Zwischen Heringen und erneuerbarer Energie

Dr. Björn Peters sensibilisierte die Zuhörer beim FDP-Heringsessen für den Faktor „Wind“ in der Energiewende. Foto: Schemuth

Königstein (el) – Bevor das hervorragende und reich bestückte Heringsbüfett – sogar als hessischer Hering, eingelegt in Grüner Soße – in der Villa Borgnis gestürmt werden konnte, zollten die Königsteiner Liberalen, die hierzu eingeladen hatten, der Tradition des politischen Aschermittwochs Tribut. Es sollte ein Abend werden für die Königsteiner, nicht nur für jene, die der FDP angehören. Ein bestens aufgelegter FDP-Ortsvorsitzender Alexander Freiherr von Bethmann, frisch beflügelt vom guten Abschneiden der Freien Demokraten bei den Bürgerschaftswahlen in Hamburg, begrüßte die Gäste, die passenderweise an mit gelben Fähnchen dekorierten Tischen Platz nahmen. Gerne erinnerte sich der Königsteiner Ortsverbandsvorsitzende auch an die Europawahlen 2014 in Königstein, bei denen man eine überdurchschnittliche Wahlbeteiligung habe verzeichnen können, die mit 12,6 Prozent viermal so hoch wie das Bundesergebnis ausgefallen war. Im Gedächtnis geblieben – und nicht nur bei der FDP – ist auch das parteiübergreifende Europafest auf dem Kapuzinerplatz in Königstein. Ein diesbezüglicher Wermutstropfen: FDP-Kandidat Wolf Klinz hat den Sprung ins Europaparlament nicht geschafft. 2014 kamen die ersten Flüchtlinge in Königstein an, auch dies ein Thema, bei dem der Kreis auch noch die Hilfe aller brauchen wird. Doch das sollte nicht Thema das Abends werden, man wollte sich mit der Energiewende beschäftigen und diesbezüglich vom Gastreferenten des Abends, Dr. Björn Peters, Leiter des Investmentbereichs „Infrastructure & Natural Resources“ im Asset &Wealth Management der Deutsche Bank AG, wissen, „Energiewende in Deutschland – wie viel Sonne und Wind verträgt der Strommarkt?“

Als ehemaliges Mitglied des Königsteiner FDP-Ortsverbandes und Jugend-forscht-Preisträger zum Thema „Windkraftwerke“ nahm Peters den Ball gerne auf, der ihm da zugeworfen wurde – stets die Brille des Investors auf der Nase. Schließlich, so Peters, müssten auch Kraftwerke einer Szenario-Analyse unterzogen werden. Wenn man in sie investiert, habe man sie auch 20 Jahre an der Backe und das muss wohl überlegt sein. Bevor die erneuerbaren Energien – sprich Wind und Solar – thematisiert wurden, machte Peters seine Zuhörer mit dem Strommarkt hierzulande vertraut, auch unter dem Aspekt inwiefern dieser vom Wetter beeinflusst ist.

Außerdem ein wichtiger Faktor in der vorausschauenden Planung: Die Stromproduktion ist aus volkswirtschaftlicher und politischer Sicht zu betrachten.

Um 1967, als jeder gleich eine Waschmaschine gekauft hat, stieg der Stromverbrauch um 36 Prozent innerhalb eines Jahres. Mit dem „Wirtschaftswunder“ ging auch die Utopie der kostenlosen Energie einher. Es wurden viele Kohlekraftwerke gebaut und irgendwann wurde diese Ideologie dann vom Begriff des „Atomstaates“ abgelöst.

Stromverbrauch ist auch eine Frage von Angebot und Nachfrage. „Wir müssen uns mit unserem sozialen Verhalten auseinandersetzen“, rät Peters deshalb. So werden beispielsweise Mittags- und Abendspitzen im Stromverbrauch mit Öl- und Gaskraftwerken abgedeckt. Die Energiewende per se sei jedoch nicht erst durch die rot-grüne Regierung eingeläutet worden, wusste Peters zu berichten, dass die Schwarz-Gelben bereits in den 90er-Jahren angestoßen hatten, dass Häuslebauer Solarenergie ins Netz einspeisen können.

Strom aus erneuerbaren Quellen – welcher Mix ist der richtige und zu welcher Zeit? Dieser Frage geht man heute nach auf der Suche nach dem Optimum. Hier könne die Politik Mechanismen entwickeln, so dass der Strommarkt ins Gleichgewicht komme, so der Referent, der dabei ein „heißes Eisen“ anpackte, was den Einspeisevorrang angeht, der durchaus technische Probleme verursachen könne.

Fest steht, der Strom hierzulande ist nicht gerade billig, international liegt Deutschland im Mittelfeld, was die Preise angeht. Der Anteil der erneuerbaren Energien macht 31 Prozent der Stromproduktion aus. Die Speicher der Zukunft müssten jedoch wirtschaftlicher werden, so Peters, damit das Potenzial der erneuerbaren Energien ausgeschöpft werden könne. In diesem Zusammenhang gilt es noch einen weiteren, nicht immer ganz berechenbaren Faktor einzubinden, mit dem die Stromproduktion, gerade auf der erneuerbaren Ebene, steht und fällt und zuverlässiger gestaltet werden kann: das Wetter. Wesentliches Problem: Der Wind weht nicht, wenn man ihn braucht. Moderne Speicher, die für mehrere hundert Stunden – und nicht wie heute für vier bis sechs Stunden – ausgelegt seien, könnten dies lösen. So könnte die überschüssige Energie aufgenommen werden. Das würde jedoch bedeuten, dass man einen Speicher konzipiert, der 80-Terawattstunden groß ist, was in etwa der Größenordnung eines um 600 Meter hochgepumpten Bodensees entsprechen würde.

Eine weitere Idee zur Optimierung der Stromproduktion: Das Nachfragemanagement müsste verbessert werden. So könnte mehr Flexibilität in das Stromnetz eingebaut werden.



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