Helm und Boller sind geschiedene Leute: Kur GmbH-Chefin wird mit sofortiger Wirkung freigestellt

Almut Boller wurde am Montag von ihrem Geschäftsführerposten bei der Kur GmbH entbunden. Vorangegangen war ein monatelang schwelender Konflikt zwischen den beiden, für dessen Auslöser es keine plausible Erklärung zu geben scheint. Archivfoto

Königstein
(el) – Wenn zwei sich nichts mehr zu sagen haben und es einfach nicht mehr funktioniert, dann ist eine Trennung womöglich das einzig Richtige. In der Arbeitswelt verhält es sich zwar augenscheinlich anders bzw. formeller – da gilt es, Fristen einzuhalten und das Gesicht zu wahren – doch im Grunde geht es um dasselbe Prinzip, das für jeden Beteiligten höchst unerfreulich und mit so manchem Schmerz verbunden ist.

Im vorliegenden Falle von Bürgermeister Leonhard Helm und der Geschäftsführerin der städtischen Kur GmbH, Almut Boller, war schon seit Mitte des Jahres bekannt, dass das Tischtuch zwischen den beiden regelrecht zerschnitten war. Einem Beschluss des Kur GmbH Aufsichtsrates vom Juni zufolge sollte das Arbeitsverhältnis bzw. der befristete Vertrag mit Almut Boller am 28. Februar kommenden Jahres auslaufen. Dieser Sachstand ist seit Montag dieser Woche nicht mehr aktuell. Als Konsequenz der jüngsten Sitzung des Aufsichtsrates, dessen Vorsitzender Leonhard Helm ist, sei beschlossen worden, Frau Boller mit sofortiger Wirkung von ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin zu entbinden. Trotz ihrer Abbestellung gelte formal bis zum Ende ihrer Dienstzeit der Anstellungsvertrag, setzte Helm die Presse am Dienstag in Kenntnis über diese neue Entwicklung.

Wie geht es jetzt weiter mit der Kur GmbH nach dieser Nachricht, die so manches Fragezeichen aufkommen lässt? Bettina Brüske, Fachbereichsleiterin Finanzen, sei zur Prokuristin bestellt worden, teilte Bürgermeister Helm in Anwesenheit des Ersten Stadtrates Walter Krimmel und der Leiterin der Pressestelle, Martina Tonsen, mit. Zusammen mit Thomas Rausch, der bereits im Juni zum zweiten Geschäftsführer der Kur GmbH bestellt worden war, wird sich Brüske nun kommissarisch die Verantwortung für die städtische Tochter teilen. Auch die Mitarbeiter des Kurbades habe man über die Abbestellung Bollers informiert, so Helm, für den nun eine „Hängepartie“, die es seit Anfang des Jahres hinsichtlich der Personalie Boller gegeben hat, durch eine finale Lösung beendet ist. Angesichts der durch das angespannte Verhältnis von Helm und Boller entstandenen Dauerbelastung habe man nun Nägel mit Köpfen gemacht und eine Entscheidung getroffen.

Dies, nachdem sich die scheidende Geschäftsführerin Boller nicht auf eine Lösung habe einlassen wollen, die vorgesehen hätte, die verbleibende Zeit in den Diensten der Stadt im Einvernehmen zu regeln, sodass man eine Absprache auch hinsichtlich noch ausstehender Urlaubsansprüche hätte treffen können. Aber nicht mal darauf habe man sich einigen können, was die Zusammenarbeit laut Helm in der jüngsten Zeit noch zusätzlich erschwert hätte.

