„Instabilität der Wirklichkeiten“ mit Werken von Hoenerloh

Stefan Hoenerloh malt weder Menschen noch Tiere, auch Pflanzen sieht man nicht. Die Architekturen erscheinen dennoch nicht unbewohnt. Foto: privat

Kronberg (kb) – Die Galerie Kerstner lädt Freitag, 29. April zur Eröffnung der Ausstellung „Instabilität der Wirklichkeiten“ mit Werken von Stefan Hoenerloh ab 18 Uhr in die Friedrich-Ebert-Straße ein. Die Ausstellung ist ab Samstag, 30. April bis Samstag, 18. Juni freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr und fast jederzeit nach telefonischer Vereinbarung zu sehen. (Ralph Kerstner – Mobil: 0171-4709465, E-Mail: rk[at]galerie-kerstner[dot]de)

„Man beginnt als Künstler seine Tätigkeit ohne zu wissen, dass man Künstler wird. Das stellt sich erst später heraus.“ So beginnt Stefan Hoenerloh die Beschreibung seiner Person und seiner Arbeit. Stefan Hoenerloh ist ein ganz außergewöhnlicher Maler – modern und zugleich mit altmeisterlicher, perfekter Technik. Sein großes Thema ist die Architektur, die gebaute Stadt, jedoch nur im Ausschnitt. Die Architekturen, die Hoenerloh vielschichtig lasierend auf den Bildträger bannt, meint man wiederzuerkennen und sitzt doch einer Täuschung auf. So detailgenau jeder Winkel der von der Zeit patinierten Bauten auch erscheinen mag – alles ist frei erfunden. Hoenerlohs Bilder besitzen nicht notwendigerweise monumentale Dimensionen.

Die vielstöckigen Gebäude, welche man selten ganz sieht, meistens jedoch in einer Untersicht mit stürzenden Linien, machen den Betrachter klein und die Häuser noch größer. Sie künden von einem Willen, einer Macht, einer Tradition, die über den Menschen und seine Mittel hinausgeht. Stefan Hoenerloh malt weder Menschen noch Tiere, auch Pflanzen sieht man nicht. Die Architekturen erscheinen dennoch nicht unbewohnt. Es gibt, wenn auch nur zarte, Spuren von Bewohntheit – sei es auch lediglich der Betrachter, der seine Gefühls- und Gedankenwelt ankurbeln muss. Dieser ist es dann auch, der in den Bauten wohnt, oder seine Freunde, Bekannten, Verwandten, die er besucht, wenn er mit den Augen in die Bilder eintritt. Die Häuser in den Bildern sind alt, von „des blinden Chronos Zahn benagt“, vom Staub vieler Jahrzehnte bedeckt, vom Regen hunderter Herbste verwaschen, von der Witterung unzähliger Jahre angegriffen. Ihre Patina, schmutzig und vornehm zugleich, verweist auf die Würde des Alters und zeigt, dass sie länger bestehen, als der Betrachter je sein wird. Die Bauwerke zeigen sich damit überlegen, erzählen von Zeit.

Befindet der Betrachter sich im Vorstellungsraum der Bilder, entdeckt er Details, die das Erlebnis bereichern. Räume, die man nicht bewohnen kann, auch wenn es zunächst so scheint. Große Gebäudeteile, die gar keine Räume besitzen, auch wenn man erst dachte, das sei der Fall. Ausbalancierte Gegensatzpaare, Treppen die nach oben und unten führen, Brücken, die verbinden, was unverbunden erscheint. Das führt zu einer reichhaltigen, aber auch paradoxen Erfahrung von Architektur durch das Medium der Malerei.

Weitere Informationen finden sich auf www.galerie-kerstner.de.



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