Gipfeltreffen der Spitzenköche und „Alice im Wunderland“

Bevor des um Live-Cooking an den Stationen ging, posierten Gastgeber und gastierende Köche nochmal für die Fotografen. Fotos: Schemuth

Königstein (el) – Ihn umgibt ein Hauch von internationalem Flair – allerdings ist dieser „G8-Gipfel“ nicht prominent besetzt mit Trägern von Nadelstreifenanzügen; hier herrscht bei den Hauptakteuren die Farbe Weiß vor und das ist noch längst nicht alles, was es am vergangenen Sonntag in der Villa Rothschild für die Sinne zu erfassen gab: Für die 400 Besucher des nunmehr neunten Gourmet-G8-Gipfels hieß es eintauchen in die Welt des Genusses! Nicht weniger als 429 Gäste kamen dieser einmaligen Einladung zur exklusiven Küchenparty nach. Die Hauptorganisation lag in den Händen von Zwei-Sterne-Koch Christian Eckhardt, Gourmetchef im Restaurant Villa Rothschild, und Sommelier Benjamin Birk, die sozuagen ein Heimspiel hatten.

Bei diesem Gipfel verzichtete man wohlweißlich auf einen Übersetzer, denn alle sprachen dieselbe Sprache und die führte nun mal zunächst über den Gaumen…hier konnten die Gäste an zwölf Live-Cooking-Stationen, die sich über sämtliche Räume der Villa Rothschild inklusive der Küche im Untergeschoss verteilten, den Profis – insgesamt waren 81 von ihnen am Werk – bei der Zubereitung der vorbereiteten Gerichte über die Schulter schauen.

Selbstverständlich hatten die Gourmetköche schon lange im Voraus an ihren Kreationen gefeilt, um sie dann vor den Augen der Gäste nur noch mit dem nötigen Feinschliff zu versehen. So wurde in „Tizian‘s Bar“ die edle Hummersuppe, die Patrick Weber vom Schwesterhotel Atlantic Kempinski in Hamburg mitgebracht hatte, genau temperiert und mit feiner Garnitur am Tellerrand versehen, dem Gast überreicht. Im Weißen Salon machte der Gaumen dank des Frische Paradies Bekanntschaft mit Cobia, einem Königsfisch zu Tartar verarbeitet, der seinem Namen gerecht wurde und nebst Avocado und Dillblüte, die geschmacklich in den Hintergrund treten mussten, mit einer Haube von zart schmelzendem Gurkeneis serviert wurde.„In diesem Jahr gibt es keinen Favoriten, es sind alle hervorragend auf ihre Art“, flüsterten die Gipfelbesucher auf dem Weg zur nächsten Station einander zu. Eine, die wieder wie gewohnt ablieferte, war die einzige Frau in der Männerriege: Zwei-Sterne-Köchin Sara Henke („Yoso“), die bekannt ist für ihre leichte, aber zugleich aromastarke Küche. Ihre exotische Schweinefleisch-Kreation hatte sie einfach „Sarah‘s Kimchi“ genannt. Hervorragend der süß-saure Kontrast. Christian Eckhardt und sein Team waren sozusagen als Gastgeber gleich zwei Mal am Start: Zum einen mit eingelegtem Färöer-Lachs mit zart schmelzenden Erbsen und einer distinkten Parmesan-Note und zum anderen mit Gold-Forelle gebeizt an Blumenkohl, frischen Wiesenkräutern und zur Abrundung Mandelsplittern.

Oliver Heberlein & Team vom Schwesterhotel Kempinski, das nur wenige hundert Meter entfernt vom Ort des Geschehens liegt, begeisterten dagegen mit der Gourmet-Variante eines US-Flank-Steaks, wobei hier geräucherte Pimentos und Karamell-Zwiebel geradezu als geniale geschmackliche Gegenspieler zum Einsatz kamen. Ebenfalls im Gespräch war natürlich Drei-Sterne-Koch Sven Elverfeld, der Bolognese, im Glas serviert, auf seine eigene, geniale Weise interpretiert hatte. Fruchtig, salzig, karamellig, sanft und dann wiederum feurig kam das „Beste aus der Gans“ daher, kredenzt von Cédric Schwitzer.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als ein Wolkenbruch den Gourmetgipfel heimgesucht hatte, war das Sitzen auf den Lounge-Möbeln noch bis zu später Stunde möglich. Schon zur Begrüßung hatte der General Manager der Villa Rothschild und des Hotels Kempinski in Falkenstein, Stefan Massa, die Gäste dazu animiert, auszuschwärmen und sich über die gesamte Villa zu verteilen, um das Gourmet-Erlebnis perfekt zu machen.

Am Ende des Abends stellte man einhellig fest, dass es wieder ein sehr ausgewogener Geschmacksparcours gewesen war, auf den schon am Nachmittag beim Sektempfang auf der Terrasse mit Amuses Gueules eingestimmt wurde, die durchaus auch lokalen Bezug hatten…schließlich hatte Queen Elizabeth es vor wenigen Tagen bei ihrem Staatsbesuch vorgemacht, wie so etwas gehen kann und so nahmen die Gipfelgäste auch ein wenig hessische Kulinarik mit auf den Weg in Form von einem Handkäs, der raffiniert in Miniatur-Format daherkam.

Auf die Geschmacksknospen sollte allerdings noch – wie jedes Jahr – ein süßer Abschluss folgen, vorbereitet von Chefpatissier Benjamin Kunert, der das Motto „Alice im Wunderland“ vorgegeben hatte. Ob man sich am Schokoladenbrunnen bediente und die zarte Masse über seine köstliche Erdbeeren fließen ließ oder aber sich Pralinen mit ungewohnter Note, mit Rosmarin oder aber als „Cola Fizz“ deklariert, im Munde zergehen ließ, im Gegensatz zur Romanfigur Alice erlebten die Gäste nicht etwa Seltsames, sondern Wunderbares im Miniaturformat, etwa in Form einer Teatime mit Apricot- und Safran-Note oder aber fantasievollen Lollys mit zartem, fruchtig-schmelzendem Kern. Eine Entdeckung war auch der „Keks im Glas“, selbstverständlich in einem Milchbad serviert.

Ehe man sich‘s versah, gab es zu später Stunde ein Himmelsspektakel, für das die Pyrotechniker im Auftrag der Villa Rothschild gesorgt hatten und das den Ausblick über die Skyline von Kronberg freigab und so manchen ob der schönen, das Feuerwerk begleitenden Sinfonie ins Schwärmen geraten ließ. Im Anschluss wurde noch mal so richtig aufgedreht, denn die Gail Duncan Band animierte alle dazu, die Tanzfläche unter dem Zelt auf der Terrasse zu bevölkern, während die zahlreichen weiteren Aussteller, darunter auch einige bekannte Weingüter, die Gelegenheit nutzten, sich und ihre Erzeugnisse vorzustellen.

Christian Eckhardt (li.), Gourmetchef im Restaurant der Villa Rothschild, und Benjamin Kunert, Chefpatissier des Hauses, vor der Fantasielandschaft „Alice im Wunderland“ die gleichzeitig als Motto für das sensationelle Nachtischbüfett diente.

Das macht dieses Gipfeltreffen für Gourmets und Genießer aus: Die exzellente Küche, gepaart mit zwangloser Atmosphäre.

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