Der beliebte Apfelmarkt – im Umland längst kein Geheimtipp mehr

Allseits beste Stimmung auf dem beliebtem Apfelmarkt, vor allem bei der Prämierung des Kronberjer Äppelwoimaster: Den ersten Platz holte Uwe Lenz (kariertes Hemd und Kappe). Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Der Apfelmarkt ist und bleibt der urigste Kronberger Markt. Eigentlich ist er es mit seinen bunten Gaben, der den Herbst offiziell einzuleiten scheint. Plötzlich ist die Freude über die duftenden Maronen, Äpfel mit leuchtend roten Backen, frisch gepresstem Süßen bis hin zu allen erdenklichen süßen Apfelkreationen geweckt und der Sommer entlassen – zumindest solange die Herbstsonne auch ein Auge auf die bunten Herbstgaben werfen mag. Der Apfelmarkt, wie Bürgermeister Klaus Temmen im Rahmen der Prämierung des „Kronberjer Äppelwoimaaster“ verrät, ist längst kein Geheimtipp mehr. Laut Hessischen Rundfunk hat er bereits den elften Platz unter den 50 beliebtesten Märkten eingenommen. Die Besucher kommen teilweise von weit her, alle Jahre wieder, weil ihnen der Markt einfach ans Herz gewachsen ist. Doch was wäre der Apfelmarkt ohne Kronberger Streuobstwiesen und ohne das Engagement der Umweltverbände, der Naturfreunde, Kindergärten und Schulen? Kinder und Eltern waren schon Tage vorher unterwegs, um Äpfel zu sammeln, um vor den Augen der Besucher Äpfel zu pressen und den frischen Süßen zu verkaufen, genauso wie die gebratenen Apfelringe oder die duftenden Apfelwaffeln oder die mit Schokolade glasierten Äpfel am Stiel. Auch die Pfadfinder hatten einen Tag lang die Ärmel hochgekrempelt und Äpfel im strömenden Regen gesammelt. Mascha (7) und Alissa (8) verkauften als „fliegende Händler“ für Tiere in Not sogenannte „Feuerbälle“. An einer Kastanie hatten sie lange bunte Bänder befestigt, mit denen sich herrliche Figuren in der Luft beschreiben ließen – eine tolle Alternative zu den Maronen, die es dieses Jahr spärlich zu sammeln gab. Als geübte „Marktschreier“ entpuppten sich die Schüler aus der 7 und 8Ga, die Kastanienmännchen und süße Apfelköstlichkeiten zur Unterstützung von sozialen Projekten in Nepal anboten. Auch die Klasse 3b der Kronthal-Schule hatte schnell raus: Müslischalen mit Apfelmotiv lassen sich besser als „fliegende Händler“ an den Mann und die Frau bringen. Kaffee und Kuchen gingen nachmittags aber ebenfalls gut.

Wichtig ist für die Leiterin des städtischen Umweltreferats, Yvonne Richter, natürlich, den Umweltgedanken stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung auf unterhaltsame Art und Weise näher zu bringen: Es gilt die Streuobstwiesen als Kronberger Kulturgut zu erhalten. Dazu muss der heimische Obstanbau gefördert werden. In der Zehntscheune wurde den Besuchern beim Stand der Montessori-Schule in Zusammenarbeit mit dem Umweltreferat deutlich gemacht, was die Streuobstwiesen an biologischer Vielfalt für Mensch und Tier bedeuten. Während der Nachwuchs sich mit dem Herrn Papa beim Nistkastenbau maß, konnte, wer mochte, auch mehr über naturnahe Gärten erfahren oder an einem anderen Stand wilde Kräuter erstehen. „Es muss auch nicht immer der hauseigene Garten sein, viele Pflanzen können auch auf einem kleinen Balkon wunderbar gedeihen“; merkt sie an. „Die Wildkräuter beispielsweise dienen vielen Insekten als Nahrungsquelle oder auch als Lebensraum“, erklärt Yvonne Richter. Sie registrierte mit Freude, dass Eltern und Kinder aus Kindergärten, Schulen und über Vereine wieder gemeinsam fleißig und ausdauernd für die Umwelt am Werk waren. „Wir haben im Recepturhof dieses Jahr eine neue Kinderkelter aufgebaut, die sich leichter bedienen lässt“, erzählt sie. Einziger Wermutstropfen hier: Den eigens von der KEK besorgten Kanister, um Süßen für zuhause verkaufen zu können, fehlten die Deckel. Wo die sich wohl versteckt hatten? Doch auch, wenn das für weniger Einnahmen und ein paar lange Gesichter gesorgt hatte, die Stimmung war trotzdem bei allen Beteiligten ausgesprochen gut, auch wenn sich die Kinderkelter, die von Müttern, Vätern und Kindern bedient wurde, am Ende gar nicht mehr drehte, da keiner mehr wusste wohin mit dem guten Saft.

