Kurbad wichtig für die Stadtentwicklung

Mit ihrem Leserbrief wollen unsere Leser Dr. Wolfgang Urban, Adelheidstraße, Königstein und Ulrich Richter, Talstraße, Königstein, zur Versachlichung der Diskussion über die Zukunft des Kurbades beitragen. (Anm. d. Redaktion: beide Herren sind Mitglieder des Fördervereins Kurbad, vertreten hier aber ihre persönliche Meinung).

Das Kurbad ist nicht „schuld“ an der prekären Finanzsituation der Stadt Königstein, die ganz besonders noch durch das Haus der Begegnung strapaziert wurde; die hohe Kapitallast für das Kurbad entstand aus Unklarheiten bei der Bauplanung, die dann zu einer höheren Kapitalaufnahme geführt haben. Allerdings liegt die 40 Jahre zurück; führt aber immer noch zu der enormen und ursprünglich nicht beabsichtigten Zinslast. Und obwohl all das bekannt war, hat die Stadt zwischenzeitlich die hohen Investitionen für das HdB genehmigt.

Wir haben die Berichterstattung der letzten Monate so verstanden, dass die Sanierung eine beschlossene Sache ist und unterstützen dies mit voller Überzeugung. Wir sehen das Kurbad als wichtigen Teil eines Stadtentwicklungsplans mit Angeboten für die Bürger; Königstein hat da viel zu wenig zu bieten, aber sehr viel Potenzial.

Jetzt kommt es besonders darauf an, die Sanierung des Kurbades zu starten, um einen angekündigten Zuschuss des Landes in Höhe von ca. 1,2 Mio € nicht verfallen zu lassen. Entsprechend früher können so die zurzeit ungenutzten Mietflächen einen Ergebnisbeitrag liefern.

Im Zusammenhang mit der Sanierung muss Königstein die Chance nutzen, die Attraktivität des Kurbades zu steigern. Alle in der näheren Umgebung liegenden Gemeinden haben in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Bürger „in der Stadt zu halten“, nicht nur, aber auch mit Investitionen für Bäder, die diese Gemeinden offensichtlich stemmen können. Das Kurbad könnte sehr wohl in diesem Umfeld sogar mit besonderem Leistungsumfang bestehen, gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Stadtentwicklung leisten:

Durch eine modernisierte Sauna oder Therapieanwendungen, die dem Stand der heutigen Medizin entsprechen, kann die wirtschaftliche Selbstständigkeit deutlich verbessert werden, für die Mietflächen könnten in diesem Kontext lokale Partner gefunden werden, die zusätzlich mit ihrem Angebot die Attraktivität des Kurbades als Gesundheitszentrum zu erhöhen.

Königstein hat eine lange Geschichte als Kaltwasserkurort, das Kurbad kann von diesem Ruf profitieren, wenn es sein Angebot entsprechend erweitert, zum Beispiel durch die so genannte Aquacycling Therapie, die in vielen vergleichbaren Bädern bereits erfolgreich praktiziert wird.

In Zusammenarbeit mit auf diesem Gebiet arbeitenden Hochschulen könnte Königstein auch Ausbildungsstätte für darauf speziell zu schulende Physiotherapeuten werden. Anfragen zur Schaffung einer entsprechenden Ausbildungsstätte liegen vor.

Bäder sind für eine Stadtentwicklung ein wichtiges Element, niemand sollte Kritik daran üben, dass ein Großteil der Gäste heute und in Zukunft auch aus Nachbargemeinden kommt. Der wirtschaftliche Beitrag für Handel und Gastronomie wurde erst kürzlich betont (lokale Zeitungen berichteten darüber).

Das Königsteiner Kurbad hat seine Freunde, mit täglich 100 Königsteiner Bürgern und 400 Auswärtigen. Diese suchen nicht die großen Publikums- oder Spaßbäder, sondern das, was sie in Königstein auch heute schon vorfinden. Wer das Kurbad besucht, versteht das sofort. Umso attraktiver das Angebot gestaltet wird, umso größer wird der Zuspruch sein und wir erwarten insbesondere diesen Zuspruch von gesundheitsbewussten Bürgern, die auch Interesse an den neuen Methoden der Therapie und Prävention haben.

Was wir brauchen, ist der Startschuss für eine Maßnahme, die nach unserer Kenntnis bereits beschlossen ist; nicht nur, um die finanzielle Unterstützung des Landes nicht verfallen zu lassen. Die Stadt ist dabei aufgerufen, die Konzeption des künftigen Kurbades darzulegen; dazu gehört das zeitgemäße Leistungsprofil wie oben erwähnt und auch die Einnahmen- und Ausgabensituation. Die Ideen sind nach unserer Kenntnis da, um beides im Gleichgewicht auszubalancieren. Aber wo ist die Planung?

Der Verkauf von Immobilien sollte nicht grundsätzlich kritisiert werden; die Verantwortung für die jetzt eingetretene Situation liegt bei der Stadtverordnetenversammlung, die vor 40 Jahren schon wusste, dass eine reelle Finanzierung nur mit Einnahmen aus einem Immobilienverkauf möglich war. Es war vielen klar, dass dieses Problem wieder hochkommt; trotzdem hat man das HdB-Projekt gestartet. Entweder hat man die Situation eklatant falsch eingeschätzt oder versucht jetzt, dem Bürger die Verantwortung für eine Lösung in die Schuhe zu schieben, in dem man das Kurbad dafür instrumentalisiert.

„Außerparlamentarische“ Aktionen, wie wir sie jetzt von der FDP oder SPD erleben, klingen vielleicht gut, helfen aber nicht und erreichen auch nicht die interessierten Touristen; stattdessen haben sie für manche ein „Parteien-Geschmäckle“; die Stadt soll endlich Klartext reden. Natürlich muss man verantwortungsbewusst überlegen, von welchen Immobilien man sich trennen kann, aber auch hier wäre Transparenz angesagt. Manche der Immobilien haben in den nächsten Jahren eventuell Sanierungsbedarf und verursachen damit ebenfalls Kosten für die Stadt. Und wenn der Bürger jetzt seinen Stadtverordneten bei der Entscheidung helfen soll: Welche Alternativen stehen denn einem Erhalt des Kurbades entgegen? Was kostet die Schließung und was sind die Konsequenzen für die Wirtschaft der Stadt? Wird die frei werdende Fläche für ein alternatives Stadtentwicklungskonzept vorgesehen oder wird diese Fläche, und auch diese kann man nur einmal verkaufen, nur wieder einem Immobilienunternehmer zugespielt? Deren Konzepte sind nicht immer das, was sich der Bürger vorstellt und wenn der jetzt die Zeche zahlt, sollte er vielleicht dieses Mal gefragt werden, auf der Grundlage von Fakten und Alternativen für alle „Kostenverursacher“ der Stadt. Nicht aber von jeder Partei nach eigenem Gusto.



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