Sich Zeit nehmen für Gott

Elisabeth Steiff, Seelsorgerin in der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus.

Auf dem Königsteiner Weihnachtsmarkt vergangenen Sonntag sprach mich eine Frau an und sagte mir: „Ich lass mir nicht dauernd einreden, dass die Adventszeit so stressig und nur von Geschäftigkeit geprägt ist, ich erlebe so viele Schönes, was für mich diese Zeit so wertvoll macht.“ Ist Ihnen so eine Aussage auch schon mal begegnet? Oder wie halten Sie es denn mit der Geschäftigkeit, mit dem Stress, mit dem Rummel? Für mich hat diese Frau vieles für die Advents-und Weihnachtszeit Wichtiges gesagt:

Wie oft ist es leichter und populärer zu stöhnen als zu sagen „Ich habe Zeit oder ich nehme mir Zeit“? Wer will schon, dass ihm unterstellt wird, er wäre nicht ausgelastet, hätte nichts Sinnvolles zu tun?!

Sich Zeit nehmen- das kann die Advents-und Weihnachtszeit prägen. Viele Menschen verschenken ihre Zeit für andere, machen Besuche zur Weihnachtszeit. Warum muss das gleich mit Stress verbunden sein? Sich Zeit nehmen für einen Menschen, ist ein viel Größeres Geschenk als eine große Geschenkkiste hinzustellen. Denn wenn Menschen sich Zeit nehmen füreinander, dann kann auch etwas zur Sprache kommen, was vielleicht sonst untergeht, was nicht ausgesprochen wird. Macht es denn nicht gerade ein Leben reich, wenn ich mit Menschen über Dinge oder Ereignisse spreche, die mich berühren oder beschäftigen oder gar belasten?! Da schaffe ich vielleicht nicht so viele Besuche in dieser Advents-und Weihnachtszeit, aber vielleicht weniger und diese intensiver.

Sich Zeit nehmen- das kann die Advents-und Weihnachtszeit prägen.

Wie viele Menschen nehmen sich gerade in dieser geprägten Zeit vor, etwas mit anderen zu unternehmen, was man sonst nicht machen würde. Wie schön ist es, gemeinsam ein Advents-und Weihnachtskonzert miteinander zu besuchen oder über den Weihnachtsmarkt zu schlendern, in der Hoffnung, jemanden Bekanntes zu treffen und ein wenig zu plaudern. Denn in der Winterzeit sieht man sich einfach viel weniger so rein zufällig auf der Straße. Muss das mit Stress verbunden sein? Nein, es kann doch ganz gemütlich vor sich gehen.

Sich Zeit nehmen- das kann die Advents-und Weihnachtszeit prägen.

Jeder und jede ist auch ganz persönlich gefragt, diese kostbare Zeit für sich zu gestalten. Wie viele Menschen nutzen diese Zeit, ein persönliches Ritual der Stille und Besinnung einzuführen; sie entzünden die Kerzen am Adventskranz und lassen die Abenddämmerung auf sich wirken oder sie legen sich eine Musik auf und hören wirklich zu, lassen sich von der Melodie mitnehmen in andere Sphären. Manche genießen gerade das wenige Licht in der Wohnung; jeder und jede hat da ungeahnte Möglichkeiten.

Sich Zeit nehmen – für sich, für andere und gläubige Menschen werden ergänzen: auch für Gott; das ist Aufgabe und Ziel der neuen katholischen Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt im Taunus. In diesem Jahr ist sie erst gebildet worden und vieles braucht noch Zeit. Einige Strukturen stehen schon, vieles ist auf den Weg gebracht und jetzt gilt es, das mit Leben zu füllen. Lebendigkeit haben viele erlebt, wenn sie zum Familiencafe´ in der Georg-Pingler-Straße am Freitag nachmittag kommen; andere bauen am Netzwerk Familienzentrum; Lebendigkeit war bei den unterschiedlichen Freizeiten zu spüren, auf der Familienfreizeit und in den Zeltlagern, bei den Fahrten mit den Firmbewerber/innen. Lebendigkeit in dem Umgang mit den Flüchtlingen aus anderen Ländern; Lebendigkeit in der unterschiedlichen Art der Gottesdienste und kirchlichen Feiern, bei den Taufen, der Erstkommunion, der Firmung, des Even Prayers, der Hochfeste, der „anderen Gottesdienste“; das große Begegnungs-und Dankeschönfest der neuen Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus im Sommer… uvm.

Menschen brauchen Zeit, um sich an Neues zu gewöhnen. Menschen brauchen Zeit, um zu erspüren, was ist von dem, was immer schon war, wichtig und sinnvoll. Wo wäre eine Zäsur angebracht? Was trägt noch? Was ist noch leistbar? Viele Fragen tun sich auf.

Vieles läuft nicht nacheinander, sondern gleichzeitig. Gottes Geist wirkt, wo er will.

Sich Zeit nehmen, für Gott, für andere und für sich. Daraus leben Christen und wollen sich auf das Fest vorbereiten, in dem sich Gott in unsere Zeit hineinschenkt. Er ist schon da, er ist mitten unter den Menschen; Manchmal erspüren, erahnen, vermuten es die Menschen und manchmal ist der Blick versperrt.

In dieser Zeit jetzt, ob sie hektisch und stressig oder ruhig und besinnlich wahrgenommen wird, will Gott als Mensch ankommen. Er wird in der Geburt Jesu Mensch und damit einer der Menschen. Aus dieser Nähe heraus, engagieren sich Menschen - auf ganz unterschiedliche Weise und an vielen verschiedenen Stellen. Dafür sei herzlich Dank gesagt und Vergelt´s Gott.

Im Namen aller Christinnen und Christen der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus wünsche ich den Leserinnen und Lesern der Königsteiner Woche ein frohes Weihnachtsfest und Gottes reichen Segen für 2015!

Für das gesamte Pastoralteam

Elisabeth Steiff, Seelsorgerin in der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus,

Ansprechperson St.Johannes der Täufer, Schneidhain



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