Wiener Klänge im Haus der Begegnung

Solistin Kerstin Bruns begeisterte ihr Publikum mit ihrer Interpretation der beliebten Melodien. Foto: Heute

Königstein – Der Förderverein Haus der Begegnung Königstein e.V. präsentierte am Sonntag, 24. April, mit beliebten Melodien aus Operette und Musical den „Frühling in Wien“ als Abschluss der zweiten Abonnement-Saison. Der Frühling in Königstein hatte allerdings kurzfristig eine Auszeit genommen, daher versprach Frank Ringleb, Gründer des Johann-Strauß-Orchesters Kurpfalz, Kontrabassist und Moderator in Personalunion, der souverän und humorvoll durch den Konzertabend führte, gleich zu Beginn: „Der Frühling findet im Saale statt“.

Nach dem Auftakt des Orchesters mit dem Marsch „Wien bleibt Wien“ von Johann Schrammel, der mit seinem Bruder Josef die nach ihnen benannte Schrammelmusik ins Leben gerufen hatte, und dem Klassiker „Frühling in Wien“ des unvergessenen Robert Stolz, wundervoll gesungen von der aus Falkenstein stammenden Solistin Kerstin Bruns, waren die winterlichen Außentemperaturen im nicht ganz ausverkauften, jedoch gut besuchten großen Saal im HdB bereits in Vergessenheit geraten. Wie dem Publikum verraten wurde, hat die vielen in der Region gut bekannte Künstlerin übrigens eine besondere Bindung an das Haus der Begegnung, seit sie seinerzeit ihren Abiball dort gefeiert hatte.

Dirigent und Orchesterleiter Prof. Wolfram Koloseus, ein früherer Wiener Sängerknabe und seit 2014 Rektor an der Musikhochschule in Mainz, dirigierte das Johann-Strauß-Orchester Kurpfalz von dem Steinway-Flügel aus, der 2013 vom Förderverein mit Hilfe von Sponsoren von der Alten Oper Frankfurt erworben wurde und inzwischen dem HdB und seinen Nutzern, darunter die Bischof-Neumann-Schule, dauerhaft zur Verfügung steht.

Den beiden Eröffnungsstücken folgte der Walzer „Wilde Rosen“ von Franz Lehár. Bevor dessen erste Töne erklingen konnten, las Moderator Frank Ringleb dem Publikum vorab das Gedicht „Atmosphärische Konflikte“ von Erich Kästner vor, das die Launen des Frühlingswetters auf die Kästner so eigene humorvolle Weise beschrieb und den Zuhörerinnen und Zuhörern wohl recht aus dem Herzen sprach. Die Gesangsstücke folgten im Wechsel mit den Orchesterstücken. Mit „Liebe, du Himmel auf Erden“ interpretierte Kerstin Bruns ebenso gefühlvoll wie kraftvoll das für eine weibliche Gesangsstimme komponierte Lied aus Paganini von Franz Lehár.

Die 16 Musikerinnen und Musiker des Orchesters entführten anschließend ihr Publikum mit der Polka française „Im Kahlenbergerdörfel“ von Philipp Fahrbach junior in die Welt nördlich des 19. Wiener Gemeindebezirks zu Kaiser Franz Josephs Zeiten. Die musikbegeisterten Wienfreunde im Saal ließen sich sehr gerne auf diese Reise mitnehmen.

Im Anschluss brachte Kerstin Bruns mit dem fröhlichen Lied „Ja, so singt man nur in Wien“ von Johann Strauss die „Blaue-Bock-Stimmung“ – wie es Moderator Ringleb benannte – in den Konzertsaal. Die ältere Generation unter den Zuhörerinnen und Zuhörern freute sich über die Erinnerung an die bis in die 80er Jahre so beliebte Unterhaltungsshow mit dem TV-Moderator Heinz Schenk.

Nach dem Stück „Mit Chic!“ vom jüngsten der drei Strauss-Brüder, Eduard Strauss, verabschiedeten sich die Musiker in die wohlverdiente Pause. Der zweite Teil des Programms begann mit einem Werk des ältesten Strauss-Sohnes Johann, bei dem sich das Publikum mit dem schneidigen Einzugsmarsch aus der Operette“ Der Zigeunerbaron“ in die Atmosphäre eines Wiener Theaterhauses versetzt fand. Danach war es spätestens mit Franz Doelles „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ um die Besucherinnen und Besucher dieses Konzertabends geschehen, die bei der Orchesterdarbietung des populären Ohrwurms, zu dem es seinerzeit auch einen gleichnamigen Musikfilm gab, wohl in Erinnerungen schwelgten. Solistin Kersten Bruns konnte diese Stimmung mit ihrer anschließenden Interpretation des langsames Walzers „Ich schenk‘ mein Herz“ noch einmal vertiefen, in der ihr lyrischer Sopran besonders schön zur Geltung kam. Der Walzerkönig Johann Strauss glänzte dann letztmalig für diesen Abend dank seines gleichnamigen Orchesters aus der Kurpfalz mit den „Frühlingsstimmen“, bei denen wohl alle Anwesenden hofften, der derzeit abwesende Lenz möge sich doch bitte zurückgerufen fühlen.

„Im Prater blüh’n wieder die Bäume“ – Robert Stolz hat sich mit dieser Komposition wohl unsterblich gemacht. Kerstin Bruns sang dieses Lied, ihr letztes des offiziellen Programms, vor ihren begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern ebenerdig vor dem Podium. Für diese Publikumsnähe nahm sie sogar die dort ungünstigere Akustik in Kauf, was mit frenetischem Applaus honoriert wurde.

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber eine Lerche macht durchaus einen Frühling“, lautete die Anmoderation Frank Ringlebs für ein Stück aus der rumänischen Folklore: „Die Lerche“ von Dinicu Doina. Mit seinem beeindruckenden Geigensolo, mit dem er den Flug und das Zwitschern einer Lerche imitierte, setzte Sorin Strimbeanu, beheimatet in Bukarest, als Primas ein glanzvolles Beispiel seines Könnens und spielte damit auch das letzte Musikstück aus dem Konzertprogramm.

Der nachfolgende langanhaltende, Zugaben einfordernde Beifall zeigte Wirkung: Das Johann-Strauß-Orchester Kurpfalz und Kerstin Bruns sagten dem gut gelaunten Publikum mit mehreren Zugaben Servus. Eine rundum beschwingte und gelungene Hommage an den Frühling und an die Stadt Wien, die nach den Worten Frank Ringlebs „den Dauerfrühling lebt“!

Manfred Colloseus, 1. Vorsitzender des Fördervereins Haus der Begegnung Königstein e. V. kann mit dem Erfolg des letzten Konzertes aus der Abonnement-Saison 2015/2016 also mehr als zufrieden sein. Der Förderverein hat derzeit 95 Mitglieder und hofft darauf, in diesem Jahr das 100. Mitglied begrüßen zu können. „Jungen Künstlern, in der Regel aus der Region, ein Podium zu geben“, so Colloseus, sei eine wichtige Motivation des als gemeinnützig anerkannten Fördervereins. Die Saison 2016/2017 der vom Förderverein gestalteten Konzertreihe „Königsteiner Kammerkonzerte Tilmann Köster“ wird am Sonntag, 9. Oktober 2016 beginnen.



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