Politik im Klassenzimmer: Diskussion mit Politikern am TGK

Die Bundestagsabgeordneten Kordula Schulz-Asche (re.) und Prof. Dr. Heinz Riesenhuber (li.) diskutierten mit Schülern des PoWi-Leistungskurses am TGK – vertreten auf dem Podium durch Kathrin Lindemaier und Tim Bommersheim – über die Situation rund um die Schuldenkrise Griechenlands. Foto: Stehle

Königstein (dea) – Die Schüler des Leistungskurses Politik und Wirtschaft der Q2 des Taunus Gymnasiums mit Kursleiter Michael Degenhardt, wollten nicht nur in der Theorie verstehen lernen, wie die Praxis funktioniert. Daher luden sie kurzerhand in Person von Prof. Dr. Heinz Riesenhuber (CDU) und Kordula Schulz-Asche (Die Grünen) zwei Bundestagsabgeordnete ein, um in einer Podiumsdiskussion anhand des brisanten und komplexen Themengebietes Griechenland direkt Fragen stellen zu können, um aus erster Hand Informationen zu erhalten. Dafür hatten sich die Kursteilnehmer gut vorbereitet und sich intensiv mit den Themen „Konjunkturtheorien“ und der „Griechenland-Rettung“ befasst, was man anhand der gestellten Fragen von Podiumsdiskussionsleiter Tim Bommersheim und seiner Mitschülerin Kathrin Lindemaier erkennen konnte.

Wer hier allerdings eine kontroverse Diskussion der beiden Politiker aus zwei Parteien erwartete, wurde enttäuscht. Ganz anders, als man es von Politikerin gemeinhin gewohnt ist, spielten beide – die Beantwortung der Fragen betreffend – im gleichen Team. So stimmten sich beide gegenseitig unverhältnismäßig oft in der Beurteilung von Fakten und Ansichten zu, bestenfalls wurde hier und da ein wenig modifiziert. So teilte Prof. Dr. Heinz Riesenhuber die Befürchtung von Kordula Schulz-Asche nicht, dass, sollte Griechenland gehen, auch andere schwache Staaten die Gemeinschaft verlassen würden, indem er entgegenhielt, dass gerade im Hinblick auf Asien und die USA ein geschlossenes Europa unumgänglich sei, worin sich die Parteien auch weitestgehend einig seien.

Im Laufe der Antworten von Riesenhuber und Schulz-Asche wurde deren profunde Kenntnis der Situation deutlich, was sich in relativ konkreten Antworten auf Fragen, wie zum Beispiel „Welche Auswirkungen hat der Verbleib Griechenlands für Deutschland und im Umkehrschluss, was bedeutet ein Austritt für die deutsche Wirtschaft?“ äußerte. So hielt es der Professor für „ausgeschlossen, dass, sollte Griechenland gehen, auch andere gehen“, fügte aber unmissverständlich hinzu, dass ein Verbleib an klare und harte Bedingungen geknüpft sein müsse. Für Schulz-Asche stand der Aspekt der sozialen Gerechtigkeit zwar eher im Fokus – sie wies darauf hin, dass es hier nicht nur um finanzwirtschaftliche Probleme gehe, erkannte aber klar, dass man eine Sanierung des Staatshaushaltes nur mit einer Entmachtung der Oligarchenfamilien erreichen könne.

Die Komplexität des Themas wurde im Verlauf der Diskussion – trotz einheitlicher Meinungen – immer größer, da außer der finanz-marktwirtschaftlichen und sozialen Komponente noch die geopolitische hinzukam. Wissen wollten die Schülerinnen und Schüler auch, was denn für eine Reform letztendlich nötig sei. Auch hier waren sich beide Politiker einig: Eine Reform sei nur mit einer Mischung aus Überzeugungskraft und Druck umzusetzen. Auf jeden Fall wurden alle Fragen von den Bundestagsabgeordneten umfassend und gut verständlich beantwortet. Auch wurde die Tatsache, dass es beiden Politikern gelang, sich hier nur mit der Thematik und nicht zusätzlich mit dem Parteibuch, verständlich auseinanderzusetzen, von allen Beteiligten als ungewöhnlich, aber konstruktiv und positiv empfunden.

Für Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, fiel das Fazit der Veranstaltung in seiner abschließenden Rede ebenfalls positiv aus: „Ich begrüße die Initiative, Politik in die Schulen zu bringen und freue mich darüber, wenn ein Thema mit Sorgsamkeit im Unterricht erarbeitet wird. Die heutigen Fragen haben mir gezeigt, dass hier keine Internetrecherche per Klick stattgefunden hat. Sie zeugten von einer erfreulichen Kundigkeit, was ich ich leider nicht an allen Schulen erlebe.“

Wie wichtig ihm eine solche Veranstaltung generell ist, machte er in nachfolgenden Aussagen deutlich: „Die Chance, Politiker in Schulen einzuladen, sollte man öfter nutzen. Ich habe noch nie die Einladung einer Schule abgelehnt.“

Für Kordula Schulz-Asche war in diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen, dass die Distanz von Politik zur Bevölkerung nur überwunden werden kann, wenn klar ist, dass auch Politiker nur normale Menschen sind, die sich dafür interessieren, was die Bevölkerung denkt. Diesen Beweis haben an diesem Tag auf jeden Fall beide erbracht.



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