Der Eingang zum Recepturhof war flankiert von den Obstbauern Rapp und Krieger, die Kilo über Kilo mit schmackhaftem Obst abpackten. Probieren war ebenfalls möglich. Zusätzlich hatten die Kronberger Elterninitiative Kinderhaus (KEK) als auch der Kronberger Waldkindergarten „Kronberger Wurzelkinder“ einen eigenen Stand. Die Bastelplätze beim Waldkindergarten und der KEK waren den ganzen Tag über stark frequentiert: Dort wurden wuschelige Waldbienchen hergestellt, während nebenan bei der KEK dekorative Papieräpfel mit Wurm gebastelt sowie herbstlicher Gartenschmuck neben Gelees und Kaffee und Kuchen angeboten wurde. An allen Ecken und Enden waren tatkräftige Bürger im Zeichen des Apfels unterwegs.

Die Zehntscheune bildete neben den Verkaufsständen der Kronberger Bücherstube oder des Kamera Klubs mit seinen Kronberg-Kartenmotiven einen geballten Informationspool: Neben dem Stand der Montessori-Schule und Wissenswertem über Artenvielfalt, gab Mauersegler-Experte, Erich Kaiser, gerne Auskunft über diese Flugakrobaten, die bei ihm zuhause seit Jahren auf dem Dachboden brüten. Nebenan warteten einige Marktbesucher geduldig in der Schlange, bis sie mit ihren Äpfeln zur Obstsortenbestimmung an der Reihe waren. Nicht immer, aber meistens, konnte das Geheimnis um die alte Apfelsorte, die man da zuhause schon seit Jahren im Garten hat, gelüftet werden. Der erste Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Heiko Fischer, der gemeinsam mit seinen Vereinskollegen 111 alte Apfelsorten in der Zehntscheune zeigte, berichtete von einem Apfeljahr, das ganz unterschiedliche Ergebnisse bei den Apfelsorten erbracht habe. „Bei einigen Sorten war es zu kalt und zu nass bei der Blüte, sie haben überhaupt nicht getragen“, verrät er. Bei wieder anderen sei die Ernte besonders gut gewesen, denn der lange Spätsommer hat die nötige Öchsle-Zahl für einen saftig süßen Geschmack durchaus noch möglich gemacht. Allerdings schätzt er die Einbußen durch die Wetterkapriolen dieses Jahr dennoch auf zirka 30 Prozent: „Durch den vielen Regen sind einige Apfelsorten so groß gewachsen, dass ganze Äste und sogar ganze Bäume unter der Last der Früchte zusammengebrochen sind.“

„Im Anbau haben wir in Kronberg rund 200 Apfelsorten“, erzählt er.

Was nicht fehlen darf auf diesem gemütlichen Umweltmarkt im Zeichen des Apfels – neben den köstlichen Suppen, die es beim Altstadtkreis gab, ganz neuen Kreationen aus dem Food-Truck (wie dem Kartoffel-Karl aus Kartoffeln, Äpfeln, Bergkäse, Weißkraut und Petersilienpesto), den Infos zu den Regionalparkrouten oder über den Nutzen von Insektenhotels bei der Ortsgruppe des BUND – war die Pränierung des „Kronberjer Äppelwoimaster“. Denn die Teilnehmer, 29 an der Zahl, sorgen wie auch der Obst- und Gartenbauverein, der BUND oder die Landwirte dafür, dass die Streuobstwiesen erhalten und genutzt werden. Und sie keltern ganz nebenbei noch ein leckeres „Stöffche“ für gesellige Stunden. Allerdings fiel dieses Mal eine Vielzahl der Schoppen gleich beim ersten Verkosten durch. Wo Jurymitglied Michael Stöckl vergangenes Jahr noch von einer Vielzahl „hervorragender Schoppen“ berichtet und diese gelobt hatte, fiel das Urteil von Stefan Schmidt dieses Mal gegenteilig aus: „Die meisten der Schoppen waren schlicht eine ungenießbare Brüh‘“, so sein hartes Urteil. Doch ein paar gute Schoppen seien dann doch noch dabei gewesen. Nach dieser „Motivationsspritze“ für die Teilnehmer – Temmen witzelte, Schmidt sei früher wohl Motivationstrainer gewesen – lüftete der Bürgermeister gemeinsam mit dem Thäler Kerbepärchen 2016, Anja Korneck und Michael Calmano, das Geheimnis um die ersten drei Plätze und damit um den heiß begehrten Titel. Der dritte Platz ging zum vierten Mal in Folge an einen glücklichen Helmut Krieger, der zweite Platz an die „Thäler Skatbrüder“, auch hier keine Veränderung zum letzten Jahr. Den ersten Platz allerdings holte sich Uwe Lenz ganz allein. Er, der ebenfalls Mitglied bei den „Thäler Skatbrüdern“ ist, hatte unabhängig von der Gruppe einen sortenreinen Äppler aus zwei Zentnern Brettacher-Äpfeln vom eigenen Baum gekeltert und abgegeben. Diesen Baum gibt es leider nicht mehr, er war zu nah am Haus gepflanzt und wurde zu groß. Für Lenz ein „echter Hammer“, gewonnen zu haben.



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