Kronberg ist grün und facettenreich – und das soll so bleiben

Rund 40 Bürgerinnen und Bürger nahmen sich die Zeit, um Kronberg bei Rundgängen zu entdecken. Foto: We stenberger

Kronberg (mw) – Zum zweiten Forum Stadtentwicklung waren die Bürger gefragt: Drei rund einstündige Rundgänge (durch Ost, West und den Süden der Stadt) wurden angeboten, um möglichst vielfältige Eindrücke der Bürger zu gewinnen. Fragen an die Bürger hierbei waren: Was fällt an den verschiedenen Gebäuden auf, was fällt entlang der Straßen auf und was fällt zum Thema Grün auf? Außerdem sollten sie die Augen nach möglichem Platz für Wohnen oder Dienstleistungen offen halten. Rund 40 Bürger nahmen sich die Zeit am frühen Nachmittag zum Rundgang mit anschließendem Antwortbogen noch vor dem offiziellen Statusbericht im zweiten Forum. Die Eindrücke werden bis Januar ausgewertet und sollen in die weitere Arbeit der Gruppen Wohnen, Gewerbe und Landschaft einfließen, die ihren Schwerpunkt im nächsten Jahr auf die Innenstadtentwicklung legen wird.

Der Anlass für die Entscheidung der Politik, die Bürger in die Entwicklung des Stadtentwicklungskonzepts einzubeziehen, ist, durch die erstellten Steckbriefe eine breitere, ruhig auch kontroverse Diskussionsgrundlage und eine Vergleichbarkeit der einzelnen Themen und Gebiete zu erreichen, wie der Erste Stadtrat Jürgen Odszuck eingangs anmerkte. „Ihre Aufgabe ist nicht die Entscheidung, ob es ein Baugebiet wird, das ist Aufgabe der Politik. Sondern es geht darum, Handlungsperspektiven zu entwickeln“, erläuterte Erster Stadtrat Jürgen Odszuck, nachdem Bürgermeister Klaus Temmen die Bürger in der Stadthalle begrüßt hatte.

Zum Stand der Ergebnisse für die Arbeitsgruppe „Landschaft“ berichtete Christian Filipp vom Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt: Wichtigste Erkenntnis sei, dass die Stadt mit ihrem Alleinstellungsmerkmal als „grüne Stadt“ bewahrt werden soll. Nach Analyse der unterschiedlichen Landschaftsstrukturen Kronbergs hat die Gruppe konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet, um das Landschaftserlebnis, genauso wie die Landschaftspflege und die Landschaftsökologie zu erhalten und weiter auszubauen: Grünkorridore sollen erweitert werden, die Ortsränder, beispielsweise Oberhöchstadt Süd oder auch Kronberg Süd (Gelände um den Bauhof) sollen aufgewertet werden, es soll ein Grünkorridor vom Victoriapark über den Bahnhof bis zur Westerbachstraße hinunter entwickelt werden, die Zuwegung über die B455 in den Kronberger Stadtwald hinein soll verbessert werden, der Talraum Rentbach soll durch Rückverlegung des Baches in die Taltiefe aufgewertet werden.

Isabell Richter vom Fachbereich Stadtplanung hat mit ihrer Gruppe den Fokus auf die Suche nach möglichen Flächen zur Gewerbeansiedlung gelegt, da die Haupteinnahmequelle der Stadt, nun einmal die Gewerbesteuer sei, wie sie feststellten. Als Potenzialfläche ermittelt und Steckbriefe angelegt wurden hierbei für den „Kronberger Hang“ im Süden Kronbergs, die Westerbach- und Frankfurterstraße und Oberhöchstadt Süd. „Wir mussten jedoch als Schwäche feststellen, dass es insgesamt an Flächen mangelt, gerade auch für Mittelständler und dass diese heiß begehrt und teuer sind“, so Richter. Falls der Bedarf für neue Flächen wirklich nötig sei, wurden auch die Branchen, die angesiedelt werden sollen, ermittelt: „Dazu zählen Forschung & Entwicklung, Informationstechnologie und Dienstleistungsgewerbe“, berichtete Richter. Außerdem wurde die Idee entwickelt, Braun dafür zu gewinnen, Flächen für den Gewerbebau freizuräumen, indem die vielen Parkmöglichkeiten dort in einem Pardeck zusammengezogen werden könnten.

