Dank der KKK-Gallier und Ebbelwoi blieb „Croneborsch“ uneinnehmbar

Die Kronberger Schoppendancer begeisterten als neue Gruppe der Kappen mit ihrem Auftritt „Auf dem Bau“ reihenweise – vor allem die Damen. Foto: Westenberger

Kronberg (pu) – Seit letztem Wochenende sind in der Burgstadt die Narren mit dem festen Vorsatz angetreten, trotz jüngster aufschreckender Meldungen über Sex-Mob und Terroranschläge den Frohsinn nicht zu kurz kommen zu lassen. Die geeignete Rezeptur für diesen Zweck hatten die Kappenklub Kronberg (KKK)-Gallier nach mehrmonatigem Tüfteln sorgfältig zusammengemixt und servierten ihr „Zaubertränklein“ am letzten Samstagabend in der „Dorfhalle“. Ob es lediglich an der schnellen Wirksamkeit des Gebräus lag oder künftig gar die Geschichtsbücher umgeschrieben werden müssen, bedarf noch der abschließenden Klärung, jedenfalls wurden im Verlauf der kurzweiligen Reise in die Vergangenheit unter dem Motto „die spinnen doch, die Römer“ eine Reihe Geheimnisse gelüftet.

Demzufolge unternahm der römische Staatsmann Gaius Julius Caesar einstmals den hehren Versuch, das kleine „Croneborsch“ zu annektieren. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, waren die facettenreichen Verteidigungs-Methoden der Gallier. Kaum hatten die elf Verhandlungsbeirats-Mitglieder Platz genommen und ihre beiden Präsidenten Björn Weber und Michael Arndt nebst KKK-Vorsitzende Henny Held Stärke demonstriert, lenkten sie die Aufmerksamkeit der in der „Dorfhalle“ eingefallenen Römer zunächst auf einen mitreißenden Tanz der 16-köpfigen Krönchengarde und die inbrünstig gesungene Dorf-Hymne. Noch benebelt von der Anmut der Tänzerinnen wurden die Römer mit zahlreichen, die Gemüter des Volkes bewegenden, Ereignissen der letzten Zeit konfrontiert. Diesen Part übernahm die Maid Ute Stütz mit der tatkräftigen Unterstützung des Reporters Hubert Glockenbichler (Björn Weber), der sich auch nicht zu schade war, die Qualität eines Cannabisfunds persönlich zu testen oder als Stauassistent zu fungieren, wobei Letzteres angesichts der gehäuften monatelangen Baustellenphasen mit, wie es hieß, teilweise stündlich veränderten Wasserstandsmeldungen zur Befahrbarkeit der betroffenen Straßen insbesondere im Tal erwartungsgemäß im Chaos endete. Ungeachtet dessen führte die Protokollarin in aller Deutlichkeit vor Augen, von einigen wenigen Aktualitäten abgesehen, könnte man unbesehen Jahresaufzeichnungen der Vorjahre erneut vortragen, angesichts der Summe nach wie vor nicht finalisierter Themen wie Philosophenweg, Bahnhof, Leerstand und vieles mehr. Der Blick über die Dorfgrenzen hinaus fiel nach FIFA-, DFB- und Dieselgate sowie permanenter Streikwellen nicht minder negativ aus. „Früher fuhr ein Zug nach nirgendwo, heute fährt nirgendwo ein Zug.“ Während des Erzieherstreiks ging deshalb so mancher Urlaubstag der Muttis drauf, einzig hier war es ein Glücksfall, falls Papa Lokomotivführer oder Pilot ist.“ Ihrer noch nicht verflogenen Verärgerung über den geplatzten Wunschtermin für ihr Fastnachts-Wochenende machten die Kappen Luft. „Knüpft Euch Euer Personal vor, das Euch blamiert“, so die Grußadresse an Bürgermeister Klaus Temmen und Ersten Stadtrat Jürgen Odszuck. Noch unerfreulicher und vor allem kostspieliger die zuletzt zu registrierenden „spontanen Kronberger Künstler“. „Versenktes Dixi-Klo im Weiher“ oder „neuartige Glaskunst“ sei mitnichten etwas, worauf die Kulturstadt Wert lege, so die gallige Botschaft.

