Schweißtreibende Burgerhaltung: Der Denkmalpflegeverein geht dem Efeu an den Kragen

Immerhin etwa die Hälfte der weit auf der Burg verstreuten Helfer des Vereins für Denkmalpflege haben sich hier mit „Projektleiter“ Karl Flamme (rechts, Hahn im Korb) zum Gruppenfoto zuzsammengefunden. Die KöWo-Mitarbeiterin erhielt im Gegenzug ein großes Lob für ihren Arbeitseinsatz neben der Berichterstattung. Foto: Krüger

Königstein (sk) – „8.30 Uhr in der Früh Treffpunkt am Burgtor!“ Dieser Aufforderung von Karl Flamme und den Mitgliedern des Vereins Denkmalpflege e.V. sind am vergangenen Samstag über 20 Helfer gefolgt. Ziel war es, die Burgmauern von Efeu und schädlichem Pflanzenbewuchs zu befreien. Die frühe Uhrzeit hinderte die Freiwilligen nicht, motiviert und begeistert an die Arbeit zu gehen. Zunächst gab es eine kurze Einweisung durch den ehemaligen Stadtgärtner Karl Flamme: „Die kleinen Flechten und Farne müssen an den Mauern bleiben.“ Nur die Äste des Ahorns und der Efeu sollen entfernt werden.

Dann ging es auch schon los. Handschuhe wurden übergestreift und mit Astschere, Motorsense und Muskelkraft ging es dem schnell wachsenden Grünzeug an den Kragen. Eine Grünfläche, die früher vom Pächter der Burggastronomie als Terrasse genutzt wurde und mittlerweile durch das wuchernde Grün nicht mehr als solche erkannt wird, befreiten die freiwilligen Helfer von Ahorn- und Dornenpflanzen und freuten sich nach getaner Arbeit über den hübschen Ausblick, der sich ihnen nun bot. Drei junge Königsteinerinnen sagten dem Mauerwerk den Kampf an und entfernten – unter der fachkundigen Aufsicht von Karl Flamme – sichtlich mit Spaß unermüdlich Unkraut und Efeu aus den Mauerritzen. Ein Helfer, der schon seit Jahren die Pflegearbeiten unterstützt, mahnte belustigt zur Vorsicht: „Nicht den Mörtel aus den Fugen kratzen! Wir wollen unsere Burg bewahren und nicht abreißen!“

Katja Metz, Vorsitzende des Denkmalvereins, ergänzte schmunzelnd: „Schön wäre es, wenn wir die jungen Leute, die so gerne auf der Burg feiern, auch für die Burgpflege gewinnen könnten.“ Aber man sei ja schon froh, dass man die Burg überhaupt wieder von dem schädlichen Pflanzenbewuchs befreien dürfe. Denn mehr als zwei Jahre waren dem Denkmalverein Säuberungsaktionen untersagt wegen einer Begutachtung der Kleintierbiotope und der Burg-Vegetation. Das daraus resultierende Pflegekonzept gibt vor, Fledermausbrutstätten und sonstige Kleintierhabitate in den Mauerritzen sowie seltene Farne und die ‚Fetthenne‘ zu schützen. „Die Farne sind beispielsweise besonders wichtig, weil sie dem Mauerwerk Feuchtigkeit entziehen. Der Efeu aber schädigt das Mauerwerk“, lernten die freiwilligen Helfer. Der Efeu verdecke außerdem Schäden an den Burgmauern, deren Beseitigung deutlich kostspieliger sei als die regelmäßige Entfernung der Pflanzen, so Karl Flamme. Er warnte eindringlich davor, die Burg der Natur zu überlassen. Mit Blick auf die Falkensteiner Burg sehe man ja, wohin das führe, erläuterte Katja Metz und ergänzte: „Man sieht die Burg nämlich nicht mehr.“ In der Tat lässt sich die Falkensteiner Burg nur noch anhand ihres Fahnenmastes in dem Dickicht von Wald erkennen. Man müsse die Bäume gewaltig zurückschneiden, um die Burgen wieder sichtbar zu machen, mahnte die Vereinsvorsitzende.

Zweimal im Jahr ruft der Verein für Denkmalpflege e.V. zur Burg-Säuberungsaktion auf und freut sich immer über interessierte Helfer und Unterstützer, „damit wir auch in zehn Jahren noch unsere Burg sehen und nicht nur einen Haufen Efeu“, wie ein tatkräftiger Helfer es treffend formulierte. Im Oktober hofft der Verein, wieder die Frankfurter Kletterfreunde zu gewinnen, um an den schwer zugänglichen Burgmauern kletternderweise den Efeu zu entfernen. Es wird sicher ein spannendes Spektakel.



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