Präventionstag an der BNS zeigt auf: Sicher fahren und ankommen

Mit der „Rauschbrille“ auf mussten die Schüler schnell feststellen, dass ihr Reaktionsvermögen stark eingeschränkt ist.

Königstein (el) – Noch vor Ferienbeginn wurden die Schülerinnen und Schüler der Q2-Stufe an der Bischof-Neumann-Schule zunächst über die statistische Häufigkeit und die rechtlichen Bestimmungen beim Fahren unter Rauschmitteleinsatz, besonders in Bezug auf den Alkoholgenuss informiert. Die allseits bekannte 0,5-Promille-Regel löst die 0-Promillegrenze für Fahranfänger zwar ab, aber selbst bei unverschuldeten Unfällen kann durch das Fahren mit bereits 0,3 Promille eine Teilschuld ausgesprochen werden. Dies gilt auch beim Fahrradfahren, wenn es zu einem Unfall kommt. Ansonsten ist das Radfahren bis 1,6 Promille zwar erlaubt, aber nicht gerade verkehrssicher.

In einem zweiten, eindringlichen Filmbeispiel wurde der Fall eines jungen Mannes geschildert, der unter Rauschmittel eine Frau bei einem Verkehrsunfall getötet hat. Er erzählte, wie er unbedacht nach einer Party mit dem Auto den Unfall verursacht hatte und dass sich danach in seinem Leben schlagartig alles geändert hat: Die Schadenssumme von 135.000 Euro muss abbezahlt werden, die Strafe und mehrere medizinische Untersuchungen wurden fällig und schließlich lässt ihn, seine Familie und seine Freunde bis heute das Geschehen emotional nicht mehr los. Diese Auswirkungen auf das gesamte Leben eines Unfallverursachers wurden den Schülerinnen und Schülern so eindringlich vor Augen geführt.

Der letzte Vortrag befasste sich mit den sogenannten „Neuen Psychoaktiven Substanzen“ (NPS oder Legal Highs), als Kräutermischungen oder Badesalz getarnte Rauschmittel, die es legal im Internet oder in bestimmten Geschäften zu kaufen gibt, deren Wirkung sich aber nicht vorher abschätzen lässt und die zu schweren psychischen Beeinträchtigungen wie Orientierungslosigkeit, Verlust des Zeitgefühls und Antriebsstörungen bereits beim Erstkonsum führen können. Die Auswirkungen von verzögerter Reaktionsfähigkeit, falscher Abschätzung von Entfernungen und die Einschränkung des Gesichtsfeldes, wie sie bei den meisten Rauschmitteln zu beobachten ist, konnten die Schülerinnen und Schüler dann mit einer Reaktionswand, einem Fahrsimulator und einem Kettcar-Parcours am eigenen Leib durch den Einsatz von Rauschbrillen testen. Die Aufmerksamkeit aller zog auch Arthur Müller von der von ihm gegründeten „Stiftung zur Vermeidung von Verkehrsopfern“ mit einem ungewöhnlichen Aufbau auf sich. Mit seinen, wie er sie nennt, „Unfall denk mälern“, die nicht zuletzt als Mahnung für Raser dienen sollen, ist Arthur Möller deutschlandweit in Schulen unterwegs. Den Schülern der BNS hatte er zwei Motorräder auf einem Anhänger mitgebracht, die die Pennäler interessiert und dann auch etwas schockiert sofort unter die Lupe nahmen. So erfuhren sie, dass das Piaggio-Motorrad von einem 22-Jährigen stammt, der seinen 22. Geburtstag mit einer großen Party gefeiert hat und abends tödlich verunglückt ist. Die andere Maschine auf dem Anhänger – eine 250er-Adler – trägt im Gegensatz dazu die Aufschrift „Ich lebe noch“ und gehört Möller selbst, der 1986 zum Stiftungsgründer wurde, nachdem er zwei Neffen auf einmal im Alter von 16 und 18 Jahren nach einem tragischen Verkehrsunfall verloren hatte. Das Unfassbare daran: Als Ursache wurde ein Schaltfehler des einen am Steuer sitzenden Führerschein-Neulings ermittelt. „Ein Autostart wird den Fahrschülern leider nicht beigebracht“, bedauert Möller, der auf seiner Website unter www.stiftung-vvv.de jede Menge Tipps zum Verhalten in unvorhersehbaren Straßenverkehrssituationen gibt. So zum Beispiel kann man sich vor Ort, auf dem Schulhof der BNS, wo auch der weitere Präventionstag seinen Lauf nahm, anschauen, was es bedeutet, einen „Karkassenschaden“ am Reifen festzustellen.

Eine solche Beule am Reifen kann dazu führen, dass sich ein Auto überschlägt, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt und gar verhindert wird. „Auf Schotterparkplätzen oder -strecken findet man diese kleinen, fünf Zentimeter langen Felsbrocken oft, die dazu führen können, dass sich der Reifen auflöst“, weiß der Verkehrsexperte, der, um seine Stiftungsarbeit finanzieren zu können, auch Mittel bekommt, die aus Bußgeldeinnahmen stammen.

An der „Reaktionswand“ herrscht inzwischen reger Betrieb. Michaela Moll von der Polizeidirektion Hochtaunuskreis, die die Aktion zusammen mit den Kollegen vom Polizeipräsidium Westhessen durchführt, nimmt eine der präparierten Brille in die Hand und erklärt ihren Effekt in der Präventionsarbeit: „Diese hier simuliert einen Promillewert von 0,8 plus Nachtsicht.“ An der aufgebauten Wand gehe es dann darum, mit diesem Handicap reaktionsschnell Lichtsignale erfassen zu können. Fakt ist, dass die Träger einer solchen Brille auch öfters mal ins Leere greifen. Da bedarf es nicht viel Vorstellungskraft, um zu erahnen, was alles passieren kann, wenn hier nicht etwa simuliert wird, sondern man es mit einem angetrunkenen Autofahrer zu tun hat.

Vor drei Jahren habe man damit begonnen, Präventionstage an Schulen wie dieser zu organisieren, sagt Sebastian Härig vom Polizeipräsidium, der heute mit neun Leuten vertreten ist, was nicht zuletzt auch mit großem Aufwand verbunden ist. Doch allein schon aufgrund des „Aha-Effektes“, der nach einem solchen Tag bei den Schülern eintritt, lohne sich das alles, zieht Lehrerin Dr. Doris Heidelberger ein durchweg positives Fazit.

Arthur Möller (re.) von der Stiftung zur Vermeidung von Verkehrsopfern führte den Schülern der BNS im Rahmen des Präventionstages sein mitgebrachtes „Denk mal“ vor.

Fotos: Schemuth

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