B-Plan-Aufstellung für Schillergärten und Gleis 3 ist beschlossene Sache

Kronberg (mw) – Mit den Stimmen der Koalition aus CDU und SPD haben die Stadtverordneten beschlossen, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für die oberhalb des Bahnhofs gelegenen Schillergärten (Baufeld VI) aufzustellen. Die Wilma Wohnen GmbH will dort 33 Eigentumswohnungen bauen. Große Mehrheit bei nur einer Gegenstimme seitens der KfB gab es in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments für die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Baufeld V, das ehemalige Gleis 3. Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass auf dem Areal in 7.300 Quadratmetern Bruttgeschossfläche 60 Geschosswohungen entstehen sollen, die bezahlbar für Menschen mit mittlerem und niedrigeren Einkommen sind. Der Anteil der geförderten Wohnungen wurde auf 40 Prozent festgelegt. Die Stadtverordneten als auch der Erste Stadtrat Jürgen Odszuck (siehe weiteren Bericht) machten dabei klar, dass es hier um eine „soziale Verantwortung“ geht, die die Stadt für ihre Bürger trage. „Wir brauchen eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur“, machte der SPD-Fraktionsvize Wolfgang Haas die politische Überzeugung über die Parteigrenzen hinweg deutlich, die konträr zu der Position der 21 Kronberger Bürger steht, die sich für den Bau von Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften ausgesprochen und gefordert hatte – auch im Hinblick darauf, die Einnahmesituation der Stadt Kronberg damit positiv zu beeinflussen.

Uneinigkeit, teilweise auch innerhalb der Koalitionsreihen, über die Entscheidung, einen B-Plan für die Schillergärten aufzustellen. „Die Schillergärten sollten das Sahnehäubchen werden, sie sollten zunächst unberührt bleiben“, erinnerte der UBG-Fraktionsvorsitzende Oliver Schneider, der forderte, zunächst das Baufeld V fertigzustellen und sich dann als allerletztes mit den Schillergärten auseinanderzusetzen. Eine „böse Überraschung“ nannte es Udo Keil von den Grünen, dass es für die Schillergärten nun plötzlich einen Investor gibt, den man nicht warten lassen wolle. „Handeln wir nachhaltig, halten Sie die Schillergärten von einer Bebauung frei“, appellierte er an die Stadtverordneten. Max-Werner Kahl von der CDU sprach von einem „geschichtsträchtigen Grundstück“. Er berichtete von elf Stiftungen und Klöstern im Mittelalter, bevor das Gelände, das nun wieder verkauft worden ist, 1806 an das Herzogtum Nassau und dessen Zentralstudienfonds gefallen sei. Kahl wies jedoch gleichzeitig darauf hin, dass das Areal seit 1965 im Flächennutzungsplan für den Wohnungsbau ausgewiesen sei. Dennoch korrigierte die Koalition in einem Änderungsantrag die Zahlen noch etwas nach unten. Die Geschossflächenzahl wurde von 0,65 auf 0,55 verringert und die Höhe der Wohnhäuser wurde von drei Vollgeschosse auf zwei Vollgeschosse mit Dachgeschoss korrigiert. Loggien und Balkone sind in die Grundflächenzahl miteingerechnet. Weiter wurde der Antragstext dahingehend verändert, dass der Bauträger bei den Dachgestaltungen, beim Farb- und Gestaltungskonzept vorhandene Dachformen berücksichtigt und gleiche Materialien verwenden, um eine ein Quartier, wie aus einer Hand gegossen, entwickeln kann.

Wolfgang Haas gab zu, dass die Bebauung der Schillergärten nach vorliegenden Plänen ein „wunder Punkt“ sei. Man habe sich aber innerhalb der Koalition zu einem Kompromiss durchringen können, in dem man auf dem Baufeld V durchgesetzt habe, den Anteil der geförderten Wohnung von 30 auf 40 Prozent anzuheben. SPD-Fraktionsvorsitzender Christoph König ließ nicht unerwähnt, dass sich mit der Veränderung der Eigentümerverhältnisse in den Schillgergärten die Ist-Situation verändert habe. Es gäbe nun einmal einen Besitzer, der bauen wolle und das vermutlich sogar ohne Bebauungsplan könne, eben weil die Flächen im Flächennutzungsplan als Bauland ausgewiesen sind.

Schwer tat sich die FDP und ihr Vertreter Dietrich Kube mit dieser Entwicklung. „Wir sehen den Handlungsbedarf hier nicht und halten die Bebauungsdichte, die hier entsteht, für bedenklich und problematisch.“ Man sollte zunächst die anderen Baufelder beackern, statt alles auf einmal zu bebauuen und sehen, was dort entsteht, um danach städtebaulich besser abschätzen zu können, wie viel Baumasse dort noch vertretbar sei.

Die KfB und mit ihr ihre Fraktionsvorsitzende Dr. Heide-Margaret Esen-Baur konnte sich für keinen der beiden Entschlüsse für die Baufelder V (Gleis 3) und VI (Schillergärten) erwärmen. Ähnlich den Grünen will sie die Schillergärten möglichst von Bebauung freihalten. Für das Gleis 3 forderte sie beim Geschosswohnungsbau um ein Vollgeschoss zu reduzieren , stieß damit aber auf wenig Verständnis bei den anderen Fraktionen.

Vom Antrag der Koalition, eine moderierte Planungswerkstatt oder eine ähnliche Form der Bürgerbeteiligung für diese beiden Baufelder durchzuführen, hielten allerdings keine der übrigen Parteien, Grüne, FDP, UBG und KfB viel. „Das ist eine reine Alibiveranstaltung“, sagte Oliver Schneider dazu. Udo Keil von den Grünen ging noch weiter, er sprach von „kalten Füßen“, die die Koalition bekomme, weil im März nächsten Jahres die Kommunalwahl anstehe. Da sollten nun die Bürger noch beteiligt werden, nur „zu entscheiden hätten sie nichts“.



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