generation in Austausch über die Folgen rund um die Energiewende zu treten. Entsprungen ist die Idee aus den Ereignissen in Hessen, als die Kraftwerke Biblis und Großkrotzenburg vom Netz gehen mussten und seither durchaus die Möglichkeit eines längeren Stromausfalls in der Frankfurter Gegend besteht. So war das Ziel der IHK, vorerst 10 bis 12 Schulen im Umkreis von Frankfurt zu kontaktieren. Da die Resonanz im vergangenen Jahr so beeindruckend war und großes Interesse der Lehrer des Faches Politik und Wirtschaft bestand, entschied sich die IHK, die Diskussionsreihe in diesem Jahr fortzusetzen.

Georg Blum, Lehrer für Politik und Wirtschaft am Taunusgymnasium, erläuterte, dass das Sujet der Energiewende besonders gut in den Kontext des Lehrplans für die E2-Leistungskursschüler passt, da in dieser Phase die Themenfelder Ökologie und Ökonomie abgedeckt werden. So könnten nicht nur die Schüler von dem Einblick in die Praxis profitieren, sondern auch die Lehrer, die sich darüber freuen, aus der klassischen Unterrichtsform einmal auszutreten. Für Georg Blum ist es wichtig, die Schüler auf eine gewissenhafte Nutzung des Stroms aufmerksam zu machen, um einen länger anhaltenden Stromausfall in der Frankfurter Umgebung unwahrscheinlich zu machen. In einem Punkt sind sich alle Beteiligten der Diskussion einig: Nicht nur die junge Generation muss für das Thema sensibilisiert werden, auch Erwachsene, der Staat und Unternehmen tragen eine große Verantwortung, das Thema Strom innovativ voranzubringen. Insbesondere der Staat wird in Zukunft die Herausforderung annehmen müssen, Investitionen in neue Energien rentabel und attraktiv zu machen. Ein Negativbeispiel bildet in diesem Zusammenhang das weltweit modernste Gaskraftwerk in Irsching. Da es nur noch Verluste in Folge der Beschlüsse der Energiewende einfahre, hätten sich die Betreiber für das Aus der Anlage entschieden.

Für Firmen bedeutet die Energiewende zurzeit größtenteils eine doppelte Investitionslast, da auf die Natur kein Verlass ist und an einem wind- oder sonnenlosen Tag die Kraftwerke wieder in Anspruch genommen werden müssen. So appellieren die Diskussionsteilnehmer an eine Förderung der Energieeffizienz, die schon bei den privaten Haushalten beginnt. Nicht nur eine geeignete Wärmedämmung in deutschen Wohnungen und Häusern sei notwendig, auch die Anregung für den Bau von Niedrigstromhäusern muss gegeben werden. Solche Investitionen belasten nicht nur die Kasse des Staates, sondern schlagen sich letztendlich auch in den Mieten und Ausgaben der privaten Haushalte nieder. Bürgermeister Helm erklärte den Schülern, dass Königstein kein eigener Energieversorger ist: Die wesentliche Aufgabe sei es, die Versorgung sicherzustellen, was in den letzten Jahrzehnten stets funktioniert habe. Das Ziel, bis 2050 den gesamten Strom aus erneuerbaren Energien zu schöpfen, halte er zwar für unrealistisch, aber für den Königsteiner Bürgermeister ist die Energiewende dennoch ein Muss nach den Ereignissen in Japan 2011, als sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima ereignete.

Und die Energiewende schreitet voran, da die Nutzung von erneuerbaren Energien eine steigende Tendenz aufweist, hauptsächlich in der Nutzung der Windkraft. Das beweisen auch die Zahlen der Stromerzeugung in Frankfurt: 50 Prozent werden bereits aus eigenen Anlagen aus erneuerbaren Energien geschöpft, 10 Prozent ist zugekaufter Atomstrom und der sonstige Strom kommt aus Gasanlagen.

Die Lage in Deutschland ist zurzeit besonders für die Wirtschaft angespannt: Die stetig steigenden Strompreise führen dazu, dass sich Investitionen in Kraftwerke oder Anlagen mit hohem Energieverbrauch nicht mehr lohnen. So gehen auch internationale Investoren mit ihren großen Rechenzentren bevorzugt in das europäische Ausland, wie Frankreich oder Island, um die hohen Abgaben in Deutschland zu umgehen.

Die Akzeptanz der Königsteiner Bürger gegenüber der Energiewende ist laut Helm sehr wohl vorhanden, für ihn sei es normal, dass es an der einen oder anderen Stelle Kritiker gibt, die kein Windkraftwerk vor ihrer Haustüre stehen haben wollen. Viel wichtiger sei es, die Bürger für eine intelligente und effiziente Stromnutzung zu gewinnen, was zum Beispiel Investitionen in bessere Technik im Haushalt bedeutet.

Windkraftwerke sind nicht in Planung in Königstein, die lohnenswertesten Standorte seien beliebte Touristenorte, wie die Keltenburg auf dem Altkönig. Hier würde nicht nur der Denkmalschutz protestieren. Der Schlüssel zu einer effizienten Stromnutzung liegt in Zukunft vor allen Dingen in der Selbstversorgung und in der gemeinsamen Nutzung von Energie durch Verbundnetzwerke von Kraftwerken oder Zusammenschlüssen von Unternehmen und Haushalten.



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