Kronberg – mit Oldtimern und Erdbeeren am verkaufsoffenen Sonntag

Der lässt Pappis Herz höher schlagen, da muss sich diese junge Dame im Kinderwagen doch einmal die Äuglein reiben: Ein Porsche 256 BT6, das letzte Modell vor dem 911er, glänzend poliert in „Erdbeerrot“, strahlte auf dem Berliner Platz. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Blickt man von diesen Regentagen aus auf das Wochenende zurück, kann man wohl dankbar über ein halbwegs trockenes Erdbeerfest in Kronberg sein. Zwar ließen der Starkregen am Sonntagmorgen zunächst alle Hoffnung auf einen besucherstarken verkaufsoffenen Sonntag zusammenschrumpfen, doch der Tag sollte besser enden, als er begonnen hatte. Während der Stadtjugendring-Vorsitzende Andreas Becker am frühen Morgen schweren Herzens entschied, den teilnehmenden Vereinen für das Kinderfest im Schulgarten abzusagen und nur das eigens für diesen Tag engagierte Spielmobil mit den vielen tollen Bewegungs- und Spielmöglichkeiten halbwegs regensicher unter die Marktarkaden platzierte, warteten die Oldtimerbesitzer in ihrer Garage geduldig auf das Regenende: Wer dachte, sie lassen ihren Oldtimer, damit er gar nicht erst nass werden kann, lieber ganz zuhause, der hatte sich geirrt. Am späten Vormittag schien die Sonne auf einen mit Oldtimern bis auf das letzte Fleckchen gefüllten Berliner Platz. Fast alle angemeldeten Wagen hatten das Wagnis auf Schauer, Blitz und Donner auf sich genommen und waren auch aus den Nachbargemeinden, ja bis von Bad Camberg durch den Taunus oder aus Hammersbach bei Langen-Bergheim nach Kronberg gekommen, um den Besuchern ihre wunderschön erhaltenen und gepflegten Lieblingsstücke zu zeigen. Zum zweiten Mal hatten die Rotary Clubs in Kronberg und in Eschborn sowie der Rotaract Club Taunus (die Rotary-Jugend) diesen Oldtimer-Tag möglich gemacht, der anders als üblich, nicht nur eine Autoschau war, sondern zum Miterleben einlud: Wer wollte, konnte gegen eine Spende für das KidsCamp in seinem Traumauto eine Fahrt durch Kronberg und Umgebung machen. Die Aktion KidsCamp der rotarischen Jugendorganisation ermöglicht Kindern von bedürftigen Familien die Teilnahme an einem Sommerzeltlager.

