24 Parlamentarier stimmten gegen Parkdeck und für Offenlegung

Durch die geballte Präsenz von Umwelt- und Naturschützern hofft man auf Gehör.

Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Eine Demonstration zur Einstimmung auf eine Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ist trotz manch emotional diskutierter Entscheidung mitnichten gängige Praxis.

Am letzten Donnerstag sahen die Ortsverbände für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aus Kronberg und Königstein und der Verein AG Kulturlandschaft Königstein-Kronberg sowie sich spontan anschließende Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und des Obst- und Gartenbauvereins Kronberg in dieser gemeinsamen Kundgebung vor dem Kronberger Rathaus eine geeignete Maßnahme ihrem Protest gegen die „vom Kronberger Magistrat und der Koalition aus SPD und CDU durch Abänderung des Bebauungsplans geplante Ausweitung der Wiesenparkplätze am Opel-Zoo“ mehr Gehör und Nachdruck zu verschaffen.

Rund 40 bis 50 Personen, darunter auch Kinder, zeigten sich erzürnt, weil ihrer Ansicht nach das Kronberger Parlament aus dem in enger interkommunaler Abstimmung parallel laufenden Verfahren mit dem Königsteiner Nachbarn ausschere, während das Königsteiner Parlament die Bürgerbedenken ernst nehme. „Das ist eine Ohrfeige gegen die Nachbarkollegen“, so der Vorwurf. Parkdeck statt Wiesenbeparkung lautete einmal mehr die zentrale Forderung. Als Musterbeispiel verteilte man ein Flugblatt mit einem „nicht einmal fünf Meter hohen Parkhaus in Leichtbauweise und damit niedriger als die Lodge“.

Verkehrte Welt

Doch die geballte Präsenz der Umwelt- und Naturschützer blieb ohne den erhofften Effekt. „Wir erleben zurzeit Naturschutzverbände, die den Bau eines Parkdecks fordern. Grüne, die mit CDU/SPD zusammen den Bau eines solchen ablehnen und dafür großen Ärger bekommen und einen Bürgermeister und einen Ersten Stadtrat, die an die Parteien appellieren, ihren gefassten Beschluss mit Blick auf Königstein zu revidieren – verkehrte Welt“, fasste Bündnis90/Die Grünen-Vorstand Udo Keil die aktuellen Ereignisse zusammen.

Er wiederholte erneut die bereits im ASU formulierten Argumente, aus Sicht der Grünen fördere der Bau des Parkdecks den motorisierten Individualverkehr, der ökologische Fußabdruck sei zu groß und stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. Von einer weiteren Beeinträchtigung der Kaltluftströme ganz zu schweigen.

Darüber hinaus rief er nochmals die von der Planungsgruppe Natur und Umwelt aufgestellten Kriterien für die Wiesenbehelfsplätze in Erinnerung und machte seinem Ärger Luft über das bisherige und seiner Meinung nach optimierungsbedürftige Parkplatzmanagement des Opel-Zoos. In diesem Punkt gab es Rückendeckung durch den CDU-Stadtverordneten Max-Werner Kahl. „Es hat sich gezeigt, dass noch nicht alle Optionen ausgeschöpft sind.“

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Volker Stumm bekräftigte anschließend die liberale Haltung: „Wir sind nach wie vor gegen die Parkdeckoption, dieser Preis ist uns zu hoch.“ Man habe in der Vergangenheit Königstein mehrfach die Hand gereicht, „doch sie wurde nicht ergriffen“. Auch vom UBG-Stadtverordneten Erich Geisel gab es ein deutliches „Nein“ in Bezug auf das Parkdeck. Angesichts der langjährigen Diskussion „sind wir begeistert, dass es nun einen Schritt weiter geht. Die Wege sind nicht verbaut“, unternahm er den Versuch eines Brückenbaus in die Nachbarkommune.

Allein die KfB-Fraktionsvorsitzende Dr. Heide-Margaret Esen-Baur zeigte Verständnis für die von Kronberg abweichenden Königsteiner Positionen, sei es in puncto Parkdeck, die Erhaltung des Philosophenwegs in seiner bisherigen Form und einiges mehr. Ihr Fazit: „Diese Punkte zeigen auf, dass der einst gemeinsam beschlossene B-Plan zukünftig nicht mehr gemeinsam geändert werden kann – es sei denn, man einigt sich. Doch auf eine Einigung wird es wohl nicht hinauslaufen.“ Aus ihrer Sicht sei ein in der Mulde sorgfältig und begrünt gestaltetes Parkdeck dem Blick auf hunderte von Autodächern vorzuziehen.

Man rechnet sich das schön

Ihr widersprach energisch der SPD-Fraktionsvorsitzende Christoph König: „Man rechnet sich das schön!“ 3.000 Quadratmeter versiegelte Fläche für das Parkdeck „Das ist größer als jedes Gebäude, was zurzeit im Zoo steht und das größte Gebäude im Umkreis“. Eine „kluge Idee“ dagegen die Lösung, künftig den Waldparkplatz über die ehemalige Baustraße anfahren zu können. Darüber hinaus richtete König eine Grußadresse an alle, die den Opel-Zoo der Gegenwart weiterhin an Vorkommnissen und eventuellen Verfehlungen von vor 40 Jahren messen. „Das ist unfair!“

Zum Schluss der Debatte stand neben der Vorlage ein Änderungsantrag der Grünen mit vier Punkten zur Abstimmung. So soll der Betreiber des Opel-Zoos über die Einhaltung des Parkierungssystems beziehungsweise Erfassungssystems monatlich fortlaufend der Stadtverwaltung schriftlich Bericht erstatten, Begehungen mit Vertretern des Umweltamtes seien vierteljährlich durchzuführen und falls beispielsweise die Wiesen zu oft und zu lang beparkt werden, müsse der Betreiber für den Schaden haften und ihn beheben. Des Weiteren sei nach der jährlichen Begehung im Juni dem ASU ein schriftlicher Ergebnisbericht vorzulegen, die Umsetzung der landschaftspflegerischen Maßnahmen zu dokumentieren und last but not least soll der Opel-Zoo eine ÖPNV-Nutzung schaffen.

Nach einem Hinweis von Karl-Heinz Gräber (CDU), bei diesem Punktekatalog sei es erforderlich, dem Magistrat ein wenig Spielraum für die Ausgestaltung zu lassen, wurde der Antrag mit der breiten Mehrheit von 25 Befürwortern angenommen.

Die Hürden für die Offenlegung der Pläne sind folglich auf Kronberger Seite genommen, Erster Stadtrat Jürgen Odszuck machte in einem anschließenden Gespräch noch einmal deutlich, nach wie vor seien sich viele dessen nicht bewusst, dass der geänderte B-Plan die Voraussetzungen schaffe, die Parksituation eklatant zu verbessern.



X