Wenn man kein Vertrauen mehr zueinander habe, könne das auf Dauer nicht mehr funktionieren, das habe man erkennen müssen, sagte Helm, der, wie er formulierte, an einer „zukunftsorientierten“ Lösung interessiert sei. Fünf Monate des sich gegenseitig unnötigen Blockierens seien somit durch den Beschluss des Aufsichtsrates vom Montag dieser Woche beendet worden. Es habe eine Entscheidung hergemusst und es mache nun im Nachhinein keinen Sinn, in den „Krümeln“ nach dem Warum zu suchen und die Vergangenheit aufzuarbeiten, um zu den Wurzeln der Auseinandersetzung zu gelangen. Es habe jedoch keine strafrechtliche Grundlage für die nun erfolgte Freistellung gegeben, stellte Helm klar. Man habe ein ganz normales Prozedere befolgt, das stets bei einer Abbestellung eines Geschäftsführers erfolge, äußerte sich Helm, der jedoch kein Wort darüber verlieren wollte, warum gleich auch die Schlösser im Kurbad ausgetauscht worden seien und die erfolgte Freistellung in Anwesenheit von Polizei erfolgt sei.

Als einzig greifbarer Grund für das umgehende Handeln könnte die Erklärung herangezogen werden, dass so ziemlich jede Woche Post vom Anwalt von Almut Boller im Rathaus eingegangen sei, was einiges an Manpower gebunden habe. Jedes Mal sei eine Reaktion seitens des Aufsichtsratsvorsitzenden erforderlich gewesen, so Helm. Er habe jedoch nicht die Zeit, sich ständig mit derlei Fragen zu beschäftigen, ob das Protokoll für die nächste Sitzung zu Unrecht nicht rechtzeitig verschickt worden sei.

Nun gilt der Blick der Zukunft und hier spielt nicht unerheblich mit rein, dass man sich immer noch mitten in den Überlegungen für eine mögliche Kurbadsanierung befindet und wie diese für die finanziell klamme Stadt zu stemmen ist. Diesbezüglich stellte Leonhard Helm fest, dass die Dissonanzen zwischen ihm und Boller, die Anfang des Jahres noch von ihm selbst in der Öffentlichkeit als „Missverständnis“ kommuniziert wurden, nicht etwa nachteilige Auswirkungen auf eine eventuell bevorstehende Sanierung des Kurbades haben würden. Zumal Frau Boller, die zwar im vergangenen Jahr nachgelassen habe, jedoch sechs von sieben Jahren ihres Geschäftsführer-Daseins einen guten Job gemacht habe, keine ausgewiesene Bäderexpertin sei und der Plan, wie eine Sanierung aussehen könnte, ohnehin festgelegt sei.

Durch das über Monate angespannte Verhältnis zwischen ihm und Boller seien einfach zu viele Nebenkriegsschauplätze entstanden, die Energien geraubt hätten, die man eigentlich gut für das Kurbad hätte gebrauchen können.

So habe sich im vergangenen Jahr kaum etwas in Sachen Kurbad bewegt. Den Beschluss der Parlamentarier pro Sanierung sieht Helm als „Etappenmedaille“ an. Die Umsetzung dieser Entscheidung müsste nun erfolgen und vor allem müsse auch die Frage danach beantwortet werden, was auf dem benachbarten Grundstück entstehen soll, dessen Verkauf im Wesentlichen der Finanzierung der kostspieligen Sanierung dient. Investoren gäbe es zurzeit mehr als eine Handvoll. Die Stelle der oder des Geschäftsführers der Kur GmbH sei indes laut Parlamentsbeschluss aus dem Haushalt für das kommende Jahr herausgenommen worden.

Der Plan ist erstmal, so lange, bis es in die Sanierung geht, neben Herrn Rausch die zweite Geschäftsführung intern abzudecken. Nach der Sanierung werde man eine neue Geschäftsführung des Kurbades brauchen, damit das Ganze vermarktet wird, läuft und man auch einen richtigen Partner für die Gastronomie habe, erklärte Helm.

Almut Boller gab sich nach ihrer Freistellung sehr zurückhaltend, teilte aber mit, dass sie „überrascht und enttäuscht“ sei. Ohne auf Details einzugehen, sprach Boller von „dramatischen“ Ereignissen am Montagabend. Es ist davon auszugehen, dass Almut Boller in dieser Sache weitere rechtliche Schritte unternehmen wird.

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