Grüne wollen die Fällung des Mammutbaums verhindern

Viel Aufmerksamkeit erhielt vergangenen Samstagmorgen dieser junge, aber durchaus schon stattliche Mammutbaum, der dem Bau des Kammermusiksaals weichen soll.

Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Der Bebauungsplan für Hotel sowie Kammermusiksaal und Studienzentrum am Bahnhof in Höhe des Parkdecks ist längst beschlossene Sache. Die Grünen waren diejenigen, die die Pläne, wie der zweite Fraktionsvorsitzende der Grünen, Udo Keil bei kalten Temperaturen aber strahlendem Sonnenschein zur „5 vor 12“ Rettungsaktion für den Mammutbaum gegenüber dem Schillerweiher erläuterte, von Beginn an „konsequent abgelehnt haben“. Die Grünen wissen, gegen das Fällen der rund hundert Bäume oberhalb vom Parkdeck können sie nichts mehr ausrichten und auch die 324 Jahre alte Esskastanie, deren Kraft zwar nachlässt, die jedoch bestimmt noch viele Jahre ein Habitat für Insekten, Vögel und Fledermäuse sein könnte, wird dem Großbauprojekt weichen. Auch sie wird Anfang 2017 (es muss noch außerhalb der Nistzeit erfolgen) mit den übrigen Bäume gefällt werden, um den Bauarbeiten Mitte nächsten Jahres Platz zu machen. Und gerade deshalb wollen die Grünen den 40 Jahre alten Mammutbaum, einen Bergmammutbaum, von dem es in Deutschland nur 85 Exemplare geben soll, als „ortsbildprägenden Baum“ nicht aufgeben.

Gemeinsam mit rund 70 Bürgern, darunter neben den Grünen-Politikern auch viele Vertreter der KfB, die ebenfalls gegen das komplette Bauvorhaben gestimmt hatten, erklang „Oh Tannenbaum“ für den jungen Mammutbaum, Kerzen wurden angezündet. Denn der „Mammut“, der bis zu 100 Meter hoch werden kann und ein stattliches Alter von bis zu 3.000 Jahren erreichen könnte, wie Keil verriet, ist in den Bebauungsplänen mit der Bezeichnung „optionaler Erhalt“ gekennzeichnet. „Deshalb appellieren wir an die Kronberg Academy, an ihre Musiker, den Baum zu retten“, verkündete Keil der Menschenmenge, die überhaupt nicht verstehen konnte, warum solche Bäume nicht erhalten bleiben. „Die meisten der Musiker bespielen Instrumente aus wertvollen Hölzern – oder können sie sich eine Stradivari aus Metall vorstellen“, bemerkte er. Die Kronberg Academy hat bereits die Fällung der Bäume im Baufeld II eingereicht. Wohl ist der Mammutbaum nicht als schützenswert im B-Plan einzgezeichnet, wohl sind aber Neuanpflanzungen an dieser Stelle vorgesehen. „Was ist unser Verständnis von Natur und der Umgang mit ihr? Wann begreifen wir endlich, dass wir ein Teil von ihr sind“, so der Grünen-Stadtverordnete. „Andernorts hegt und pflegt man diese betagten Baumriesen, in Kronberg liefert man sie der Motorsäge aus.“

Der Gartenbauverein Wellingtonia sei es seinerzeit gewesen, der überall im Stadtgebiet um die Jahrhundertwende Mammutbäume pflanzte, neben Walnuss und Esskastanie sehen ihn die Grünen somit als „Symbol für Kronberg“. „Wir Grüne haben schon bei Beginn der Planungen auf den Mammutbaum und die alte Esskastanie aufmerksam gemacht und betont, wie wichtig uns der Erhalt ist.“

Geärgert hat Keil aber nicht nur die Planung sondern auch, dass „nicht einmal ein adäquater Ausgleich für die Fällung dieser und anderer Bäume vorgesehen ist“. Umso mehr wollen die Grünen um die Rettung des Mammutbaums kämpfen.

Max-Werner Kahl, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt und Stadtverordneter für die CDU, wollte zur Rettungsaktion ebenfalls das Wort an die Bürger richten und Gegenargumente liefern. Doch die Menge ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Es geht hier nicht um die Baumaßnahme, sondern um die Rettungsaktion eines Baumes“, rief ein aufgebrachter Teilnehmer der Rettungsaktion. „Das ist ja ein Kahl-Schlag“, meinte ein anderer trocken zu dem Versuch Kahls, sich Gehör zu verschaffen.

Wichtig war Kahl darauf hinzuweisen, dass er selbst eine dreistellige Summe als persönlichen Beitrag in Aussicht gestellt hatte, um einen vergleichbaren Baum zu erwerben. „Darauf gab es keine Resonanz“, so der ASU-Vorsitzende. Auch erinnerte er daran, dass die Grünen seinerzeit dem Wettbewerbsergebnis von Staab Architekten zugestimmt hätten, die von einer Fällung des Baumes ausgingen. „Sie waren immer voll eingebunden und hätten als Ausschreibungsvorgabe den Baumerhalt fordern können“, argumentierte er. „Auch gab es bei den Wettbewerbsergebnissen Entwürfe, die den Baum erhalten wollten.“ Zu diesem Zeitpunkt nun „der Versuch, die Baumaßnahme zu verzögern, ist Populismus“.



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