„Fluchtstücke“: Kronberger Bürger erzählen ihre Geschichte dazu

Kronberg. – Liebe Leser, selten wurde ein Thema so emotional diskutiert wie die Flüchtlingskrise. Angela Merkels Willkommenskultur hat längst Risse bekommen. Von Januar bis Anfang September 2015 wurden 700.000 neue Asylbewerber in den EU-Staaten registriert, die meisten beantragten in Deutschland Asyl. Einer der hauptsächlichen Fluchtursache ist der Bürgerkrieg in Syrien, aber auch Kriege in den afrikanischen Ländern sowie Hunger, Armut und Unterdrückung. Von Anfang September bis Mitte Oktober 2015 betrug die Zahl der nach Deutschland einreisenden Asylbewerber 409.000.

Die Bundeskanzlerin gilt als diejenige, die dem steten Strom an Flüchtlingen den Weg geebnet hat. Die sie mit offenen Armen empfängt. Doch mit jedem Fremden, der in unsere unmittelbare Nähe rückt, wächst der Unmut und die Angst, dass die Integration der Menschen nicht gelingen könnte, dass die Zahl derer, die aufgenommen werden, nicht unendlich sein könne, dass die unzähligen Helfer und wohlmeinenden Mitmenschen auch eines Tages überfordert sind. Eine Turnhalle mit hunderten von Flüchtlingen neben Schulen und Kindergärten ist für viele längst schon heute ein Grund, ihre Entscheidung zur Mitmenschlichkeit noch einmal zu überdenken. Und wen wundert es, dass die Menschen seit den neuerlichen Attentaten in Paris noch mehr verunsichert sind. Das Fremde bei uns zu integrieren ist seither eine hehre Aufgabe, und auch ohne den nicht abnehmenden Flüchtlingsstrom ein politisch brandheißes Eisen. Und nun soll in der Geschwindigkeit, in der Überzahl überhaupt noch was gelingen? Auch erwiesen sich die europäischen Staaten und die Europäische Union bei der Koordinierung der Flüchtlingsbewegung als hilflos. Erst am 25. Oktober wurde nun bei einem Sondergipfel von Staats- und Regierungschefs der EU und anderer betroffener Staaten ein 17-Punkte-Plan zur Regulierung des Flüchtlingsstroms entlang der Balkanroute beschlossen. Die Bekämpfung der Fluchtursachen in Afrika will die EU mit einem im November 2015 beschlossenem Maßnahmenpaket unterstützen. Ob wir bereits am Ende einer Lawine sind, die ausgelöst wurde oder erst am Anfang, das lässt sich nicht leicht prognostizieren.

Jedenfalls gilt es weiterhin, die Flüchtlinge, die, einmal hier angekommen, willkommen zu heißen und denen, die bleiben werden, eine ehrliche Chance auf Integration zu geben. Längst gilt es weiter zu planen als bis zu Sprachkursen, noch immer fehlt es der Landespolitik und auch den Kommunen an einem Konzept mit klar definierten Zuständigkeiten, an Projekten, die die Flüchtlinge einbinden, die ihnen nach dem Grundprinzip, Hilfe zur Selbsthilfe Aufgaben geben, statt sie in der Warteschleife erst einmal auf die Seite zu stellen und damit ihr Eigenenagement auszubremsen. Noch immer wird meist nur reagiert.

In diesen Zeiten, wo sich unter die Willkommenskultur wieder Angst und Unmut über diese „unsicheren Zustände“ mischen, möchte der Kronberger Bote an die Kriegszeit, die ältere Mitbürger noch als Kriegskinder oder im Krieg am eigenen Leib erfahren haben, erinnern, und die jüngere Mitbürger durch die Geschichten von ihren Eltern und ihrer Großeltern an die nächste Generation erfahren haben. Es gibt sie auch in Kronberg, die aus ihrer Heimat Vertriebenen, einige von ihnen arbeiten ehrenamtlich bei der Kronberger Flüchtlingshilfe mit. Ihr Blick ist sicherlich nicht sozialromantisch verklärt, sondern sie wissen, wie sie sich selbst damals auf der Flucht, in den Aufnahmelagern, unter fremden Nachbarn, ohne Hab und Gut, mit auseinandergerissenen Familien gefühlt haben. Sie sind es gewiss, die keine Minute zweifeln, jedem Flüchtling gilt es zunächst einmal, die Hand zu reichen.

Der Kronberger Bote würde sich freuen, teilzuhaben an diesen sehr persönlichen „Fluchtstücken“, einer Reise in die ungewisse Fremde, der Flucht aus der Heimat. Wir freuen uns über viele Einsendungen per E-Mail unter redaktion–kb[at]hochtaunus[dot]de, die in der Weihnachtsausgabe veröffentlicht werden.

Einsendeschluss für die Geschichten über Flucht und Krieg unter dem Stichwort „Fluchtstücke“ ist Freitag, der 4. Dezember.



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