„Europa mit Bildern gefüllt“

Königstein (red) – 30 Jahre wird der „Europa-Jugendpreis der Stadt Königstein“ schon alt, ein kleines Jubiläum, das auch im doppelten Sinne gilt, denn das Preisausschreiben wird vom Magistrat nur alle zwei Jahre ausgelobt, was runde 15 Mal ergäbe – wenn da die Hintergründe nicht wären. Ursprünglich war man sich nur einig geworden, die Jugend mittels eines Preisausschreibens an das Thema Europa heranzuführen, berichtete Sabine Fischer als Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Kultur und Soziales, nach einer ersten guten Beteiligung habe man dann die Modalitäten „nachgebessert“ und zum Beispiel auch die Aufgabenstellung durch bestimmte Themenvorgaben eingeführt.

Mit der Zeit etablierte sich der Europa-Jugendpreis zu einem gerne genutzten Wettstreit zwischen Schulen, freien Jugendgruppen und auch Teilnehmern aus den Partnerstädten, um die größte Kreativität bei der Umsetzung von Inhalten wie Kochen oder Reisen in Europa, auch Volkslieder und Alkoholmißbrauch standen schon zur Debatte. Mit „Arm und Reich in Europa“ hatten die Verantwortlichen auch für 2014 wieder ein herausforderndes Thema gefunden, allerdings führten ausgerechnet finanzielle Probleme in diesem Jahr zu einer Verzögerung der Siegerehrung, die einige Teilnehmer und deren Betreuer vor ernsthafte Probleme stellte.

Nicht mehr alle Preisträger waren noch als jugendlich zu bezeichnen, einige schon an ihren Studienort „unbekannt verzogen“, andere hatten ihre Grundschulzeit beendet und mussten nun auf den weiterführenden Schulen gesucht werden – schwierige Aufgaben, die ursprünglich zu der Erwartung einer fast publikumslosen Veranstaltung geführt hatten. Nur durch großes Engagement einzelner Beteiligter, vorneweg Stefanie Schwaner und Sabine Fischer, füllten sich die Plätze im Raum Altkönig (HdB) doch noch mit stolzen Preisträgern und ein bundesligareifes „Geisterspiel“ wurde vermieden.

Eine Gelbe Karte allerdings hatten die Stadtverordneten sich schon verdient und diese auch akzeptiert, denn wegen der lange wirksamen Haushaltssperre waren auch die Preisgelder blockiert, was zu einer viermonatigen Verspätung der Preisverleihung führte, die sonst gerne am „Europatag“ im Mai stattfindet. Neben einer gewaltigen Geduldsprobe für die jungen Teilnehmer, die zum Teil schon im Januar mit ihren Projekten begonnen hatten und nun erste Erinnerungslücken bei der Schilderung ihrer damaligen Überlegungen aufwiesen, hatte die Überschreitung des Schuljahres zu den oben genannten Schwierigkeiten geführt, einzelne Preisträger überhaupt noch zu informieren. Letzteres wurde besonders durch die kurze „Vorwarnzeit“ erschwert, doch sollten die Preise wenigstens noch vor den Herbstferien vergeben werden... „Wenn so etwas wieder passiert, werden wir dafür sorgen, dass jemand das Geld vorschießt“, zog Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr die Lehre aus den aktuellen Vorgängen.

Mit Verlaub und ohne alle Feindschaft – so viel Schelte muss im Sinne einer wahrhaftigen Pressearbeit schon sein, aber damit ist es auch genug, die Stadtverordneten haben das Problem selbst erkannt und Besserung gelobt, also steht dem fröhlichen Teil der Berichterstattung nichts mehr im Wege – und der überwiegt zu Recht bei Weitem. 24 Preise, neben erstem bis drittem auch etliche Anerkennungspreise, wurden in diesem Jahr vergeben, über 50 junge Menschen teilten sie untereinander auf, das sind mehr, als es Urkunden gab, daher erhielten die Klassen und Projektgruppen die ausdrückliche Erlaubnis zur Vervielfältigung.

