Hans Robert Hiegel bringt die Architektur erstmalig ins Rathaus

Architekt Hans Robert Hiegel präsentiert den Königsteinern seine Visionen.

Foto: Schnurawa

Königstein (ja) – Kunst bestimmt das Innenleben des Rathauses ja schon seit längerem, doch so etwas wie die aktuelle Vernissage, die am vergangenen Donnerstag ihre Premiere erleben durfte, hat es bis dato noch nicht gegeben. Umso mehr ein Grund, sie in diese für Königstein so kulturell bedeutsame Örtlichkeit zu holen, dachte man sich. Eine wirklich glückliche Fügung war dabei, dass das Rathaus zurzeit ausnahmsweise mal nicht bereits anderweitig belegt oder ausgebucht war, was Architekt Hans Robert Hiegel aus Karlsruhe den Weg ebnete, seine Planungen, Skizzen und mitunter auch Visionen den Königsteinern zu präsentieren. „Ich bin sehr froh, Lückenbüßer sein zu dürfen“, freute sich der aus Kaiserlautern stammende Künstler, der auch stellvertretend für andere, ebenfalls an dieser Präsentation Mitwirkende, erschien.

Mal etwas komplett anderes sehen und erleben kann man bei dieser Vernissage, die einem einmal Einblicke in die Architektur und damit Entstehung eines Gebäudes gewährt, das zunächst ja stets mit einer Zeichnung beginnt. Eine ganz und gar wesentliche Rolle bei der Erschaffung eines Bauwerkes spiele vor allem für ihn die Ästhetik, meint Hans Robert Hiegel, der sich bereits seit 1982 der Architektur verschrieben und in Kooperation mit anderen Baukünstlern aus Israel, Moskau und Italien Beachtliches geschaffen hat. Ein gutes Beispiel hierfür ist „The Davidson Museum“ in Jerusalem, das zu den bedeutungsvollsten Gebäuden zählt, an denen der Gestalter beteiligt war. Dabei gehe es jedoch nicht ausschließlich um die Neuerschaffung von Gebäuden, sondern auch des öfteren einfach um die Umgestaltung von alten Gebäuden, erläutert der Gebäudekonstrukteur, der gleichzeitig auch Innenarchitekt ist. So beispielsweise ist Hiegel für die Gestaltung des Innenraumes der Matthäuskirche in Karlsruhe verantwortlich, den er 2008 kreierte – nur eines von vielen Projekten, an denen er mitgewirkt hat.

Dabei ist ihm deutlich anzumerken, mit wie viel Freude und Begeisterung er seinen Beruf betreibt. Die Morphologie von Gebäuden, mit der er sich immer wieder auseinandersetzen müsse, fasziniere ihn immer wieder aufs Neue, gab der Architekt zu verstehen. „Besonders gerne arbeite ich mit Stein und speziell Sandstein, aber auch Glas ist ein gut und vielseitig einsetzbares Material“, gab Hiegel zu verstehen, für den ein gutes Zusammenspiel von Materialien entscheidend ist. Diese Stimmigkeit und Harmonie ist selbst für den Laien in Hiegels Skizzen, Zeichnungen, Visionen, Baustellen und Fotos wahrnehmbar.

Wer diese Ausstellung besucht, stößt zudem auf ein Spektrum ganz unterschiedlicher Darstellungsformen seiner Projekte. Zu finden sind hier sowohl zart kolorierte Bleistiftzeichnungen auf Transparent als auch Reproduktionen und Collagen. Besonders anschaulich sind vor allem jene plastischen Nachbildungen ganzer Gebäudelandschaften, die dem Betrachter aufgrund ihrer Dreidimensionalität nicht nur sofort ins Auge springen, sondern auch eine bessere Vorstellungskraft vermitteln.

Aber der Architekt und Künstler gibt auch Einblicke in Struktur- und Proportionsüberlegungen, wobei gleichfalls auch interessanterweise Abbilder von Modellen zu Projekten und Hubschrauberflügen über eine künftige Stadt zu sehen sind. Hans Robert Hiegel hat zudem sieben weitere Kollegen (Weil Arets, Gianni Braghieri, Etan Kimmel, Will Asop, L. und V. Kirpichev sowie Chombart de Lauwe) gewinnen können, die, wie bereits erwähnt, an dieser Gemeinschaftsausstellung mitbeteiligt sind. Weiterhin beteiligt sind Künstler aus Moskau, Tel Aviv und Amsterdam sowie ein Entwurf des Theodor Herzl-Museum in Jerusalem, das von den beiden weltbekannten Architekten Davidsohn und Bobrovic entworfen wurde.

Sehr angetan von den Projekten zeigte sich im Übrigen auch der 1. Stadtrat Walter Krimmel, der in seiner Begrüßungsrede auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Architekt und Bauherr zu sprechen kam. Es sei das „A“ und „O“, dass Architekt und Bauherr Hand in Hand arbeiteten, denn was nützten die besten Ideen und Pläne, wenn sie der Bauherr nicht ausführen könne bzw. wolle. Im Zweifelsfall schrumpfe dann die Idee des Architekten zu einer bloßen Vision zusammen, da jene schlicht und ergreifend einfach nicht umsetzbar sei, so Walter Krimmel, der Visionen durchaus nicht als etwas Negatives erachtet. Es seien eben einfach nur nicht realisierbare Ideen. Viel Erfolg und zahlreiche Besuche wünschte er der aktuellen Ausstellung, die noch bis einschließlich 25. Juni zu den gewohnten Öffnungszeiten zu sehen ist.



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