Rudolf Krönke führt durch das Freilichtmuseum Burgberg

Königstein (hhf) – Einen Rundgang über den Burgberg, um nachzusehen, was er vorher erzählt habe, das hatte Rudolf Krönke versprochen, als er zur Jahreshauptversammlung des Vereines für Heimatkunde einen Vortrag über 2.500 Jahre Besiedlung des Königsteiner Wahrzeichens gehalten hatte. Warum aber hatte er als Treffpunkt dafür die Konrad-Adenauer-Anlage ausgewählt? „Wir wollen uns den Berg als solchen erschließen“, und das am besten aus Sicht eines Kelten, der mit seinem Ochsenkarren Baumaterial anliefern möchte. Der hat sicherlich ein Interesse an einem möglichst sanft ansteigenden Weg zur Spitze, und dieser verläuft, noch heute gut nachvollziehbar, hinter den Häusern der vorderen Hauptstraße durch den Kurpark, vorbei am Luxemburger Schloss bis zur Spitzkehre vor dem Burgtor.

Was des Bauern Freud‘, ist allerdings des Kriegers Leid, und so wurde der bequeme Zugang zum Burgberg durch allerlei Baumaßnahmen erschwert, um in Kriegszeiten den Feind auf Distanz zu halten. Freilich ist davon nicht mehr viel erhalten, da das gesamte Areal entweder neu überbaut worden, oder den gestalterischen Maßnahmen etlicher Generationen von Landschaftsgärtnern zum Opfer gefallen ist. Nicht erst der grüne Daumen von Herzog Adolph hatte hier regiert, zuvor diente das Gelände auch schon den Fürstbischöfen von Mainz als Naherholung im Sommerquartier, dem Amtshaus, aus dem später das Luxemburger Schloss hervorging.

Am Übergang von der Frankfurter Straße zur Hauptstraße ist der Beginn der alten Wegeführung noch durch eine „Heuklappe“ belegt, die in der Wand des Gebäudes mit der Hausnummer drei heute nur noch über eine Zufahrt (mit Wegerecht) zu erreichen ist. Hier hatte sich das „Obertor“ der letzten Stadtbefestigung befunden und neben dem Besucherzustrom auch die Wasserführung reguliert. Das lebensnotwendige Nass wurde vom Höhenbach dem Falkensteiner Burgberg entführt und durch die Wohnsiedlung zuletzt in gusseisernen Röhren bis an den Burgberg herangeführt, Abzweigungen versorgten alle Bereiche oberhalb des Woogtals. Ein Schweinestall und ein Gefängnis im Obertor sorgten für Ordnung auf den innerstädtischen Straßen, wie auch der Zugang zur Burg in Kurmainzer Zeit als eine alleenförmige Prachtstraße gelobt wurde.

Aber auch „die Nassauer wollten sich hier ganz groß niederlassen“, was schließlich nur durch die Erbfolge als Großherzog von Luxemburg verhindert wurde – zuvor hatte der nach 1866 entmachtete Adolph noch die Burgruine, die ursprünglich dem Staat gehörte, durch ein Tauschgeschäft mit Preußen in seinen Besitz gebracht. Die Schule vor seiner Sommerresidenz hatte er noch als Landesherr als Angestelltenwohnung annektiert (und stattdessen natürlich ein neues Schulhaus gebaut), der Marstall daneben ist heute zum Rathaus umgebaut.

„Hier standen die Frankfurter Katapulte“ wechselte Rolf Krönke auf dem Rathausplatz wieder einmal die Epoche, diesmal zum „Reichskrieg“ von 1346/65. Die damals befehdeten Falkensteiner, die auch die Geschäfte auf der Königsteiner Burg führten, dürfen nach Meinung des Vorsitzenden des Heimatkundevereins auch als die ersten Betreiber eines Kurbades angesehen werden, allerdings nicht hier – der rheumageplagte Burgherr fand Linderung und Immobilien in der Eifel.

Die nächste Station im „Freilichtmuseum Burgberg“ bildete das evangelische Pfarrhaus, das erst seit nassauischer Zeit existiert. Darunter aber hatten Krönke und Vereinskameraden bei einer Bodenradar-Untersuchung die Grundmauern eines alten Turmes gefunden, der auch auf alten Stadtansichten zu sehen ist: „Der Weg zur Burg musste verteidigt werden“, in diesem Fall durch ein „Vorwerk“, das an sicht- und schussgünstiger Position gelegen war, ohne in Verbindung mit der übrigen Stadtbefestigung zu stehen.