Die Römer nahmen derart schlechte Nachrichten mit stoischer Gelassenheit. Das rief 101 wuselige Dalmatiner aus drei verschiedenen Abteilungen (Springmäuse, die neu gegründeten Konfettihühner und FUNtastics) für eine erstmalige Gemeinschaftsaktion auf den Plan. Während das närrische Volk hingerissen Beifall spendete für die wunderschönen, bis ins Detail stimmigen Kostüme und die gelungene Musikauswahl, betraten sechs Söhne Cäsars die Bühne für ein Ablenkungsmanöver in Form einer imposanten Lichter-Show, doch die Gallier ließen sich mitnichten hinter Selbiges führen und fuhren mit ihrer Strategie fort.

Erneut setzte man auf tierische Waffen und zwar das einer Vollblut-Fastnachterfamilie entstammende „Puber-Tier“ namens Nicolas „Nikki“ Reinhardt, der, da sind sich Kenner der Szene einig, mit seinen geschliffenen Vorträgen mühelos an die Familientradition anknüpft. „Jetzt nutze ich die Narrenfreiheit von früh bis spät, mit der Ausrede, ich bin halt in der Pubertät“, gab er zum Besten. Die Vorzüge der „Vollpension all inklusive im Hotel Mama“ weiß er sehr zu schätzen, zum Betreten seines unordentlichen Zimmers benötigt der Rest der Familie eine Einreisegenehmigung. Seine Eltern betitelt er als „kleinlich und peinlich“, Oma hat es dagegen faustdick hinter den Ohren, fällt der Seniorin doch bei der Frage des Enkels, was er denn unter einem Liebhaber zu verstehen habe, siedendheiß ein: „Ei Bub, jetzt, wo du es sächst, der Schorli steht ja noch im Kleiderschrank!“ Das Schäferstündchen scheint allerdings ein Weilchen her zu sein – Schorli grüßt nur noch als Skelett.

Vor Kraft strotzend indessen „Croneborschs“ aktuellste Antwort auf die Chippendales, die Schobbedancer, die mit ihrer Performance, astreinen Liegestützen und zu guter Letzt auch freiem Oberkörper die Herzen der weiblichen Zuschauer im Sturm eroberten. Vergnügliche Momente sind die Spezialität des als Fastnachts-Urgestein mit allen Wassern gewaschenen Königsteiners Heinz Eichhorn. Seine etwas moppelige Figur liebevoll mit „Feinkostgewölbe“ umschreibend, gibt er nur ausgewählten Kalorien ein Zuhause und zieht das Leberworscht-Brot jeder teuren Delikatesse vor. Als musizierender Kurgast auf Baltrum weilend, begegnet er Kurschatten und einer an „verbaler Inkontinenz“ leidenden Dame: „Die behält nix bei sich“.

Eben noch mit ihren drei Kolleginnen einmal mehr in fulminanter Weise über die Bretter wirbelnd, erklärte Nadine Schlössler nach zehnjähriger Zugehörigkeit ihren Abschied aus dem Solistenblock. Viel Zeit für Wehmütigkeit blieb allerdings nicht, denn die Scherzbuben warben mit ihrer Premiere um die Gunst des Publikums. Hinter pink-farbenen Sonnenbrillen versteckten sich die örtlichen Musik-Größen Michael Arndt (seit 30 Jahren auf der Bühne) und Heinz-Georg Kaufmann mit ihrem musikalisch-kritischen Jahresrückblick und persönlichen Tipps zur Flüchtlingskrise. „Holt sie mit der Lufthansa, das kostet nur halb so viel wie Schlepperbanden verlangen und das gesparte Geld könnte wiederum als Startkapital das Einleben hierzulande erleichtern.“

Apropos hierzulande, im Gallierdorf Croneborsch nutzte man die Pause, um mithilfe des Zaubertranks Ebbelwoi endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Caesar und die Römer warfen, so wurde es überliefert, beseelt vom