Mangels exakter Aufzeichnungen sei in diesem Jahr aber zumindest nach Gefühl auch die größte Zahl an Bewerbungen eingegangen, schätzte Robert Rohr in seiner Einleitung, dabei erklärte er der Jugend auch gleich, weshalb er hier im Namen der Stadt reden durfte, obwohl er nicht Bürgermeister ist – aber der braucht eben auch seine offiziellen Vertreter. Über Wilhelm von Humboldt ging der Erste Bürger schließlich noch hinaus, der hatte nämlich einst formuliert „Erst durch die Sprache wächst die Klarheit“. Da aber im Verbund der EU gerade hier noch auf Unterschiede Wert gelegt wird und die friedenserhaltende Gemeinschaft auch mit dem Herzen verstanden werden will, haben die Teilnehmer durch die Bank weg das adäquate Medium gewählt: „Ihr habt mit Euren Beiträgen zum Europa-Jugendpreis mit Bildern gesprochen!“

Dass Bilder nicht nur gemalt sein müssen, zeigte sich schon in der Altersklasse sechs bis neun Jahre, deren erster Preis nach Kórnik ging. Von dort stammte auch ein Modell „Tower aus Geldscheinen“, die Klassse 4a der Grundschule Königstein von Ulla Conrad-Bastius punktete mit Lego-Villen und eine Kooperation von städtischem und katholischem Kinderhort erreichte mit einem Theaterstück (auf CD) den zweiten Platz. Die Altersklasse der Zehn- bis Dreizehnjährigen gehörte komplett dem Taunusgymnasium, einen ersten und zwei zweite Plätze belegten Projektgruppen aus dem Religionsunterricht von Holger Friedel mit einem Film und zwei Spielen, hier musste unter anderem Geld über Grenzen transferiert werden.

In den höheren Klassen dominierte die St. Angela-Schule, ein Oberstufenkurs von Nina Groll, zu dem auch einige Schüler der BNS gehörten, hatte die künstlerischen Methoden Fotocollage und Zeichnung sehr vielfältig und einfallsreich genutzt, was zu einer wahren Flut prämierter Werke einzelner Teilnehmer geführt hatte. Dazu kamen in der Gruppe der Vierzehn- bis Siebzehnjährigen ein zweiter Platz für den Jugendrat aus Le Cannet-Rocheville und ein dritter Platz für die „Fußballplätze in Europa“ von Aleksandra Pawtowicz aus Kórnik. In der Altersklasse 18 bis 21 Jahre, die in früheren Ausschreibungen mehrfach unbesetzt geblieben war, sicherte sich neben den älteren Kursteilnehmern der SAS der Jugendtreff Schneidhain unter Leitung von Fabian Ebeling einen Anerkennungspreis für ein Plakat.

Bleibt noch zu erwähnen, dass auf die Preisträger auch noch ein kleines Erfrischungsbufett mit Getränken und Brezeln wartete, Gelegenheit sich die Werke der anderen auch noch einmal anzusehen und Fragen zu stellen. Die Jury, so war zu hören, zwingt sich mit einem einfachen Trick zu absoluter Neutralität, denn sie erfahren die Namen der Einreichenden erst nach der Preisvergabe, nur die Altersklassen sind ihnen bekannt. Und eine besondere Idee zum Thema „Arm und Reich“ war auch noch zu vernehmen, denn eine Schülergruppe entschloss sich spontan, ihr Preisgeld zu spenden – darüber aber in den nächsten Wochen mehr in der KöWo.

Auch das ist „die Jugend von heute“: Fröhliche Gesichter zwischen Siegerurkunden. Mit ihren eingereichten Arbeiten sprengten die Teilnehmer am „Europa-Jugendpreis“ alle Planungen und schlugen eine Menge zusätzlicher Anerkennungspreise heraus.

Foto: privat



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