Eine andere Verbindung zwischen Stadt und Burg ist bis heute nicht gefunden worden: „Ich glaube, die Königsteiner mussten aus dem Stadttor heraus und außenrum fahren“, wenn sie etwas Schweres auf die Burg transportieren wollten, mutmaßt Krönke – für einen Fahrweg ist das Gelände oberhalb der Altstadt einfach zu steil. Einen Fußweg auf die Burg gab es hier hingegen sehr wohl, er wurde zuletzt im Zweiten Weltkrieg benutzt, als die Burgkeller der Bevölkerung als Luftschutzräume dienten.

In früheren Zeiten schützte die langgezogene „spitze Bastion“ den weiteren Weg zum Burgtor, ähnliche Funktion dürfte die heute zerstörte Kurtine an der gegenüberliegenden Seite gehabt haben, was Rückschlüsse auf deren Aussehen ermöglicht. An der Burg- oder Festungsanlage waren die rund 15 Heimatkundler diesmal aber nicht interessiert, stattdessen begab sich die Gruppe auf Rundkurs um den Burgberg und damit in sehr frühe Epochen. In einem kleinen Hang zwischen zwei Felsklippen hatte Dietwulf Baatz, noch bevor er Direktor der Saalburg wurde, ein Beil aus der fränkischen Karolingerzeit gefunden, also etwa aus dem achten Jahrhundert.

Etwas weiter hinten, mit schönem Weitblick auf Bangert, KTC und den früheren Verlauf der Reichsstraße nach Köln über den Romberg, wird ein Türmchen noch heute als Aussichtspunkt genutzt, dessen Entstehungszeit bislang ungeklärt ist. Daneben aber deutet eine bestimmte Moosart auf sehr alte Mauerzüge im Waldboden hin. Gemeinsam mit Dietwulf Baatz hat Rudolf Krönke hier schon zwei Tore ausmachen können, an anderen Stellen belegen deutliche Anhäufungen von Steinen einen etwa 2,30 Meter breiten alten Mauerzug, der vermutlich aus dem vierten oder fünften Jahrhundert stammt. Lesefunde aus diesem kleinen Plateau legen aber schon eine Besiedlung in keltischer Zeit nahe, vielleicht sogar in der späten Steinzeit. Ob es sich bei dem Inselberg mit den markanten Felsklippen einst um ein Naturheiligtum gehandelt hat, kann nur vermutet werden, aber „der Burgberg gehört zu den ältesten Siedlungsplätzen im Taunus“.

Dort, wo auch die Wintersonne immer kräftig scheint, liegen sicherlich noch mehr Spuren im Boden verborgen, eine spätrömische Brandschicht ist schon angetroffen worden, aber leider treiben hier auch immer wieder moderne Schatzsucher ihr Unwesen und verlagern Steine und Bodenschichten. Aber auch offizielle Stellen lassen es an Sorgfalt im Umgang mit dem Wahrzeichen der Stadt fehlen. Auf dem Rückweg, einem schmalen Pfad zwischen Burgmauern und Altstadt-Dächern, zeigten sich gewaltige Risse an einem der Eckfundamente der Bastion. „Wenn hier nicht bald etwas unternommen wird, passiert noch mal was Schlimmes“, daher drängt der Heimatkundler im Rathaus immer wieder darauf, dass hier ein Bautrupp anrückt. Und wenn er schon mal da ist, erinnert er auch gleich an die verrottende Ausgrabungsstelle im Bereich des alten Burgaufganges. Hier beginnen die freigelegten Mauern unter der zerfetzten Abdeckplane zu bröckeln, Wasser und Baumwurzeln sind die Ursachen. Neben den auch hier dringend nötigen Aktivitäten nimmt sich ein weiterer Umstand schon wieder als nebensächlich aus: Der Bericht über die Ausgrabung immer noch nicht veröffentlicht, obwohl auch schon die KöWo im letzten Jahr zu hören bekam, das werde bald geschehen. Nun, wir werden wieder nachfragen, und auch Rudolf Krönke lässt sicher nicht locker. Er plant auch noch etliche weitere Aktionen rund um den Burgberg, behält sich in seinem Alter aber eine relativ kurzfristige Ankündigungsfrist von etwa einem Monat vor.

„Solides Schuhwerk wird empfohlen“: Rudolf Krönke (Vierter von rechts) zeigte im frühlingshaften Grün des Burgberges, wo die ältesten Spuren der Besiedlung zu finden sind – sie sind bis zu 2.500 Jahre alt und nicht nur am Wegesrand zu finden.

Foto: Friedel



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