Friedrich-Stoltze-Schule feiert ihren Namenspatron

Die Friedrich-Stoltze-Schule feierte mit ihrer Friedrich-Stoltze-Show den 200. Geburtstag ihres Namenspatrons. Mit musikalischer Unterhaltung der Kurharmonix und Anekdoten des Mundart Rezitators Mario Gesiarz wurden die Gäste in die damalige Zeit hineinversetzt. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – Manch einer fragt sich gerne: Was interessiert mich die Zeit von gestern? Nicht aber die Schulgemeinde der Friedrich-Stoltze-Schule! Hier ist man stolz auf seinen Namenspatron, den am 21. November 1816 in Frankfurt geborenen deutschen Schriftsteller und Dichter Friedrich Stoltze. So sollte der 200. Geburtstag Stoltzes, der besonders durch seine Gedichte in Frankfurter Mundart bekannt wurde, auch gebührend gefeiert werden und eine abendliche „Friedrich-Stoltze-Show“ organisiert werden. Die Idee hierzu lieferte vor gut einem Jahr das Büchereiteam um Lara Spoden, Leiterin der Schülerbücherei und Klassenlehrerin einer neunten Klasse. Gemeinsam mit allen Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeitern, durch die positive Resonanz der Schulleitung bestärkt, machte man sich sogleich an die Planungsarbeit. Bereits beim Betreten der Schule spürte man eine angenehme und freundliche Atmosphäre innerhalb des gesamten Schulgebäudes. Ein aufgeregtes Gewimmel beherrschte die Räumlichkeiten vor dem Theatersaal und schnell wurden noch die letzten Sektgläser und Tischdekorationen zurechtgerückt. Lara Spoden ist besonders auf das große Engagement ihrer neunten Klasse stolz, die die Idee der Feier zum Gedenken Friedrich Stoltzes von Anfang an unterstützte. „Das ist etwas ganz Besonderes, dass die Schüler um diese Uhrzeit sich freiwillig für die Schule engagieren.“ Die Schülerinnen und Schüler machen demnächst ihren Abschluss an der Schule und „möchten sich trotz der schulischen Verpflichtungen engagieren. Hierfür gebührt ihnen ein großes Lob!“ Viel hat man denn auch gemeinsam für den Showabend auf die Beine gestellt. Büchereimitarbeiterin Sigrun Hassel hat das Event ehrenamtlich unterstützt und dabei nicht nur viele Sponsoren gefunden. Neben der Buchhandlung Millennium, Alnatura, Kursana oder Autohaus Marnet, fördern unter anderem auch die Frankfurter Volksbank, die Alte Apotheke und die Königsteiner Woche das Ereignis. Hassel und einige freiwillige Helfer klären noch bis kurz vor Beginn des Abends die letzten Details. Das Credo der Schule ist, dass jeder zu Ehren Friedrich Stoltzes mitfeiern darf und deshalb der Eintritt frei ist. Spenden sind jedoch gerne willkommen, denn die Schule hat so einiges vor. „Wir hoffen zum einen auf Spenden für unsere Schulbücherei, zum anderen möchten wir unseren Schulhof attraktiver gestalten. Dabei steht die Finanzierung von Tischtennisplatten oder Klettergeräten oben auf unserer Liste der möglichen Anschaffungen“, weiß Lara Spoden. Die Räumlichkeiten füllen sich immer mehr und die Neugier auf das, was kommen mag, ist groß. Denn die Schulgemeinde hat sich viel einfallen lassen. Nach der Ansprache der kommissarischen Schulleiterin Katrin Sellger, die einen Überblick über das Leben Friedrich Stoltzes gibt und während des Rezitierens Stoltzes ihr eigenes Talent zur hessischen Sprache entdeckt – Sellger selbst ist aus Sachsen – wächst die Neugier unter den Gästen auf den Abend. Die Kurharmonix, als weit über Königsteins Grenzen hinaus bekannte