Rainer Kowald, der „Wasserdoktor“ der Moderne wird 75

Königstein (el) – Thermen, Wasserlandschaften, Saunen, Wellness, Heilklima – das ist sein Metier und hier fühlt sich Rainer Kowald zu Hause, dessen Expertise und fachlicher Rat auch heute noch so gefragt sind wie vor 40 Jahren, als das Königsteiner Kurbad unter seiner Geschäftsführung erstmals seine Pforten öffnete, ein Meilenstein, der im Juni kommenden Jahres erreicht werden wird. Doch bevor es soweit ist und bis dahin hoffentlich auch das weitere Vorgehen in Sachen Kurbadsanierung geklärt ist, wird Rainer Kowald selbst ein wichtiges „Etappenziel“, wenn man es überhaupt als ein solches deklarieren kann, erreicht haben: Am gestrigen Mittwoch feierte er seinen 75. Geburtstag – einen Ehrentag, den er hoffentlich umringt von einer großen Anzahl an Gratulanten, Familie und Freunden in Ruhe genießen konnte.

Und wenn man so darüber sinniert, dann kommt einem am ehesten in den Sinn, dass das Wort „Ruhe“ oder gar die Ableitung davon, „Ruhestand“, eigentlich so ganz und gar nicht zum Wortschatz eines Hans-Dampf, wie Rainer Kowald einer ist, passt. Er ist weit davon entfernt, seine Füße hochzulegen und nur dem Müßiggang zu frönen, schließlich wird er überall gebraucht, wo er als routinierter Ratgeber gefragt ist.

So war er am Tag unseres Interviews auch wieder viel beschäftigt und nahm am Abend, nachdem er in der eigenen Küche Adventsgebäck hergestellt hatte, noch eine weitere wichtige terminliche Verpflichtung für den Königsteiner Narrenclub wahr, dessen Sitzungspräsident er seit 1971 ist. Schließlich beginnt die „fünfte Saison“ am 11.11. und ohne eine Schlüsselfigur der Königsteiner Fassenacht wie Rainer Kowald in diese zu starten, wäre fast undenkbar.

Aber nicht nur die Moderationen der Fassenacht ist mit dem 75-Jährigen in Verbindung zu bringen. Wie eingangs schon erwähnt, ist es auch die Bäderlandschaft, nicht nur speziell in Königstein, die über die Jahrzehnte durch sein Wirken geprägt wurde.

So war er als ehemaliger Geschäftsführer des Königsteiner Kurbades bis Ende 2011 in beratender Tätigkeit in Sachen Thermen unterwegs, zum Beispiel in Bad Karlshofen, Bad Salzhausen in der Wetterau sowie in Bad Salzschlirf. Alles Kontakte, die auch durch seine langjährigen Aktivitäten im Hessischen Heilbäderverband zustande kamen. So ist sein Fachwissen unter anderem gefragt, wenn es um Dienstplanharmonisierung, Energiesparmaßnahmen und im Wesentlichen um die Mitarbeit bei Bädersanierungen geht. Viel Arbeit hat er auch in Bäder in Herbstein im Vogelsberg und in Oberstorf investiert. Wobei – auch das ist kein Geheimnis – das Bad, das ihm am meisten am Herzen liegt, das Königsteiner Kurbad sein dürfte. In den laufenden Prozess der Überlegungen zur diesbezüglichen Sanierung möchte er sich auch angesichts seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins des Königsteiner Kurbads nicht einmischen, hält jedoch nicht hinter dem Berg mit seinen Vorstellungen in Bezug auf dieses anzupackende Projekt.

Von Mai 2015 bis Ende Februar 2016 übernahm er in Bad König nach dem Weggang des Kollegen für das Interim die Geschäftsführung des dortigen Bades. Eine Idee, die hier im Rahmen der Badsanierung umgesetzt wurde, ist der Bau eines Bewegungsbeckens, die Einrichtung eines Rheuma-Liga-Zentrums in Verbindung mit der Ansiedlung eines Rheumatologen, um so einen höheren Attraktivitätsgrad für das dortige Bad zu schaffen. Einen Synergie-Effekt durch die Erweiterung des Angebotes würde auch dem Königsteiner Bad gut zu Gesicht stehen, davon ist Rainer Kowald überzeugt und wird nicht müde zu betonen, dass sich ein Mehrwert auch für den städtischen Kur und Tourismus nicht nur in einem sanierten Kurbad widerspiegelt, sondern auch in der Einrichtung einer Panorama-Saune im ohnehin schon vorhandenen, dritten Obergeschoss, das zu diesem Zwecke lediglich ausgebaut werden müsste.

