Königsteiner Oktoberfest: Ein Original, auch ohne Blau-Weiß

Seilspringen zugunsten der Kinderhilfe Königstein und der Jugendwehr Königstein – auch diese Facette des Königsteiner Oktoberfestes ist unbedingt nachahmenswert.

Foto: Schemuth

Königstein
(el) – Herbstzeit ist Wiesnzeit –auch in Königstein – und hier kam am vergangenen Sonntag das bajuwarische Brauchtum zum nunmehr zehnten Mal zum Tragen. Aber clever und erfinderisch wie die Hessen, und speziell die Königsteiner, nun einmal sind, haben sie ihr eigenes Oktoberfest gleich noch mit einem verkaufsoffenen Sonntag „ausstaffiert“, der der ganzen Kurstadt mehr als gut zu Gesicht steht.

So war es dann auch kein Wunder, dass die Autos auf ihrem Weg in die Innenstadt bereits am frühen Mittag schon im Schneckentempo fahren mussten. Zum Glück hatte auch die Tiefgarage in der Stadtgalerie wieder geöffnet, was erheblich zur Entschärfung der Parksituation beitrug.

Einmal auf der großen Oktoberfest-Meile mitten in Königstein angekommen, gab es für die meisten – und insbesondere die Kinder unter den Besuchern – kein Halten mehr. Es wartete so vieles darauf, entdeckt zu werden. Sicherlich bildete auch die Aktions- und Spielmeile des Energieversorgers Süwag eine wichtige Attraktion. An verschiedenen Ständen entlang der Georg-Pingler-Straße, die speziell zu diesem Zweck gesperrt wurde, konnten nicht nur Infos rund um das Thema Energie und schonender Umgang mit unseren Ressourcen abgerufen werden. Vielmehr wurden die Kids, und im Zuge dessen auch deren Eltern, spielerisch an die Thematik herangeführt.

So konnten sie riesige Seifenblasen entstehen und unter Gelächter wieder platzen lassen oder aber entlang eines aufgestellten Barrens, der eher einem Förderband glich, ihre Balance unter Beweis stellen. Mitten auf der autofreien Straße stand ein Tischkicker, der sehr gut frequentiert wurde. Nicht zu vergessen der Segway-Parcours, der nicht nur von den jüngeren Semestern mit Bravur gemeistert wurde. Auch die Älteren ließen sich mit Freude von ihren Familienangehörigen ablichten, während sie versuchten, mit dem Elektrogefährt den aufgebauten Pylonen-Parcours zu bewältigen, ohne eines der Hindernisse umzufahren.

Auf die Bühne wanderte immer wieder die Aufmerksamkeit aller und besonders dann, wenn wieder mal – und das während des gesamten Nachmittages immer wieder in Intervallen – das Seilspringen für den guten Zweck angesagt war. „Springen, was die Beine hergeben und bloß nicht nachlassen!“, lautete die Devise. Profitieren von so viel Teamgeist sollten als auserwählte Königsteiner Institutionen bzw.Vereine die Kinderhilfe Königstein und Hochtaunuskreis e.V. sowie die Jugendwehr Königstein. Hinterher konnten die Mitglieder der begünstigten Vereine Luftsprünge vor Freude machen, wurde ihnen doch am Ende des Tages je ein Scheck über 700 Euro für ihre Arbeit überreicht. „Wir freuen uns riesig über den hohen Geldbetrag, der ersprungen wurde“, jubelten auch Eva Sattler vom Vorstand der Kinderhilfe und Stefanie Krallmann, die den Scheck auf der Süwag-Bühne kurz vor dem Kapuzinerplatz entgegennahmen.

Der Betrag komme direkt einer alleinstehenden Königsteiner Mutter zugute, die die Kosten für die Ferienspiele ihres Sohnes damit decken würde, um arbeiten gehen zu können.

„Außerdem werden wir damit erste Weihnachtsgeschenke anschaffen für Kinder bedürftiger Familien in Königstein, die von uns öfter bei konkretem Bedarf unterstützt werden, zum Beispiel zahlt die Kinderhilfe gerade einen Schwimmkurs für einen stark übergewichtigen Königsteiner Jungen aus schwierigen Verhältnissen, der sich im Wasser ‚so schön leicht‘ fühlt“, äußerte sich Sattler zur Verwendung des Geldes.

Geplant seien außerdem weitere Kooperationen mit den Königsteiner Schulen und viele spannende, überregionale Projekte. Über die Tore Königsteins hinaus wird man bestimmt auch noch über dieses gelungene und vom HGK – Verein für Handwerk und Gewerbe in Königstein – durchgeführte Fest sprechen. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass das Oktoberfest des Königsteiner Narrenclubs im Festzelt auf dem Kapuzinerplatz einen Tag zuvor als wichtiger Katalysator für das sonntägliche Oktoberfest-Vergnügen diente.

Denn das Zelt, das auch am Sonntag stehen blieb, und in dem jede Menge Unterhaltungsprogramm zum Verkaufsoffenen geboten wurde, erwies sich als absoluter Publikumsmagnet. Ebenso natürlich der freie Platz vor dem Zelt, an dem die Stehtische auch deswegen so gut bevölkert waren, weil hier die Sonne ununterbrochen schien. Natürlich lockten auch die von den „Füchsen“ aus Mammolshain ausgestellten Traktoren – einer davon sogar in seltenem Himmelblau – jede Menge Besucher an. Und wer jetzt gedacht hätte, dass man in der Fußgängerzone vor lauter Besuchern nicht mehr laufen konnte, der wurde eines Besseren belehrt. Ein Umstand, der sich als sehr angenehm herausstellte und auch dadurch zu erklären ist, dass in jeder Ecke der Innenstadt etwas geboten wurde, so dass sich die Menschen aufteilten, um ihren Interessen nachzuspüren.

Während sich Interessierte frisch gebrutzelte Reibekuchen schmecken ließen und auch an den weiteren Essensständen oder aber in einem der Restaurants entlang der Hauptader Königsteins verweilten, zog es wiederum andere Besucher in die Kirchstraße. Neugierig geworden auf den ersten Königsteiner Handwerkermarkt durch die Musik- und Showband des Königsteiner Fanfarencorps, folgte man bereitwillig der marschierenden und musizierenden Truppe die Kirchstraße entlang bis zur Ecke Herzog-Adolph-Anlage. Gar nicht so schlecht, was Herbert Gerlowski da auf die Beine gestellt hatte. Fachliche Informationen über sämtliche, in Königstein und Umgebung vertretene Zünfte, gepaart mit Unterhaltung und Geselligkeit, was bekanntlich eines der besten Rezepte ist, um Interessierte auch für mehr als nur ein Weilchen dableiben zu lassen.

Als so mancher Besucher Bäcker Emil Hees mit seinem Quarkteigbällchen-Stand vor dem eigenen Geschäft erblickte, kam es nicht selten vor, dass derjenige einen freudigen Ausruf zur Begrüßung ausstieß. Und der neue „i-Punkt“ in der hinteren Hauptstraße platzte am Tag seiner Eröffnung förmlich aus allen Nähten, so groß war das Interesse an dieser neuen Einrichtung (siehe separaten Bericht).

Im Albrechtshof wurde man sogar zu verschiedenen Zeiten zu einer Modenschau eingeladen, die Elke Klautke und Tina Blome auf die Beine gestellt hatten und die sich auf Anhieb so viel positiver Resonanz erfreute, dass sich so mancher schon vor der nächsten Schau einen Platz am ausnahmsweise mal nicht blau-weißen, wie es sich für ein Oktoberfest gehört, sondern roten Teppich reservierte.



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