Das ließen sich die Kronberger als auch die zahlreichen Gäste an diesem verkaufsoffenen Sonntag nicht zwei Mal sagen. Eine ausgesprochen gute Moderation der Veranstaltung sorgte dafür, dass die Besucher über die Oldtimer angefangen bei Gogomobilen von 1959, über Plymouth, Corvette, Volvo, Mustang, VW-Bussen, einem Mercedes Benz von 1953 oder einem Porsche von 1963, einem Bankcroft von 1992 bis zu einigen Neuwagen (Maserati, Ferrari), schnell Bescheid wussten – über die technischen Daten genauso wie über die Familiengeschichte. Und die Besucher „ihr“ Auto unter den fast 50 Modellen fanden, mit dem und ihrem Besitzer sie begeistert vom Platz fuhren. Für den verkaufsoffenen Sonntag im Zeichen der leckeren roten Früchte ein echter Publikumsmagnet. Wer gut gelaunt nach der Fahrt wiederkam, steuerte gerne in einer weiteren Runde – dieses Mal zu Fuß – die Altstadt und ihre Geschäfte an, besonders gerne zur Mittagszeit wegen der kulinarischen vielseitigen Angebote. In der Beliebtheitsskala ganz oben waren hierbei ausgefallene Erdbeerköstlichkeiten bei Zeit & Genuss oder die köstliche Erdbeerbowle bei Feinkost Klinger und die ausgefallenen Kreationen von drei Damen, die ihre Leidenschaft fürs Kochen, für das rote Früchtchen und alles Frankophile in erfrischend mutigen Smoothies (bsp. Erdbeeren, Mango, Verveine-Kräuter aus dem eigenen Anbau und Zitronengras) und herzhaften Snacks (Brioche, Ziegenkäste, Erdbeerchutney oder Erdbeerburger) zum Ausdruck brachten. Direkt neben ihrem Stand vor dem Recepturhof verkauften Flüchtlingsfrauen aus Tschechenien, Afghanistan und Syrien ihre mit viel Geduld und Liebe gehäkelten Kinderschühchen, Dekodeckchen und Schlüsselanhänger, die im wöchentlichen Handarbeitstreff der Flüchtlingshilfe Kronberg entstanden sind. Viele Kronberger interessierten sich für die verschiedenenen Belange der Flüchtlinge und ließen sich von den Helfern, den bereits amtierenden Paten, aber auch von den Flüchtlingen selbst erklären, welche Unterstützung für einen guten Start benötigt wird. Es geht vor allem darum, Ansprechpartner zu sein und die Betroffenen bei der Anmeldung von Sprachkursen oder bei der beruflichen Eingliederung zu unterstützen. Die Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen wird ebenfalls gerne angenommen und manchmal ist es einfach nur ein wertvoller Hinweis, der für uns selbstverständlich erscheint, den Flüchtlingen aber vieles erleichtert. Kronberger Paten, die sich bereits ehrenamtlich engagieren, konnten weiterhin berichten, dass insbesondere die gemeinsam verbrachte Zeit, sei es beim Besuch kultureller Veranstaltungen oder beim gemeinsamen Kochen, nicht nur gelebte Integration sondern auch eine Bereicherung für beide Seiten ist. Nach kurzer Zeit waren die 200 im Vorfeld gedruckten Flyer bereits vergriffen, was die Flüchtlingshelfer als ersten Erfolg sahen für neue Patenschaften. Von den 180 Flüchtlingen in der Stadt haben derzeit 60 einen Paten. „Ziel ist, möglichst allen Flüchtlingen einen Paten zur Seite stellen zu können“, erklärte Katrin Böhme vom Arbeitskreis „Paten“. Aber auch, wer kein Infoblatt mehr bekam oder den Stand nicht besuchen konnte, kann sich auf der Homepage der Kronberger Flüchtlingshilfe unter www.fluechtlingshilfe-kronberg.de erkundigen. Dort sind die Aufgaben der Kronberger Flüchtlingshilfe detailliert beschrieben und neben vielen Eindrücken aus den einzelnen Bereichen findet man auch Kontaktadressen, um die eine oder andere Frage persönlich zu klären.

Die Geschäftsinhaber waren durchweg zufrieden über Besucher von nah und fern. Es war, als hätten sich inzwischen alle mit dem unsteten Wetter abgefunden und sich trotz höchster Regenwahrscheinlichkeit vor die Tür getraut. Die Deutschen gewöhnen sich eben langsam an das Dauernass von oben, bei immerhin Wohlfühltemperaturen – der Regenwald lässt grüßen. Auch bei den ersten Regentropfen am Nachmittag ergriff kaum einer die Flucht: zunächst wurde noch ausgiebig in den Läden bei Mode, Büchern, Spielzeug, Deko und nicht zu vergessen bei Wein und Erdbeerlikören, gestöbert, ausgesucht und gekauft oder im Alstadtkreis-Café und auf der Burg Kaffee und Kuchen genossen. Die Kinder durften Eis schlecken, auf der Hüpfburg toben, die Geschicklichkeitsspiele des Spielmobils gemeinsam mit ihren Eltern erproben oder auf dem Tanzhaus im Karussell ihre Runden drehen. Am Ende hatte sich für die Teilnehmer der Einsatz gelohnt: Die Brüder Helmut und Manfred Rapp hatten bereits am frühen Nachmittag alle Erdbeeren verkauft, die am Tag zuvor gepflückt worden waren, die Erdbeermarmelade, die Veronika Rapp in der Nacht zuvor gekocht hatte, inklusive. Und Familie Meyer vom Hofgut Hohenwald orderte trotz kurzem Regenschauer am Nachmittag noch einmal Erdbeeren nach Die Erfahrung sollte ihnen – die auch mit leckeren Erdbeer-Pfannkuchen und anderen Köstlichkeiten aufwarteten – Recht geben. Auf dem Weg zum Auto wollten viele noch gerne ein oder zwei Erdbeerkörbchen mit nach Hause nehmen. Übrigens, wie Veronika Rapp verriet, leiden die kleinen roten Früchtchen mit dem feinen Aroma ebenfalls unter dem unsteten Wetter – sie bekommen „Sonnenbrand“ und Faulstellen von der vielen Nässe.



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