Kleine Monster auf der Burg – Königstein jagt Pokémons

Ein „Blitza“ in der „Arena“ im Kurpark Königstein. Fotos: Scholl

Königstein (gs) – Haben Sie sie auch schon gesehen? Die (meist) jungen Leute, die wie gebannt auf ihr Smartphone starren und scheinbar ziellos durch die Gegend laufen, sich drehen und suchend um sich schauen? Sie müssen Verständnis haben, wenn diese Menschen sie (unabsichtlich) umrennen, anrempeln oder genau vor ihrem Haus stehen und suchend um sich schauen. Sie sind auf der Jagd – nach Pokémons!

Ein neuer Hype hat die Jugend erfasst und er treibt die sonst so lauffaulen Kinder aus dem Haus, um die Umgebung eingehend zu erkunden – auf der Suche nach diesen kleinen, niedlichen, virtuellen Monstern! Momentan gibt es 250 verschiedene Pokémons, die gesucht und gefangen werden wollen – das ist eine echte Aufgabe! Aber was sind das für Tierchen und wo kommen sie eigentlich her und noch viel wichtiger – wie konnten sie in die Realität gelangen?

Pokémons gibt es schon seit 20 Jahren. Die japanische Firma Nintendo hat die kleinen Tierchen (Pokémons = Pocket Monster/Taschenmonster) erfunden. Sie sind seit vielen Jahren Hauptakteure von gleichnamigen Spielen, die jedoch bis vor Kurzem nur auf Nintendo-Spielkonsolen zum Leben erweckt werden konnten. Seit Kurzem haben sie mittels der „Augmented Reality“ (Computergestützte Erweiterung der Realität) ihren Weg auf die Smartphones dieser Welt gefunden.

Benötigt wird dazu die App mit dem schönen Namen „Pokémon Go“, die kostenlos im App-Store der Handyanbieter heruntergeladen werden kann und die in kürzester Zeit die Hitlisten gestürmt hat.

Die kleinen, bunten Taschen-Monster müssen vom Spieler eingesammelt und trainiert werden und sie können gegen andere Monster kämpfen, um stärker zu werden. In diesem Spiel wird die reale Welt mit der virtuellen Welt verknüpft (Augmented Reality). Der Spieler kann auf einer virtuellen Karte, ähnlich Google-Maps sehen, wo in seiner direkten Nähe ein kleines Monster erscheint. Kommt der Spieler dem Pokémon nahe genug, wird es mit Hilfe der Handykamera in die reale Welt projiziert und der Spieler kann es anschließend, mit etwas Geschick, fangen. Das Pokémon erscheint dabei zum Beispiel auf einer Mauer sitzend, in der Fußgängerzone stehend oder unter einem Busch versteckt. Die Darstellung ist so täuschend echt, dass man als Spieler manchmal versucht ist, tatsächlich im Busch nachzuschauen, was sich dort bewegt! Manchmal findet der Spieler auch Poké-Eier. Diese auszubrüten, bedarf es eines Spaziergangs von zirka fünf bis zehn Kilometer Länge! Wenn das kein Ansporn zum „Wandern“ ist, denn fahren gilt nicht!

Da dieses Spiel ausschließlich auf dem Handy gespielt werden kann, weisen Skeptiker darauf hin, dass die Bewegungsdaten gespeichert werden könnten. Diese Kritik ist sicher auch nicht von der Hand zu weisen – aber ein unschlagbarer Vorteil des Spiels ist, dass es die Kinder und Jugendlichen (und jung gebliebenen Erwachsenen) dazu bringt, das Haus zu verlassen und in der Natur und den Straßen auf die Suche zu gehen.

Ebenfalls interessant und spannend ist die Suche nach Stationen, an denen die Spieler neue Fangbälle (Pokébälle) und Hilfsmittel (Items) zum Fangen bekommen. Diese liegen meistens an besonderen Orten (z.B. das Kriegerdenkmal in Falkenstein, die Wetterstation an der Villa Borgnis, die Ehrenplakette am alten Stadttor, das Königsteiner Rathaus oder die Alte Kirche). Hat man genug starke Pokémons gesammelt, können die Spieler in einer Arena gegeneinander antreten, um ihre Pokémons zu stärken. Diese „Arenen“ liegen ebenfalls an bedeutsamen Orten (z.B. im Königsteiner Stadtgebiet am Dettweiler Tempel, am St.-Josef-Krankenhaus und im Kurpark in Königstein), was die Besucherströme, vor allem bei der Jugend, durchaus steigern dürfte.

Eigentlich ist dieses kurzweilige Spiel einem virtuellen „Geocashing“ oder einer Art „Schnitzeljagd“ sehr ähnlich. Schön (und von den Machern des Spiels auch so gewollt) ist, dass dieses Spiel sehr kommunikativ ist. Die Kids sind oft in Gruppen unterwegs, knüpfen Kontakte zu anderen Spielern und müssen Teams bilden.

Das Beste an der „Monsterjagd“ aber ist, dass die Kids draußen unterwegs sind, anstatt daheim eventuell vor dem PC zu sitzen. Die Tatsache, dass die Arenen oder Stationen immer Plätze mit einer lokalen Bedeutung sind und dass diese dann auch tatsächlich besucht werden müssen, hat auch seinen Charme. Viele Kinder und Jugendliche werden in Königstein und Umgebung schöne Plätze und Orte finden, von deren Existenz sie bisher nicht viel wussten. Also ist auch ein kleiner Exkurs in die Heimatgeschichte mit dem Spiel verbunden.

Sicher kann man als Eltern geteilter Meinung über Handyspiele sein, aber das Konzept dieses sehr kommunikativen Spiels ist eigentlich die perfekte Symbiose aus dem, was Eltern sich für ihre Kinder wünschen, nämlich gemeinsame Erlebnisse in der Natur und der Vorliebe vieler Kinder für Computer- oder Handyspiele. Aus eigener Erfahrung kann die Verfasserin dieses Artikels behaupten, dass auch Erwachsene von dem Sammelfieber angesteckt werden können und von der Jugend dann gerne für das Fangen der „Nachtpokémons“ eingespannt werden. Denn diese sind auch tatsächlich nur nachts unterwegs! Wer weiß, vielleicht trifft man sich ja mal …..

Die Spielerin fängt ein „Krabby“ in der Königsteiner Fußgängerzone.

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