Auch für den Verband der Heilklimatischen Kurorte, wie Königstein einer ist, ist der viel beschäftigte „Unruheständler“ unterwegs, nicht nur als Botschafter, sondern seinerseits aktiv daran beteiligt, dass die damit verbundenen Prädikatisierungen durchgeführt werden, was gerade auch in den Premium-Class-Kurorten mit zusätzlichen Vorteilen für die Kurgäste einhergeht.

Von der Kur in Königstein leite sich vieles für die Stadt ab, davon ist Kowald überzeugt, der daher die Art und Weise, wie der Weggang der bisherigen Kurbad-Geschäftsführerin Almut Boller vonstatten gegangen sei, umso weniger nachvollziehen kann. Das habe in ihm auch so manche Erinnerungen an das Jahr 2000 geweckt, in dem sein Geschäftsführer-Stuhl im Kurbad frei wurde.

Dabei hatte der frühere Bürgermeister Antonius Weber seinerzeit noch eine ganz andere Linie vertreten, als Rainer Kowald im Oktober 1976 zum Kurbad-Geschäftsführer gemacht wurde, eine Funktion, die er 25 Jahre lang ausübte: „Ich will, dass das Bad läuft“, soll er gesagt haben. Ihm sei es ein Anliegen gewesen, die Sparten Kur und Tourismus zu stärken.

Dies sei umgesetzt worden, indem Werbung und Marketing für das Bad erfolgt seien. Aber auch das indirekte Marketing – wenn auch nicht immer für jedermann sichtbar – habe das Image der Kurstadt angehoben, wie etwa die zahlreichen Veranstaltungen in den Kliniken oder aber die Vertretungen in Verbänden.

Als Fachmann, der es aus der Erfahrung heraus wissen müsste, sagt Kowald auch ganz klar und das aus rein fachlicher Sicht: Im Moment fehle ein Fachmann für Kur und Tourismus in der Stadt Königstein. Auch könne er nicht verstehen, weswegen die Politik mit dem Versprechen in den zurückliegenden Kommunalwahlkampf gegangen sei, Kur- und Tourismus in der Stadt stärken zu wollen. Von den damit verbundenen Schwerpunkten sei nach der Wahl nicht viel übrig geblieben, bedauert Kowald.

Insbesondere ärgere ihn auch in Bezug auf die aktuelle Diskussion rund um die Kurbadsanierung, dass immer wieder gerne die Parallele zwischen dem Haus der Begegnung und dem Kurbad angeführt werde.

Ein Vergleich, der seiner Meinung nach mehr als hinkt. Wie er vorgehen würde? Zunächst einmal müsse ein klares Konzept in Sachen Kur und Tourismus für die Stadt her. Dazu gehöre auch die Ansiedlung eines Drei-Sterne-Hotels, so dass Kongressteilnehmern, die beispielsweise im Haus der Begegnung tagen, auch eine Übernachtungsmöglichkeit im mittelpreisigen Segment geboten werde, das derzeit nicht in ausreichendem Maße vertreten sei. Längst müsste man auch für eine neue WC-Anlage auf dem zentralen Parkplatz gesorgt haben – ein weiterer Zustand, der für eine Kurstadt, die zu allererst ihre optische Visitenkarte abgebe, nicht tragbar sei.

Rainer Kowald, und auch das kann man ihm zuschreiben, ist immer schon ein guter „Networker“ gewesen, was wiederum voraussetzt, dass er in vielen Vereinen engagiert ist und weiß, was die Menschen bewegt. Auch im Rahmen seiner Arbeit für die Kulturgesellschaft Königstein hat das „Geburtstagskind“ dank seiner guten Kontakte zur Wirtschaft schon so manchen großen Namen auf die Open-Air-Bühne der Veranstaltungsreihe „Theater auf der Burg“ geholt, was sich wiederum positiv und verstärkend auf das Image der Kurstadt ausgewirkt hat. Ebenso ist Kowald aktiv im Kirchenvorstand der Evangelischen Immanuelgemeinde.

Rainer und Ina Kowald freuen sich jetzt schon auf die nächste Ägyptenreise, die Bilder der letzten Exkursion dorthin halten sie noch fest im Bann, so dass man sich sicher sein kann, dass das Element Wasser Rainer Kowald bald wieder hat. Schließlich steht auch das Tauchen bei einer solchen Reise auf dem Programm. Aber jetzt muss erstmal das schlesische Backwerk mit selbst geraspelten Karotten probiert werden.

Rainer Kowald, wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag, mal ganz privat, aber immer zu Diensten für die Kurstadt, so kennt und schätzt man ihn.
Foto: Schemuth



X