Apfelmost, ihre Übernahmeabsichten endgültig über Bord und stimmten der Unterzeichnung eines Friedensvertrags zu. Dieser denkwürdige Moment bedurfte selbstredend einer ganz besonderen Inszenierung und so durfte Stimmungsmacher Rolf Best eine kleine Pause einlegen, weil Fanfaren und Trompeten den jeweiligen Einzug Caesars (Michael Arndt), des elfköpfigen römischen Senats und der ägyptischen Königin Kleopatra (Björn Weber) samt Gefolge ankündigte. Eine solche Feier ohne Troubadix? Niemals! Otto Sehr reihte sich als gallischer Barde unverzüglich im blauen Karohemd, blauen Filzschuhen und Leier unter dem Arm in die Schar der Gratulanten ein. „Ich liebe Gesang und flotte Rhythmen und die Rolling Stones und weitere Musik-Größen hätte es nie gegeben, wenn ich nicht komplett verkannt worden wäre“, behauptete er voller Inbrunst. Die Croneborscher bedachten das KKK-Urgestein ebenso mit Applaus wie die Cronengarde und zwei flotte Bienen (Corinna Habig-Bauer und Carena Seidenthal). Zu vorrückender Stunde stieg das Stimmungsbarometer im Gallierdorf Grad um Grad. Ziemlich warm um ihre rosigen Schweine-Näschen wurde es deshalb auch Borstel, Sportsau Susi, Eberhard &Co (Ahle Hinkel), die sich per Lkw auf dem Weg zur Pig-Party oder zur Schönheitsfarm wähnend unter anderem über figürliche Problemstellen „ich bin nicht übergewichtig, sondern untergroß“ austauschten, bevor sie erwartungsgemäß jäh aus allen Träumen gerissen werden.

Aus Berlin angereist kürte Schauspieler und Komödiant Marc Theis spontan Bürgermeister Klaus Temmen zu „unserem Politiker des Jahres“, erinnerte an dessen Feuerlöschqualitäten beim Ersticken einer entflammten Hecke. Förmlich unter den Nägeln brannten Theis selbst jedoch seine persönlichen Erkenntnisse zu Mann, Frau und Partnerschaft. Aus seiner Sicht heiraten Frauen nicht mehr so schnell, „weil sie nicht einsehen, warum sie für ein kleines Stückchen Wurst gleich das ganze Schwein nehmen sollen“ und die viel zitierte Aussage, für jeden Mensch gäbe es den richtigen Partner sei unhaltbar. „Sobald nur einer den falschen Partner erwischt, kippt doch das ganze Gebilde!“ Mit Kult-TV-Serien und geliebten Figuren vergangener Tage wie „Dick und Doof“, dem rosaroten Panther, Biene Maja und Willi oder Asterix und Obelix gab es durch die „Daalbachnixen“ ein umjubeltes Wiedersehen. Weil die ägyptische Geliebte mit Abwesenheit glänzte, begab sich Gaius Iulius Caesar mithilfe der Gikkelnden Hinkel auf die „Suche nach einer Frau“, begegnete dabei sogar Indianerinnen und so näherte man sich dem großen Finale.

Herausragende Jugendarbeit

Der Kappenklub Kronberg bewies auch während des jüngsten Fastnacht-Wochenendes die Ausgewogenheit seines lebendigen Vereins. Die „alten Hasen“ werden tatkräftig von der nachstrebenden Jugend unterstützt. So wunderte es nicht, dass es einige Ehrungen vorzunehmen gab. Anna Meister, Lina Görner, Melina Einhäuser, Lara Appel und Lisa Schmelcher erhielten den FEN-Jugendorden in Silber, zum Ritter des Goldenen Vlieses wurden Christine Ziegelmayer und Sabine Trodler geschlagen.

Mit diesem Erfolg im Rücken geht der Blick bereits auf das kommende Jahr, wenn es am 11. Februar in der Stadthalle heißt: „In der Steinzeit“. Zunächst gilt jedoch, „Daumen zu drücken“, wenn der Kappenklub Kronberg sich im Kampf um den besten Kappenklub Hessens der Konkurrenz stellt. Das Hessen Fernsehen strahlt den Wettbewerb Montag, 1. Februar um 20.15 Uhr aus.



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