„Dance with the bow“ – Probe mit Meistercellist Steven Isserlis

„Sometimes you have to dance, sometimes you have to sing“, Probe mit Steven Isserlis (Violoncello) und seinen „Juniors“ William Hagen und Fumika Mohri (Violine), Sung Jin Lee und Hayang Park (Viola) Foto: Patricia Truchsess

Kronberg (aks) – Die jungen Künstler William Hagen aus den USA (Violine 1), Fumika Mohri aus Japan (Violine 2), Sung Jin Lee (Viola 1) und Hayang Park (Viola 2), beide aus Südkorea, fanden sich in der Stadthalle ein, um mit dem britischen Meistercellisten Steven Isserlis das Streichquintett Nr.2 B-Dur op. 87 von Mendelssohn Bartholdy zu proben. Steven Isserlis betritt schwungvoll und gut gelaunt die Bühne. Auf „Right!“ legt das Quintett los und die Musik hört sich für den Laien schon sehr gut an. Die „Juniors“ sind alle junge Spitzenmusiker, die sich in Kronberg zu Chamber Music Connects the world treffen, um mit weltberühmten „Seniors“ zu proben und aufzutreten. Die Probe mit Isserlis ist ein Feinschliff, das Quintett ist bereits bestens aufeinander eingespielt. Nach zirka zehn Minuten die erste Unterbrechung. Isserlis singt mehr „Jabbadadada“ und „Bambam“, als dass er genaue Anweisungen ausspricht, mit großer Geste führt er seinen Bogen immer wieder nach oben und schüttelt seine graue Mähne. „Dance with the bow – you have to be light – and smile, don’t be aggressive“. Seine jungen Mitspieler verstehen genau was er meint und können seine Korrekturen auch nach dem zehnten Versuch – mit einem Lächeln – perfekt umsetzen. Die Arbeitsatmosphäre ist konzentriert, aber nicht angespannt – die Gesichter der jungen Künstler wirken entspannt und fröhlich. Isserlis ist sehr zugewandt, hat stets Blickkontakt mit allen, rollt mit den Augen und lächelt die meiste Zeit. Er motiviert die vier jungen Streicher sichtlich und bei jedem neuen Versuch werden sie noch besser – vor allem wenn er „piano“ von ihnen verlangt. Da wird die Musik hörbar feierlicher und geht unter die Haut. „Lyrical lightness“ – so sollen die Streicher über sich selbst hinauswachsen, bloß nicht zu schwer werden oder gar „angry“ – „sometimes you have to sing, sometimes you have to dance“. Dabei verpasst Isserlis auch schon mal selbst seinen Einsatz: „I was too late – sorry – it’s a free country!“ Immer wieder schaut er in der Partitur nach, wenn ihm etwas unklar scheint.

Herausragend der amerikanische Violonist William, der mit solcher Leidenschaft und Präzision immer wieder die ersten Sätze anspielt, ohne jemals nachzulassen, auch wenn er immer wieder unterbrochen wird.

Als Isserlis sein Spiel lobt mit den Worten: „You know how to charm people – you got more good news for us“ antwortet Hagen: „You changed my entire life!“ – und grinst.

Isserlis hört jedes Instrument im Quintett und korrigiert Akzente, Tempi und vor allem die Leichtigkeit des Spiels. Er witzelt weiter, dass es nicht zu Diskussionen der Instrumente kommen darf, alle sollten im Dialog spielen. „We are not arguing if it’s a dog or a cat – raffraff“ und dabei bellt er. Fumika Mohri sei die Katze und Hagen der Hund, der die anderen anbellt. Als zwei Zuhörerinnen die Proben verlassen, feixt er:

„Now look, they are leaving because you are too aggressive“. Die Juniors nehmen’s mit Humor und werden hoch motiviert – vielleicht auch amüsiert, auf jeden Fall aber inspiriert nach dieser Probe – ihre Zuhörer mit dem Abschlusskonzert in der Stadthalle begeistern.



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