Die Siedlung soll ein schönes Wohngebiet bleiben

Der Trend hin zur Bebauungsverdichtung der Siedlung in Königstein verstärke sich zurzeit, schreibt unser Leser und Anwohner der Siedlung Ulrich Richter, Talstraße, Königstein.

Seit langem ist zu beobachten, dass die Verdichtung der Siedlung in Königstein immer stärker zunimmt. Dies ging einher mit Grundstücksteilungen, Anlage von Stichstraßen und Verzicht auf Grundstücksfronten zugunsten von quer angelegten Parkplätzen. Dieser Trend verstärkt sich zurzeit unverkennbar.

Die Stichstraßen werden inzwischen immer schmaler und gehen schon unmittelbar an den Haustüren der betroffenen Grundstücke vorbei, die kleineren Grundstücke werden immer stärker (Fläche und Höhe) ausgenutzt und der Verkehr ein zunehmendes Problem, zumindest in den Stoßzeiten.

Die Siedlung war und ist nach wie vor ein lebenswertes, sozial gut strukturiertes und urbanes Baugebiet, zumindest noch in großen Teilen. Andere Städte tun viel, um derartige Wohngebiete zu erhalten, teilweise auch neu zu entwickeln.

Leider bestehen aber für die Königsteiner Siedlung weder Bebauungspläne, Gestaltungspläne, Verkehrspläne oder Maßnahmen zur Bestands- oder Eigenartsicherung. Man braucht nur nach Kronberg zu schauen, wie andere Städte mit diesen Herausforderungen (Beispiel Stellplätze) umgehen: Dort besteht eine aktuelle Stellplatzordnung, die das Zubetonieren der Straßenfronten verhindert, wörtlich: „Zufahrten von öffentlichen Straßen zu Stellplätzen und Garagen dürfen regelmäßig nicht breiter als 6 Meter sein….(§6, Abs.4.)“. Und: „….müssen die Stellplätze so angeordnet sein, dass sie von Kraftfahrzeugen ohne Überquerung anderer Stellplätze erreicht werden…..(§6, Abs.4)“. Fragen nach entsprechenden Regelungen werden in Königstein damit abgewiesen, dass es keinen Bebauungsplan gibt und jeder Bauherr tun könne, was er will, wenn er nur die jeweilige Grenzlinie von drei Metern nach allen Seiten beachtet. Soweit erkennbar sieht die Stadt Königstein keinen Handlungsbedarf, um die Siedlung in ihrem Bestand zu erhalten. Für Grundstücksnachbarn bestehen keine Möglichkeiten (anders als in anderen Gemeinden und Ländern), die Bauabsichten bei Neubauten frühzeitig zu erkennen und sich zu wehren. Keine Behörde ist bereit, Auskunft zu geben, es werden Tatsachen geschaffen, die zu einer Zerstörung des Siedlungscharakters führen; obwohl es tatsächlich sehr viele Möglichkeiten für Stadt und Bauaufsicht gäbe, dieser radikalen Veränderung der Eigenart des Gebietes Einhalt zu gebieten; und dazu gehört auch die Steuerung der immer weitergehenden ungeordneten Grundstücksteilung, die die Verdichtung erst richtig beschleunigt.

Wir haben Schreiben nach Hinweisen der Stadt Königstein an die Bauaufsicht wegen der Grundstücksteilung auf einem Nachbargrundstück gerichtet; man hat uns an das Bodenmanagement in Bad Homburg verwiesen. Von dort kam keine Antwort; später dann aber vom Amt für Bodenmanagement in Limburg mit dem Hinweis, dass unser Schreiben nicht an die „erfassende Behörde“, die Fa. ÖbVI Wittig und Kirchner gerichtet war und man deswegen dort nicht zuständig sei. Also nicht so wie die Bauaufsicht uns informiert hatte; wie kann ein „normaler“ Bürger wissen, dass die Firma Wittig & Kirchner die zuständige „erlassende“ Behörde ist und die Verantwortung für das „Bodenmanagement“ trägt?

Wer ist politisch verantwortlich für die Gestaltung der Stadtteile und wie kann man durch Wahlentscheidungen demokratisch an der Gestaltung seiner eigenen Umgebung mitwirken?

In vielen Gemeinden werden heute zum Vorteil der Bürger städtebauliche Konzepte erarbeitet, die über einfache Bebauungspläne hinausgehen. Damit wird sichergestellt, dass der Wohnwert in den Baugebieten erhalten oder bei Neuanlagen berücksichtigt wird.

Mit der Verbetonierung der Siedlung lehnt man sich in Königstein in keiner Weise an Initiativen anderer Gemeinden an. Das Klimatop der Siedlung erfährt eine zunehmende Belastung, Windschneisen werden verbaut, für Grünflächen ist kein Platz, die Straßen nehmen teilweise den Verkehr nicht mehr auf.

Wenn man etwas für die Bürger tun will, sollte man dort aktiv werden, wo Möglichkeiten bestehen und endlich die zunehmende Verdichtung der Siedlung durch die Bebauung und ungeordnete Grundstücksteilung einschränken. Es wird Zeit, damit die Siedlung das bleibt, was sie glücklicherweise noch ist; ein schönes Wohngebiet.



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