Männervokalgruppe, eröffnet denn auch im Anschluss an Katrin Sellger die eigentliche Show. In Anlehnung an Stoltze, dessen Vater eine Gastwirtschaft in Frankfurt besaß, beschwingen die Kurharmonix das Publikum mit dem dazu passenden Lied „In der Bar zum Krokodil“. Seit vielen Jahren nutzt die Männergesangsgruppe die Räumlichkeiten der Friedrich-Stoltze-Schule für ihre Proben, weshalb sie es als eine Selbstverständlichkeit erachten, am Abend mitzuwirken. Die Liedtexte bringen die Gäste zum Schmunzeln und stimmen auf den weiteren Programmpunkt des Abends ein. Damit die Show auf allen Ebenen Stoltzes Leben beleuchtet, war eigens „Rezi*Babbel“, Frankfurts bekannter Mundart-Rezitator Mario Gesiarz, angereist. „Ich will heute Abend den ganzen Stoltze zeigen. Den liberalen, demokratischen Stoltze, wie auch den Anhänger der Bewegungen des Vormärz, der gegen Antisemitismus war, aber auch den Satiriker, den Publizist und Verleger“, erklärte Gesiarz. Im Frack mit Zylinder gekleidet, kann sich der Zuschauer direkt in die Zeit Frankfurts zwischen 1816 und 1891, in der Stoltze lebte, hineinversetzen. Unter den Zuschauern waren neben Lehrern, Mitarbeitern der Schule und anderen Mitfeiernden auch viele Schülerinnen und Schüler der Schule. Luca Knodel aus der achten Klasse war mit seiner Schwester, ehemalige Absolventin der Schule, seiner Mutter und einer Bekannten der Familie angereist und war auf das Programm und die Historie hinter Friedrich Stoltze gespannt. Denn über die Veranstaltung hinaus kann man so einiges lernen und geschichtliche Hintergründe der Region besser deuten. So erfuhr man bereits zu Beginn, dass Stoltze eigentlich eine Lehre zum Kaufmann begann, diese ungeliebte Lehre dann aber zunächst unterbrach, da man bereits in jungen Jahren sein poetisches Talent erkannte und förderte. Die Kaufmannsausbildung setzte er später in Lyon und Paris fort, zur Kur kam er besonders gerne nach Königstein, um hier bei Georg Pingler medizinischen Rat einzuholen. Ein großes Willkommen zwischen Schulgemeinde und Gästen herrschte nicht nur in der Pause bei Sekt und Häppchen. Stefan Wegner war samt Gattin unter den Gästen des Abends. Er engagiert sich an der Schule ehrenamtlich und betreut das Projekt „Justament“, durch das Schulabsolventen für das Berufsleben fit gemacht werden. Tochter Annika und Klassenlehrerin Lara Spoden haben ehemals gemeinsam auf der Schulbank gesessen, was so mancherlei Erinnerungen zwischen Lehrerin Spoden und Familie Wegner aufleben ließ. Auch Schüler der unteren Klassen der Friedrich-Stoltze-Schule führten die Gäste in der Pause an den vielen Plakaten, die eigens für den Abend aufgehängt wurden, vorbei. „Wir helfen gerne!“, betonten Saron Sium und Celita Humm aus der K5a. Eifrig füllten sie Salzstangen nach, damit alles hübsch dekoriert ist. Der Gemeinschafts- aber auch der Hilfsgedanke war eindeutig spürbar. Seit vielen Jahren unterstützt zum Beispiel Hans Hubbertz als Lesementor Schüler der Friedrich-Stoltze-Schule. „Es ist schön hier zu sein. Ich bin eingeladen worden und freue mich auf den Abend!“, erklärte er. Mit viel Engagement und Herzlichkeit hatten Schulleitung, Kollegium, Bücherei und Schüler einen unterhaltsamen, kurzweiligen Abend zu Ehren ihres Namensgebers zusammengestellt. Friedrich Stoltze hätte, wäre er dabei gewesen, sicherlich seinen Zylinder gezogen.



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