„die hannemanns“ und Freunde feiern ausgelassen das 50. Jubiläum

„die hannemanns“ hoffen, dass dieser Rollator-Tanz, eine Illusion bleibt, den sie als Gag zum Jubiläum auf der Bühne inszenierten. Dazu wollen sie jüngere Leute für das Theaterspiel begeistern. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Seit 50 Jahren sind sie ein fester Bestandteil der Kronberger Vereinskultur, die Amateurtheatergruppe „die hannemanns“. Einen ganzen Tag lang feierten sie in der Stadthalle ihr 50-jähriges Bestehen. Wer sie kennt, weiß, sie sind ein Garant für ein volles Haus, für Theater mit Esprit, in all den Jahren immer für eine Überraschung gut. Das stellten sie auch zur Jubiläumsveranstaltung unter Beweis, deren Programm sich ausgesprochen kurzweilig darbot. Für die Bürger hatten sie zum Nachmittag befreundete Vereine eingeladen und waren selbst angetan von deren Können. Ob Kronberger Laienspielschar, Musikverein, Vox Musicae oder befreundete Theatervereine wie aus Oberursel oder das Frankfurt English Speaking Theatre, die Gäste genossen jeden einzelnen Programmpunkt bei Kaffee und Kuchen, bevor „die hannemanns“ locker und herzerfrischend Spotlights ihrer eigenen Vereinsgeschichte in knapp 45 Minuten auf die Bühne brachten. Gaststar in ihrer Revue war die Rheingauer Chansonnière Ulrike Neradt, die mit dem Theaterverein eine bis heute währende Freundschaft verbindet. Es erklangen „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Wenn in Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ und natürlich durfte auch „Theater, Theater, der Vorhang geht auf“, nicht fehlen. In diesem professionellen gesanglichen Rahmen ließen die hannemann-Schauspieler in kurzen Szenen und mittels Bildprojektionen einige denkwürdige Ereignisse aufleben: Angefangen hatte alles 1964 mit dem Stück „Familie Hannemann, auch unter dem Titel „Tante Jutta aus Kalkutta“, wie der erste Vorsitzende Wolfgang Thöns und Carola Nierendorf als Nachmittags-Moderatorenteam wissen ließen.

Mit dem Song „Our House“ von Madness verwiesen sie auf ihren Theaterkeller bei einer der Gründungsfamilien des Vereins, dem Hause der Familie Ernst und Pia Sondergeld. Pia Sondergeld war kurz vor den Feierlichkeiten Ende Juni verstorben. Ihrer gedachten „die hannemanns“ mit einem Platz auf der Bühne und einem Foto. „Sie hätte nicht gewollt, dass unser Jubiläum zu einer Trauerfeier wird“, so Carola Nierendorf. Und das wurde sie auch nicht, aber in mehreren Reden ihrer gedacht. Karin und Wolfgang Hartmann von den Hessischen Amateurbühnen dankten ihr „für die Wege, die sie mit ihnen gehen durften“ und Ulrike Neradt, versagte dann doch kurz die Stimme, als sie nach ihrem Lied mit Clownnase: „Der Clown muss lachen, auch wenn ihm zum Weinen ist“, dem Publikum von ihren Wurzeln bei den „hannemanns“ berichtete und ihrem innigen Verhältnis zu ihrer Theatermutter, Pia Sondergeld. „Pia, ich habe es für Dich gemacht“, sagte sie nach ihrem Auftritt.

Stationen in der Revue waren auch die internationalen Auftritte „der hannemanns“, die nicht nur auf kleinen Bühnen wie ihrer „Hausbühne“, dem Recepturkeller auftraten, sondern schnell in der großen weiten Welt zu Hause waren, in Monte Carlo genauso wie auf vier großen Tourneen in Brasilien, Chile, Argentinien und Bolivien. Mit Ulrike Neradt tauschten die Schauspieler nach der Revue dazu viele wunderbare Erinnerungen aus aufregenden Zeiten im Ausland, denn die damals Ende 30-Jährige war ebenfalls mit von der Partie. Mehr Details zur Vereinsgeschichte gibt es in der Festschrift (sie liegt bei der Buchhandlung Limberger aus) für 5 Euro über „die hannemanns“ zu erfahren, die auch über eine besonders „fruchtbare Verbindung“ des kulturellen Austauschs berichteten: Damals im Austausch war ein brasilianischer Chor in Kronberg zu Gast. Einer der Chormitglieder, Dieter Miers, bandelte mit einer „hannemännin“ an, wie Thöns sich ausdrückte. „Die schönen Ergebnisse“ , – die vier Kinder dieser Liebesverbindung – konnten die Gäste ebenfalls auf der Bühne begrüßen, wo Angelika Mosig-Miers und Dieter Miers mit Hochzeitsbild im Hintergrund noch einmal ihren Hochzeitstanz tanzten.

Was den „hannemanns“-Theaterbesuchern blüht, wenn es der Amateurtheatergruppe nicht bald gelingt, sich zu verjüngen, zeigten mit

trockenem Humor einige Senioren unter den Schauspielern als Rollator-Tänzer. Damit es nicht soweit kommt, dass nur noch „jugendfreie Stücke“ auf die Bühne kommen, suchen „die hannemanns“ dringend Mitstreiter. Gemäß ihrem Motto „50 Jahre Leidenschaft und Lampenfieber“ hatten sie sich vom Schlosshotel zwei Cocktails mixen lassen. „Leidenschaft“, hieß der eine, den die meisten Gäste zuerst bestellten. „Lampenfieber“ wollten nicht alle sogleich probieren. Zu hoffen ist, dass schon im Gespräch und bei der mitreißenden Darbietung zum Ausklang am Abend von Ruth Freise & Friends und „Swing on fire“ der Funken übersprang und sich der eine oder anderen für die Theaterwelt der „hannemanns“ begeistern lässt. Die „hannemanns“ selbst und die befreundeten Vereine jedenfalls wussten an diesem Jubiläumstag zu begeistern.

Offizielle Feier zum Aufakt mit Ehrungen

Zum offiziellen Auftakt hatten die Theaterspieler Günter Heygen vom hr für die Moderation gewinnen können. Der hatte 1981 selbst in dem Stück „Ein besserer Herr“ mitgespielt.

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