Stadtbibliothek Königstein feiert 40-jähriges Jubiläum

Viele literaturbegeisterte Gäste feierten das vierzigjährige Jubiläum der Stadtbibliothek Königstein. Ein interessantes und abwechslungsreiches Programm stellte das Team der Stadtbibliothek gemeinsam mit Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann und Hildegard Berberich, die 24 Jahre die Leitung der Stadtbibliothek innehatte, zusammen. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – Was macht man, wenn man vierzig Jahre erfolgreich gewirkt hat und Literaturfreunde von Nah und Fern regelmäßig anlockt und begeistert? Man feiert! Das hat jetzt die Königsteiner Stadtbibliothek mit großem Erfolg getan. Simone Hesse, die Leiterin der Stadtbibliothek, war dennoch „überwältigt, dass so viele Leute gekommen sind.“

Simone Hesse und ihr Team stellten sich bereits im vergangenen Jahr die Frage: „Was wollen wir machen?“ In Zusammenarbeit mit der ehemaligen, langjährigen Leiterin der Stadtbibliothek, Hildegard Berberich und Königsteins Stadtarchivarin, Beate Großmann-Hofmann, hatte man aber schnell eine treffliche Idee gefunden. So bot sich den Gästen in den Räumen der Wiesbadener Straße ein abwechslungsreicher und kurzweiliger Abend, der eine Zeitreise durch die letzten vier Jahrzehnte sowohl auf literarischer als auch auf geschichtlicher Basis eröffnete.

Simone Hesse und Constanze Schleicher aus der Stadtbibliothek unterhielten gemeinsam mit Beate Großmann-Hofmann und Hildegard Berberich die Gäste mit spezifischen und detailreichen Informationen zu verschiedenen Themengebieten des Zeitgeschehens. So konnte auf die Frage Hesses „wie fing das alles an?“ nur eine die treffenden Hintergrundinformationen liefern und auch gleich noch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern: Hildegard Berberich ist quasi mit Büchern und der Bücherei Königsteins groß geworden, hat „von ihren über siebzig Lebensjahren, sechzig Jahre in der Bücherei verbracht – zunächst als Leserin, dann als Leiterin.“

Ihrem Vater, Hermann Berberich, ist die Entstehung der Stadtbücherei zu verdanken, denn nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bahnte sich allmählich ein geregeltes Büchereileben an, so dass im Jahre 1950 der damalige katholische Pfarrer Geis Hermann Berberich mit der Betreuung der Pfarrbücherei beauftragte.

Nachdem die Bücherei aus dem ehemaligen katholischen Gemeindehaus im Burgweg 1966 in das neue Gemeindezentrum in der Georg-Pingler-Straße verlegt wurde, wuchs sie immer weiter an. So reichte irgendwann der Platz nicht mehr aus und Hermann Berberich trat an den damaligen Bürgermeister Antonius Weber heran, um eine Zusammenlegung der katholischen öffentlichen Bücherei mit der städtischen Kurbücherei zu erzielen. Eine gegenseitige Bereicherung infolge einer Zusammenlegung der Büchereien war gesichert, da damit ein breiteres Repertoire an einem Ort angeboten werden konnte. Am 6. November 1976 wurde dann die Stadtbibliothek Königstein aus der Taufe gehoben, der dann im Jahre 1978 auch noch die evangelische Gemeindebücherei beitrat.

Markus Jockers gehört ebenfalls zum Team der Stadtbibliothek. Anhand einer von ihm vorbereiteten Bildpräsentation konnten die Besucher, unter denen neben Bürgermeister Leonhard Helm und Hermann-Josef Lenerz von Seiten der Stadt auch Charlotte Siepenkort vom Städtepartnerschaftsverein Le Cannet-Rocheville und Lokalhistoriker Hermann Groß anwesend waren, spannende visuelle Eindrücke sammeln. Dies belebte den Abend zusätzlich und gab Leiterin Simone Hesse die Möglichkeit, anhand von auf die Leinwand projizierten Autorenportraits alle Besucher aktiv in ein Autorenquiz einzubeziehen.

Neben kulturellen und geschichtlichen Höhepunkten, die trefflich und amüsant von Beate Großmann-Hofmann erläutert wurden, gab Constanze Schleicher einen Einblick in das Thema Jugendliteratur. Dabei ging sie nicht nur auf Klassiker von Michael Ende und seinen Bestseller „Die unendliche Geschichte ein“, welcher bereits 1979 für Altersgrenzen übergreifende Begeisterung sorgte. Auch der bekannte, deutsche Kinderbuchautor Paul Maar, oder Enid Mary Blyton, die mehr als 750 Bücher und über 10.000 Kurzgeschichten schrieb, erhielten ihren Platz auf der literarischen Reise durch die Zeit. Gerade Enid Blyton erfährt zurzeit unter jungen Mädchen ein Revival und wird wieder vermehrt ausgeliehen.

Dass die Stadtbibliothek im Jahre 2004 in das ehemalige Kaufhaus Kolb umzog, erfuhr Hildegard Berberich, die damalige Leiterin der Stadtbibliothek, zunächst nebenbei. Sie freute sich danach sehr „über das Traumdomizil“, denn seitdem haben mehr als 45.000Medien, zu denen nicht nur Bücher, sondern auch Spiele, DVDs, CDs, CD- ROMs, Zeitschriften und vieles mehr gehören, einen adäquaten und ansprechenden Platz gefunden. In den luftigen Räumlichkeiten erfuhr man von der Friedensbewegung der siebziger Jahre wie auch von den zeitkritischen Schriftstellern Christiane F. („Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“) oder Günter Wallraff. Alice Schwarzer und „Der kleine Unterschied“, in dem vor vierzig Jahren erstmals Frauen der Bundesrepublik von ihrem Alltag und ihrer sexuellen Unterdrückung erzählten, wurden genauso thematisiert wie Henning Mankell, der im Oktober 2015 verstorbene schwedische Schriftsteller. Mit Kurt Wallander, der fiktiven Hauptfigur seiner Kriminalromane war er es, der die Ära der skandinavischen Kriminalautoren einleitete.

Nicht nur die Wiedervereinigung, die das Ende der Teilung Europas mit sich brachte oder der Irak-Krieg fallen in die „Lebensjahre“ der Königsteiner Stadtbibliothek. Auch lokale Ereignisse, wie die Übernahme des von Großmann-Hofmann so bezeichneten „kleinsten Belegkrankenhauses“, dem heutigen St.-Josef-Krankenhaus, durch die Stadt Königstein, wurden von ihr beleuchtet.

Das kulturelle Interesse Königsteins manifestierte sich im Laufe der Zeit auch über die verschiedenen Städtepartnerschaften. So spannten die Referentinnen schließlich den Bogen unter anderem auch zu Kornik, der polnischen Partnerstadt Königsteins. Aus Kornik stammt die Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska, deren Lyrik das Publikum anhand eines vorgelesenen Gedichts eindrucksvoll aufnehmen durfte.

Das Zitat von Günter Grass schließlich, dargeboten durch Bibliotheksleiterin Simone Hesse: „Der größte Fehler, den ein Autor machen kann, ist den Leser zu unterschätzen“, traf an diesem Abend in keinster Weise zu.

Die Stadtbücherei war Zentrum der Zusammenkunft und bot den Gästen einen anspruchsvollen und gleichwohl unterhaltsamen Abend mit literarischen und geschichtlichen Höhepunkten im Zeichen ihres vierzigjährigen Jubiläums.



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