ASU-Mehrheit für nächste Schritte bei Bahnhofs-Baufeldern

Kronberg (pu) – Wie auch der unter den Zuhörern anwesende ehemalige Erste Stadtrat Karsten Stahlberg in Erinnerung rief, sind städtische Gremien bereits seit 1996 mit der Entwicklung des Bahnhofsgebietes beschäftigt. Trotz dieser langen Zeit herrscht nach wie vor Uneinigkeit über das weitere Vorgehen, in der Bevölkerung sind die Lager ebenfalls geteilt. Nichtsdestotrotz mehren sich unter anderem aufgrund des erkannten Handlungsbedarfs in Sachen „Bezahlbarer Wohnraum“ die Stimmen, es sei nun das Gebot der Stunde, den langen Diskussionen endlich Taten folgen zu lassen. Wie berichtet sollen etwa auf dem insgesamt zirka 1,2 Hektar großen „Bahnhofsquartier Baufeld V“, auch als Gleis 3 bekannt, Eigentumswohnungen und teilweise geförderte Mietwohnungen entstehen. Insgesamt sind bisher zirka 7.300 Quadratmeter Bruttogrundfläche (BGF) Geschosswohnungsbau geplant. Die ebenfalls ins Auge gefassten Gewerbeflächen betragen etwa 1.200 Quadratmeter BGF (wir berichteten).

Am Dienstagabend standen nun im Verlauf der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) erneut die Anträge zur Aufstellung der vorhabenbezogenen Bebauungspläne für die Bahnhofsquartierfelder VI (Schillergärten) und V auf der Tagesordnung und einmal mehr wurde emotional über Für und Wider und den richtigen Realisierungszeitpunkt diskutiert. Letztendlich gab es jedoch fünf Ja-Stimmen bei einer Enthaltung und drei Ablehnungen für den nächsten Schritt auf dem Weg zur Bebauung der Schillergärten und acht Zustimmungen bei einer Gegenstimme für die Bebauung des Baufeldes V.

Dabei sollen auch die ebenfalls abgestimmten Änderungsanträge berücksichtigt werden. Auf Wunsch der Koalition aus CDU und SPD soll es eine Erhöhung des Anteils der geförderten Wohnungen von 30 auf 40 Prozent geben. Ausschussvorsitzender Max-Werner Kahl (CDU) fand außerdem eine Mehrheit für seine vier vorgeschlagenen Parameter, wonach Dachgestaltungen, Materialien, Baumassen, Art und Qualität der Außenanlagen sich homogen in die Umgebung einfügen sollen, das Bahnhofsquartier sich im Endeffekt, obwohl die jeweiligen Bauabschnitte nicht gleichzeitig entwickelt werden können, „aus einem Guss und wie aus einer Hand“ präsentieren soll.

Weil der Ortsbeirat Schönberg nach Aussage von Ortsvorsteherin Dr. Regina Sell (CDU) eine weitere Verschärfung der Parkplatzsituation durch die Quartiersentwicklung befürchtet, drängen die Schönberger auf die Festlegung ausreichender Stellplätze, forderten einen Stellplatz für Wohnungen mit 45 Quadratmetern und zwei Stellplätze für Wohnungen über 45 Quadratmeter.

Dies nahm Erster Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos) zum Anlass ausdrücklich daran zu erinnern, dass gemäß Beschlusslage zurzeit bereits an einer neuen Stellplatz-Satzung gearbeitet wird, unter anderem vor dem Hintergrund der wachsenden Nachfrage von Car-Sharing-Angeboten und dem direkten ÖPNV-Anschluss. Ein dem Rechnung tragender angepasster Stellplatz-Schlüssel zählt daher zu den planerischen Stellschrauben, und darauf hat der Baudezernent in der Vergangenheit häufig verwiesen, um bezahlbaren Wohnraum tatsächlich realisieren zu können. Die Fraktionsvorsitzende der KfB, Dr. Heide-Margaret Esen-Baur beharrte nichtsdestotrotz dennoch auf den vom Ortsbeirat Schönberg geforderten Zahlen, scheiterte jedoch mit einem diesbezüglichen Änderungsantrag.

Hoch kochten die Emotionen ebenfalls, als Esen-Baur vehement forderte, die Abstimmung über die vorhabenbezogenen Bebauungspläne beider Baufelder auf unbestimmte Zeit zu verschieben, um den Bürgern, die beim kürzlich angelaufenen Stadtentwicklungskonzept beteiligt sind, die Gelegenheit zu geben, sich mit den Plänen auseinanderzusetzen statt über deren Köpfe hinweg Fakten zu schaffen.

Diesem Ansinnen widersprach Stadtrat Odszuck. „Es gibt einen Beschluss, wonach laufende Projekte und gerade der Bahnhof, durch das zu erstellende Stadtentwicklungskonzept nicht behindert werden sollen“, rief er ins Gedächtnis. Diese Spielregeln seien im Vorfeld offen kommuniziert worden, es handele sich daher mitnichten um eine Mogelpackung. „Jeder hat reinen Wein eingeschenkt bekommen.“ Um die Bürger dennoch einbinden zu können, stimmten die Ausschussmitglieder für den Antrag der Fraktionen von CDU und SPD. Demzufolge soll der Magistrat damit beauftragt werden, ein Konzept zur Durchführung einer moderierten Planungswerkstatt oder einer ähnlichen Form der Bürgerbeteiligung im Rahmen der Bauleitverfahren „Quartier Bahnhof Kronberg, Baufelder V und VI“ zu erstellen. Sowohl nach Meinung des Baudezernenten als auch der Sozialdemokraten und der Christdemokraten gibt es dabei für Bürger immer noch genügend Möglichkeiten Ideen einzubringen.

Befragt zu der notwendigen Verlegung des Winkelbachs und den damit verbundenen Kosten, erklärte Odszuck, die Kosten seien anteilig von den jeweiligen Grundstückseigentümern zu stemmen.



X