Taunuskrimi auf der Königsteiner Burg und der Turm macht blau

„Mordsfreunde“ auf der Königsteiner Burg: Das TV-Produktionsteam nutzte den von Autorin Nele Neuhaus beschriebenen Schauplatz für Dreharbeiten. Foto: Schemuth

Königstein (el) – Da soll doch einer mal behaupten, dass Schauspieler anspruchsvoll sind! Schließlich ließ sich der smarte Tim Bergmann für seinen Einsatz auf der Königsteiner Burg ganz lässig mit Windjacke und Schal auf der Ladefläche eines VW-Pickups chauffieren. Oben angekommen, wehte allerdings ein anderer Wind. Regisseur Marcus O. Rosenmüller verlangte volle Konzentration am Set der neuesten „all in production“ – schließlich geht es um die Verfilmung des neuesten Taunuskrimis aus der Feder von Autorin Nele Neuhaus, die wiederum fest mit dem Taunus und seinen Reizen verwurzelt ist. „Das hat es uns einfacher gemacht, die Dreharbeiten auch an den Orten stattfinden zu lassen, die die Autorin in ihrem Buch beschrieben hat“, findet Produktionsleiterin Chris Schmelzer, die sich schnellen Schrittes einer jungen Dame im Steppanorak nähert, die im Schutze der Burgmauern auf einem Feldstuhl Platz nimmt. So tief hat sie die Kapuze ins Gesicht gezogen, dass man sie fast nicht erkannt hätte: Als eingefleischter Fan des Ermittlerduos Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein (Bergmann) kommt man jedoch schnell dahinter, dass es sich hier um Kommissarin Kirchhoff alias Felicitas Woll handelt, die gleich zusammen mit ihrem Kollegen einen leblosen Körper entdecken wird, der vom Torbogen zur Schlossküche der Burg baumelt. Für einen Toten macht Merlin Rose, der im jüngsten Taunuskrimi des ZDF Jonas Bock spielt, einen sehr putzmunteren Eindruck.

Damit die Schürfwunden auf seiner kalkweiß geschminkten Haut die Leichenstarre auch noch besser unterstreichen, wird er gleich noch mal auf den Stuhl zur Maske geschickt, um seinen „Teint“ aufzufrischen. Dies allerdings mit bestem Panoramablick auf das schlummernde Königstein, dessen Bewohner noch nicht erahnen können, welche „Greueltaten“ sich hier während des dreitägigen Drehs auf der Burg abspielen werden. Allerdings sollte auch nicht unerwähnt bleiben, welcher Aufwand hinter den Kulissen dafür notwendig war. Über 70 Darsteller hatte man für diese und eine weitere Folge („Tiefe Wunden“), die zum Teil parallel gedreht wird, engagiert. Das bedeutet „Full House“ nicht nur sonntags auf der Burg mit Kamerateams, Darstellern, Statisten und Visagisten, sondern auch jede Menge Logistik im Hintergrund. Ein solcher Tross muss auch entsprechend verpflegt werden. Dafür hatte man sogar einen eigenen Versorgungstruck mit integrierter Küche auf dem Rathausplatz geparkt. Die warme Mahlzeit oder aber den Cappuccino für zwischendurch konnten die Mitarbeiter am Set dann gleich um die Ecke, im Adelheidsaal der Immanuelgemeinde, einnehmen. Dafür hatte sich Rathauschef Leonhard Helm persönlich eingesetzt und auch dafür, dass der Königsteiner Burgturm an einem der Abende in ein seltsam blaues Licht getaucht wurde – man hatte die Notbeleuchtung und die LED-Lampen eingeschaltet und ganz nebenbei diesen wohl eher ungewollten, dafür aber von den Bürgern sehr wohl wahrgenommenen Effekt erzielt.

Da sich beim Film vieles um Effekte dreht, war man beim Dreh im Opel-Zoo – hier finden die Ermittler Leichenteile in einem der Tiergehege – ebenfalls um größtmögliche Authentizität bemüht. Die Sache mit den Leichenteilen geht so: Am Anfang stand der Torso-Abdruck eines Schauspielers. Die Silikonmasse wurde dann nach und nach realitätsgetreu eingefärbt und dass man das Kunstwerk hinterher wieder „zerhackte“, hatte auch seine Richtigkeit: Die mit Zucker bestreuten Leichenteile sollten nicht nur gut platziert werden, sondern auch ihre Ekel erregende Wirkung beim Zuschauer entfalten, indem sie Ameisen und Maden als Appetithappen anlockten. Dann ist da noch ein „Darsteller“ namens „Randy“, der beim samstäglichen Dreh auf Burg Königstein vom Turm gefallen war. Gott sei Dank musste Stuntman Robert Becker, der in Frankfurt seine eigene Stuntschule betreibt, nicht selbst aus luftiger Höhe springen. Der Mann für alle Fälle war diesmal seine Stuntpuppe „Randy“.

Doch nicht nur die Königsteiner Burg bekommt man im neuesten Neuhaus-Krimi zu sehen, sondern auch – beim genaueren Hinsehen – noch viel mehr von Königstein. So drehte man bereits auf dem Gelände der St. Angela-Schule und hat mal eben das Kommissariat im Schweizer Haus untergebracht. Das Wohnhaus des Herrn Bodenstein steht nach wie vor in Kelkheim. Auch ein Blick in die Nachbarstadt lohnt sich: Am Montag und Dienstag war der Kronberger Hellhof die bevorzugte Location und auch auf der Straße zwischen Schloßborn und Glashütten wurde bereits gefilmt.

Einer der Stars dieser Folge, Wilson Gonzales-Ochsenknecht, sollte erst am Abend während einer Partyszene auf der Burg in Erscheinung treten – für die Krimi-Fans ein weiteres Highlight, für das Produktionsteam eine Nachtschicht…



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