1. Gourmetsalon im Schlosshotel – gelungene Nacht der Genüsse

In Erwartung ihrer Gäste in der Schlossküche: Meister Fuiji, Thomas Macyszyn, Küchenchef im Columbia Hotel Rüsselsheim, Jörg Lawerenz, Küchenchef im Schlosshotel, André Tienelt, Küchenchef im Hotel Ritter Durbach, Schlosshotel-Direktor Franz Zimmermann, Sous Chef Tobias Lembcke, der Patrick Spies, Küchenchef im Romantik Hotel zum Stern in Bad Hersfeld, würdig vertrat und Überraschungsköchin Sarah Henke. Foto privat

Kronberg (mw) – Was die rund 200 Gäste des Schlosshotels am Samstagabend zum 1. Gourmetsalon in den kaiserlichen Räumen erwartete, hatte es in dieser Form dort noch nicht gegeben: Gemeinsam mit Küchenchef Jörg Lawerenz hatte Schlosshotel-Chef Franz Zimmermann die vor einem Jahr komplett für einige Millionen Euro sanierte und nach modernsten Standards konzipierte Schlossküche für eine Gourmetnacht der Extraklasse geöffnet. Alle Räume, angefangen beim Foyer über den kleinen Speisesaal, das Restaurant, den grünen, roten und blauen Salon und die Bibliothek bis hin zur Großküche und der Bankettküche lockten mit Kochstationen und bis zum i-Tüpfelchen ausgefeilten kulinarischen Leckerbissen de luxe. „Die Idee zu einem solchen Abend hatten wir schon länger“, erzählt Zimmermann. „Es passt einfach ausgezeichnet zu unserem erklärten Ziel, unser Haus aus nach außen stärker zu öffnen.“ Was für Küchenchef Jörg Lawerenz entsprechend seiner beruflichen Laufbahn längst Usus ist, dass die Gäste dem Koch bei der Arbeit durchaus auch einmal über die Schulter blicken dürfen, war für das komplette Küchenteam des Schlosshotels, das mit Lehrlingen 16 Köpfe zählt, doch noch ungewöhnlich. Während die Köche hochkonzentriert die Pfannen mit dem zart in Rosmarin und Butter brutzelnden Heilbutt schwenkten, den Spinat und die Kartoffeln auf kleinen Tellerchen mit Taube, Taubenpralinie drapierten und mit Madeirasauce abrundeten – ein wahres Gaumengedicht –, wandelten die Besucher mit einem Gläschen Wein in der Hand und schauten ihnen bei ihrem meisterlich zelebrierten Handwerk über die Schulter.

Unterstützt wurden Jörg Lawerenz und seine Schlossköche von fünf weiteren Sterne-Köchen, jeder wartete mit seiner ganz eigenen Koch-Kreation für die Gäste auf. Dabei gehörte die Überraschungsköchin, Sarah Henke, die in den letzten drei Jahren im Restaurant „Spices“ im A-ROSA Sylt Resort Kritiker und Gäste mit ihren kulinarischen Fähigkeiten gleichermaßen überzeugt hat, mit ihrer Wahl, „Sashimi vom Eismeersaibling“ in einer scharfwürzigen Erbsen-, Chili-, Limetten-Soße getränkt, zu den geschmacklichen Favoriten dieser Nacht der vielfäligen kulinarischen Genüsse. „Einfach lecker, wenn auch scharf“, so der O-Ton der „Tester“. Entsprechend der kaiserlichen Servicementalität des Hauses fehlte es im richtigen Moment nicht am passenden Riesling zu diesem Top-Gericht, der in diesem Fall vom Weingut Hans Lang stammte, und dem einen oder anderen die Schärfe auf der Zunge lindern half. Während im „Dining Room“ frische Austern mit Champagner – eine frische Meeresbrise auf der Zunge – geschlürft wurden, hatte Sternekoch Philipp Vogel aus dem Hansen Kempinski Hotel Wien die Austern für manchen Gaumen äußerst ungewöhnlich mit Grünkohl, Senf und Speck serviert. Frisch und leicht mundeten die Nordseekrabben von Jörg Lawerenz, mit Apfel, Dill und Gurke als überraschend kühle „Fisch trifft Sorbet“-Variante. Spannend anders auf der Zunge entfaltete sich auch der Skrei, den Patrick Spies Stellvertreter (er war krank geworden), Tobias Lembcke, mit Blumenkohl, Kürbis, Kapern und Ochsenmaulsalat servierte. Dagegen war das Sushi mit zartschmelzendem Lachs oder Thunfisch von „Meister Fujii“ (Fujii Shigeru) wohl der bekanntere, wenn auch auf keinesfalls gewöhnlichere Gaumengenuss. Wer es von den Gästen klar und einfach, aber ebenso gut auf den Punkt gebracht liebte, war in der Bankett-Küche bei handgemachten Pappardelle im Parmesanlaib geschwenkt an Bärlauchpesto richtig, genauso wie bei der Bäckerei Flach und der Metzgerei Glasstetter, bei denen man probieren konnte, wie lecker eine Brotzeit ist, wenn die Produkte von ausgezeichneter Qualität sind. „Unsere Gäste sollen sehen und erkennen, mit welchen Produkten und Zulieferern wir arbeiten und was hohe Qualität ausmacht“, erläutert Zimmermann. „Denn es ist nicht nur die ausgefeilte Kreation, es sind auch die hochwertigen Zutaten, die ein Gericht zu einem echten Gaumenerlebnis machen.“ Ein wirklich gutes Brot in der heutigen Zeit zu bekommen, ist gar nicht mehr so einfach“, weiß er. Umsso mehr freut er sich, mit der Bäckerei Flach einen Lieferanten gefunden zu haben, der den hohen Ansprüchen des Hauses entspricht. Unter den ebenfalls zehn exklusiven Winzern, die an diesem Abend ihre Weine fein abgestimmt auf die einzelnen Gerichte präsentierten, waren mit Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich gleich vier Länder mit ausgesuchten Weingütern vertreten. Darunter natürlich das hauseigene Weingut „Prinz von Hessen“, aber auch hervorragende Gewächse von weiteren namhaften Weingütern wie Emil Bauer&Söhne, Friedrich Becker, Dr. Heger, Weingut Klumpp, Hans Lang und Weingut Mähler-Besse, Selektionsweine Klaus Gundel, sowie die österreichischen Weingüter Jurtschitsch und Leth.

