„Man trifft sich auf dem Wertstoffhof“ – seit 20 Jahren

Königstein (hhf) – Redet man derzeit von Wertstoff- oder Bauhof, so zieht mancher städtische Mitarbeiter gemeinsam mit den Kommunalpolitikern den Kopf tief zwischen die Schultern, denn das ungeliebte Dauerthema „Umzug an den Kreisel“ und dessen Kosten droht angeschnitten zu werden. Um so zahlreicher erschienen dagegen die Vertreter aller Parteien auf der Entsorgungsstelle am Forellenweg, als es das 20-jährige Bestehen der Einrichtung zu feiern galt, denn damit hatte die Stadtverwaltung einmal von einer echten „Erfolgsgeschichte“ zu berichten, an die freilich zur Eröffnung am 23. März 1994 noch nicht alle glauben wollten.

Dann aber stimmte der berühmte Bürger mit den Füßen ab, nach einer Anlaufphase von etwa einem Monat zählte man regelmäßig zwischen 300 und 400 Lieferanten pro Woche, die hauptsächlich Gartenabfälle, Bauschutt und Sperrmüll im Gepäck hatten. Erste Verkehrsregelungen wurden da schon nötig, ein Problem, das bis heute dem Personal alles abverlangt, wenn bis zu zehn Fahrer, teils mit Anhänger, zwischen weiteren Autos gleichzeitig rangieren und die Warteschlange auf der Straße vor dem Tor bis zum Bahnübergang wächst.

Mit Herz und Hand bewältigt diese Aufgabe seit nun ebenfalls 20 Jahren Detlef Bock, der seine Frau Heidi inzwischen ebenfalls rekrutiert hat für die städtische Einrichtung, die damit eigentlich ein Familienunternehmen geworden ist.

Die Hausmacht bekam auch Bürgermeister Leonhard Helm zu spüren, als er mit Verspätung zur Feierstunde eintraf und sein Cabrio vor der Papierpresse abstellen wollte – freundlich, aber bestimmt wurde er auf einen extra für ihn freigehaltenen Parkplatz umgeleitet, denn der Betrieb lief selbstverständlich weiter. Außerdem, so witzelten die Ehrengäste, müsse die Rede erst gehalten werden, bevor sie im Altpapiercontainer landet, doch woher sollte Helm das wissen, liefert er seine Reden doch sonst nicht auf dem Wertstoffhof ab.

Dass er sich mit dem Recycling auskennt, bewies er später eindrucksvoll, als das Manuskript zwecks Verzierung der Rückseite an den Maltischen der Kinderecke landete. Daneben, wetterfest unter einem großen Pavillon aufgebaut, stand eine große Auswahl von Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken zur Auswahl, ein Service, der nach Meinung vieler Gäste ruhig öfter dort angeboten werden könnte. „Man trifft sich auf dem Wertstoffhof“ beschrieb der Bürgermeister das Geschehen im Forellenweg recht treffend, denn für viele KönigsteinerInnen ist es dort mit reinem Abladen von Abfall nicht getan. Stattdessen gibt es oft noch Fragen zu klären, was beim nächsten Besuch mitgebracht werden kann oder auch nur einen nachbarschaftlichen Plausch mit den stets gut informierten Herrn Bock zu halten.

„Von hier kommen deutlich mehr positive Rückmeldungen als von anderen städtischen Unternehmungen“ bestätigte der Verwaltungschef die Qualität der Leistungen von „Betreiberehepaar“ Bock und unterstrich dies mit einem Geschenk in Form des Alten Rathauses als Keramikmodell. Das Lob aber wollte Detlef Bock nicht alleine auf sich sitzen lassen: „Es wäre nie so weit gekommen, wenn die Zusammenarbeit mit der Stadt nicht so gut wäre“, über lange Jahre besonders mit Achim Arnold: „Gemeinsam finden wir immer neue Lösungen für neue Probleme.“

Selbst für das Problem „20-jähriges Jubiläum“ hatten die Schreibtisch-Kollegen eine Lösung gefunden und sogar selbstgebackene Kuchen mitgebracht, dazu kam eine leckere Portion aus dem Café Kreiner. Die Mengen waren aber auch nötig, denn viele „Stammgäste“ waren zum Gratulieren vorbeigekommen. Etliche hatten zu diesem Anlass genauso wie Stadtparlamentarier Andreas Colloseus „aus purem Anstand“ wenigstens ein kleines Tütchen mit alten CDs oder Korken zum Entsorgen mitgebracht, andere hatten ihre große Gartenaktion extra auf Samstag verlegt, um die Feier am Mittwoch nicht durch Arbeit zu stören. Die hingegen erledigte an diesem Tag eine Hilfstruppe von der Bauhof-Mannschaft, damit Heidi und Detlef Bock sich ganz ihren repräsentativen Verpflichtungen widmen konnten, sofern sie nicht für Auskünfte über schwierige Entsorgungsvorhaben gebraucht wurden.

Auch am Jubiläumstag sind Heidi und Detlef Bock an den leuchtenden Sicherheitswesten zu erkennen: Mit ihrem persönlichen Einsatz haben sie nicht nur die Abfalltrennung in Königstein gut etabliert, sondern den Wertstoffhof zu einem beliebten Treffpunkt gemacht, was die vielen Gratulanten auf dem Foto eindrucksvoll bestätigen.

Foto: Friedel



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