Die Arbeitsgruppe Wohnen um Eleni Mayer-Kalentzi zeigte sich einig, dass der Charakter der Stadt Kronberg so wie er jetzt ist, erhalten bleiben soll. „Derzeit ist die soziale Durchmischung facettenreich und vielschichtig“, so Mayer-Kalentzi. Das zeichne sich auch durch die Wohnformen ab, von Villen über Einzelhäuser, Doppelhäuser bis zu Reihenhäusern und zum Geschosswohnungsbau seien alle Wohnformen vertreten. Und das solle laut Arbeitsgruppe auch so bleiben. Die Bevölkerungzahl soll stabil gehalten werden, das soziale Gleichgewicht gewahrt bleiben und die Stadt soll attraktiv für Familien bleiben, und sich als Wohnort im Grünen für Familien auch weiter hervorheben. Das heißt es gilt neben dem geförderten und bezahlbaren Wohnraum, auch hohe Wohnqualität in Verbindung mit hohen Freizeitwerten zu erhalten. Bis zur Präsentation hatte sich die Gruppe Wohnen vorrangig mit der Außenentwicklung Kronbergs beschäftigt und mehrere Potenzialflächen entwickelt. Die Flächen können keinesfalls einfach alle bebaut werden, „es sind Arrondierungsflächen“, informierte sie, „wenn sich eine Fläche geeignet erweist, aber nicht im Regionalen Flächennutzungsplan enthalten sei, müsse mit dem Regierungspräsidium Darmstadt verhandelt werden. Als Potenzialflächen nannten sie das Gebiet Grüner Weg, Haide Nord sowie „An den Sportwiesen“, und den Sportplatz Oberhöchstadt, die Kirschgärten, die Lindenstruth und die Feldbergstraße.

An die Durchmischung der Wohnformen sei zu denken, das bedeute jedoch natürlich nicht unbedingt alle Wohnformen in einem Gebiet: Als Beispiel zeigte sie die bauliche Erweiterung zwischen der Oberen Lindenstruth und der Freiherr-vom Steinstraße auf. In gebührendem Abstand zum Westerbach könne im unteren Bereich Geschosswohnungsbau mit großzügigen Abständen zwischen den Häusern entstehen. Hin zur „Oberen Lindenstruth“ könne entsprechend der vorhandenen Häuserstruktur eine kleinteiligere Bebauung erfolgen.

Dass in der Burgstadt alle Wohnformen nebeneinander zu finden sind, untermauerten auch die zur Ortsbesichtigung nach Osten, Westen und Süden ausgeschwärmten Bürger mit ihren Eindrücken. Sie stießen ein paar Schritte vom Berliner Platz entfernt bereits auf Villen mit großzügigen Gärten. Diese fanden sie auch Richtung Schönberg, genauso wie entlang der Frankfurter Straße. „Wir haben sogar leerstehende Villen gesehen und eine Nachverdichtung, die keinem mehr gut gefiel“, so das Resümee der Gruppe, die Richtung Schönberg unterwegs war. Richtung Kronberg Süd war von schönen gewachsenen Strukturen bis zu ansprechendem Geschosswohnungsbau die Rede, aber auch Flächen, wie dem Flachbau neben der Esso-Tankstelle, wo sie nach Potenzial zur Nachverdichtung sahen. Doch hier zeigten sich sehr konträre Meinungen von Nachverdichten in der Frankfurter Straße zwecks Innenstadtbelebung bis „bloß nicht noch mehr“. In jedem Fall zeigten sich die Bürger, die ihren Nachmittag der Stadtentwicklung geopfert hatten, darüber einig: Die Ortbegehung war eine wertvolle Veranstaltung, um Kronberg ,zu erkennen‘.“



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