Von Beginn an, Begrüßung und Champagner inbegriffen, ist die Stimmung entspannt in dem klassisch englischen Ambiente. In den ansprechend illuminierten Räumen sorgen eine Dreier-Band, die durch die Räume wechselt, ein Pianist und eine Saxofonistin der Kampowski Club Band für angenehme Hintergrundmusik, letztere spielt sogar mitten in der Patisserie, während der Sternekoch André Tienelt gerade seine „Bavette“ vom US-Beef mit Weißkohl kredenzt.

Die Gäste flanieren von Raum zu Raum und genießen den Abend. Es gibt genügend Tische und Sitzgelegenheiten, um die Gerichte auch im Sitzen zu genießen oder die Beine zu später Stunde vor dem knisternden Kamin bei einer Tasse Tee auszustrecken. Die lockere Atmosphäre in den hochherrschaftlichen Räumen lädt zu netten Tischrunden ein, zum Plauschen und sich Kennenlernen, nachdem der erste Hunger gestillt ist. Einige der Gäste scheinen sich auszukennen in der „Gourmetbranche“, sie geben dem „1. Gourmetsalon“ die volle Punktzahl an diesem Abend. „Wir haben auch schon schlechte Erfahrungen gemacht, beispielsweise dass sich lange Schlangen an den Kochstationen bilden und es, als wir endlich dran waren, nichts mehr zu essen gab“, erzählt eine Dame. Derweil diskutiert eine andere Gästegruppe gerade munter, was genau zu der geflämmten Makrele im Räuchersud und dem Beure blanc-Eis von Sternekoch Thomas Macyszyn gereicht wurde (es war eine Mischung aus Hüttenkäse, Rotkohl, Pumpernickel und dazu Aprikosenpüree) und das von den Gästen an diesem Abend ganz unterschiedlich von „das passt nicht gut zusammen“ bis „wunderbar genau aufeinander abgestimmt“ bewertet wird.

Als Ganzes betrachtet empfand die bunt gemischte Gästeschar, angefangen bei den kredenzten Speisen über den Wein, die Musik bis hin zum äußerst gelungen Service als ein gelungenes Gesamtkunstwerk, das den Charakter des Schlosshotels widerspiegelt und „hoffentlich eine Fortsetzung erfährt“. Ungewohnte Situation hin oder her, die Köche schienen sich mit dem neuen Konzept schnell anzufreunden, sie blieben alle ruhig und gelassen, arbeiteten Hand in Hand und beantworteten gern alle Fragen, auch wenn mitunter in der eigentlich so großen Küche zwischen Töpfen, Schüsseln und Herdplatten echte Enge herrschte. Koch Oliver Fritschl berichtete nicht ohne Stolz, dass es ungemein schult und anspornt, täglich mit einem großen Profi-Kochteam zusammenzuarbeiten, wenn auch die „Hardware“ stimmt. „Mach lecker!“, lautet die Devise, natürlich nicht nur an diesem Abend. Und so „machten sie lecker“, gaben bereitwillig Auskunft über die Garkunst, die Zutaten, die den Gourmets zwar auf der Zunge lagen, aber trotzdem nicht immer sogleich erraten wurden. Bis weit nach 22 Uhr wurde gekocht, angerichtet, Wein und Champagner nachgeschenkt und zum krönenden Abschluss das Nachspeisenbuffet nebst Kaiserschmarrn mit Pflaumenkompott angesteuert. Wen die ausgiebige Schwelgerei in unterschiedlichste Genusswelten nicht allzu erschöpft hatte, ließ den 1. Gourmetsalon nach Mitternacht bei Musik, Plausch, Obstbränden oder Cocktails in Jimmy‘s Bar ausklingen.

Weitere Artikelbilder



X