Europaministerin Lucia Puttrich besucht spanische Pflegekräfte

V.l.n.r.: Manuel Gonzáles Santiágo, Maria Carmen Sanchez, Europaministerin Lucia Puttrich, Marta Bautista, Rocio Rodriguez und Peter Karutz im Garten des Kaiserin-Friedrich-Hauses, in dem sie sich zum Gespräch trafen.

Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – Maria Carmen Sanchez stammt aus Mallorca, Marta Bautista und Rocio Rodriguez aus Madrid. Die drei jungen Spanierinnen, alle 24 Jahre alt, haben erfolgreich ein Studium als Krankenschwester absolviert. Aber in ihrem Heimatland mit einer hohen Arbeitslosigkeit konnten sie keinen Job finden. Seit gut einem Jahr leben und arbeiten sie jetzt im Hochtaunuskreis, zwei von ihnen im Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg, wo sie Montagvormittag Besuch von der Hessischen Europaministerin Lucia Puttrich (CDU) bekamen.

Die Landespolitikerin sieht in der Beschäftigung der spanischen Pflegekräfte ein gelungenes Beispiel für die europäische Freizügigkeit. „Die Möglichkeit, sich in jedem europäischen Land niederlassen zu können, eröffnet großartige Chancen und Perspektiven“, sagte sie beim Treffen mit Manuel Gonzáles Santiágo, dem Geschäftsführer der Altenwohn- und Pflegeheim GmbH Bad Homburg. Er ist selbst spanischer Herkunft. Seine Eltern kamen 1968 nach Deutschland, wo er 1971 geboren wurde. Bis er in den Kindergarten kam, sprach er nur Spanisch. „Spanisch mit deutschem Akzent“, schmunzelt Rocio Rodriguez und gesteht, dass sie ihn anfangs kaum verstehen konnte.

Inzwischen sprechen alle drei Spanierinnen recht gut Deutsch. Der zweimonatige Deutschkurs, den sie in ihrer Heimat besuchten, brachte allerdings nicht so viel, dass sie sich in der neuen Umgebung sofort hätten verständigen können. Rocio besuchte daher einen fünfmonatigen Intensivkurs in Wiesbaden, ehe sie mit ihrer Arbeit anfing.

Marta hatte das Glück eine Kollegin zu finden, die Spanisch spricht und ihr anfangs nicht nur bei der Arbeit, sondern auch bei vielen anderen täglichen Problemen sehr half. „Sie hat alles für mich gemacht, einfach toll“, sagt sie. „Aber sie hat auch gesehen, dass ich Lust hatte zu arbeiten.“

Marta Bautista, die im November 2012 kam, fand die ersten Monate sehr schwer. „Ich wollte oft zurück“, gibt sie im Gespräch mit Lucia Puttrich zu. Aber jetzt ist sie froh, in Deutschland zu sein, ein neues Land, neue Leute kennen zu lernen, auch wenn sie Mallorca und das spanische Wetter häufig vermisst.

Alle drei haben unbefristete Arbeitsverträge, wollen aber nach ein paar Jahren wieder zurück in ihre Heimat gehen. Dass die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege anders sind als die einer Krankenschwester in Spanien, hat Manuel Gonzáles den drei jungen Frauen schon vor Beginn ihrer Arbeit im Hochtaunuskreis erklärt. „Man muss mit offenen Karten spielen“, betont er. „Sonst verspielt man das Vertrauen.“ Eine Krankenschwester in Spanien trägt sehr viel medizinische Verantwortung, delegiert vieles und hat wenig mit der Grundpflege zu tun. Die gehört ebenso wie die Verpflegung jetzt zu ihren Aufgaben als Altenpflegerin. „Aber sie wissen, dass wir ihre Arbeit wertschätzen, sie ernst nehmen und ihnen Möglichkeiten geben, wo sie ihr Wissen entfalten können.“

Die jungen Spanierinnen sind im Rahmen der Kooperationsvereinbarung des Landes Hessen mit der autonomen Region Madrid in den Hochtaunuskreis gekommen. In der Vereinbarung erklären beide Seiten ihren Willen, durch konkrete Initiativen die Mobilität von Fachkräften zwischen ihren Regionen zu verstärken und damit einen Beitrag zur Lösung der Fachkräfteproblematik in beiden Regionen zu leisten.

„Um vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auch zukünftig die Pflege von Seniorinnen und Senioren sicher zu stellen, kommt der Ausbildung einer genügenden Anzahl qualifizierter Altenpflegekräfte eine herausragende Bedeutung zu“, sagte die Ministerin. Aktuell seien 46 Projektteilnehmer in Pflegeeinrichtungen in Hessen im Einsatz. Manuel Gonzáles, lobte sie, habe Pionierarbeit geleistet und einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Projekts beigetragen. Deutschland und Hessen seien gerne bereit, dem europäischen Partner Spanien bei der Bewältigung der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage zu helfen und einem Teil der jungen Generation eine Perspektive anzubieten, die Deutschland zugleich hilft, dem Fachkräftemangel im eigenen Land entgegen zu wirken.

In Hessen, so die Ministerin, leben derzeit rund 20.000 spanische Staatsangehörige. Spanisch ist an hessischen Schulen zur beliebtesten dritten Fremdsprache geworden und es bestehen zahlreiche Hochschulkooperationen zwischen Hessen und Spanien.

„Da war die Kooperationsvereinbarung eine logische Schlussfolgerung, um die Verbindung der beiden Regionen weiter zu vernetzen. Und wir erleben am Beispiel dieses Modellprojekts, wie Europa näher zusammen wächst.“

Die drei jungen Spanierinnen haben inzwischen herausgefunden, dass die Deutschen gar nicht so sind, wie sie sich das vorher vorgestellt hatten. Denn zwei von ihnen waren vorher noch niemals im Ausland, Rocio nur einmal zu einem kurzen Besuch in München. Inzwischen haben sie schon spanische Freundinnen und Bekannte dazu überredet, ebenfalls zum Arbeiten nach Deutschland zu kommen.

„Sie sind gute Botschafterinnen“, freute sich die Ministerin. Und Peter Karutz, Schatzmeister des DRK-Kreisverbandes, gab den Dreien noch einen guten Ratschlag mit auf den Weg. „Denkt einfach: Ich bin Europäerin – dann fühlt ihr euch nicht fremd, sondern zuhause.“



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