kronberg|er|leben – mit Gaudi und Genuss

Genussmomente gab es auf dem 25. Herbstmarkt viele, sie gipfelten in der sogenannten „Langen Kronberger Genusstafel“. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Die Möglichkeiten, etwas zu erleben, zu genießen, mitzumachen, sie waren beim „kronberg|er|leben – Herbstmarkt 2.0“ gegeben und die Besucher von nah und fern, die am vergangenen Wochenende nach Kronberg kamen – viele von ihnen treue Herbstmarktfans – zeigten sich zufrieden mit dem vielseitigen Angebot. Vor allem Familien nutzten die abwechslungsreichen und größtenteils kostenfreien Angebote: die Bewegungsmeile auf der Hainstraße oder den Kletterturm der Frankfurter Volksbank, die Legosteine und den Sand im Handwerkerdorf auf dem Berliner Platz, die Hüpfburg bei Pfiffikus Kindermoden, den Hula-Hoop-Wettbewerb, den das Kinderspielzeuggeschäft Schaukelpferd auf der BDS-Bühne im Schulgarten anbot oder die Kindertänze zum Mitmachen der Taunustanzschule Pritzer. Einzelhändler und Handwerker, Vereine, Freiberufler und Gastronomen stellten sich vor, zeigten und erläuterten ihre Dienstleistung, verteilten Give-aways und Flyer und punkteten mit kleinen Gewinnspielen. Bei Auto Nauheim beispielsweise brauchte es ein gutes bildliches Gedächtnis und Schnelligkeit, denn es galt in gut einer Minute, Bildausschnitte zu erkennen und an der entsprechenden Stelle am Auto zu befestigen. Mit etwas Glück winkte ein Inspektionsgutschein oder ein Gutschein für das Körperformen-Studio, das einige Meter weiter (Frankfurter Ecke Hainstraße) sein Elektrostimulationstraining erläuterte. Das Team hatte sich spontan auf die Sommerhitze statt Herbststurm zum kronberg|er|leben eingestellt und überraschte die dankbaren Passanten statt mit schweißtreibenden Übungen mit kühlem Nass aus einem Wasserzerstäuber. Auf diese Weise erfrischt und mit einem Softeis in der Hand ließen sich die Besucher gerne auf einem der schattigen Plätze im Schulgarten vor der dort zum ersten Mal aufgestellten BDS-Bühne nieder. „Ist es nicht ein wunderbares und tolles Sommerfest, unser diesjähriger Herbstmarkt“, lud der Tanzschulchef Holger Pritzer, der beide Tage über spontan und locker alle Programmpunkte anmoderierte, zum Verweilen ein. Der Platz im Grünen kam gut an. Ja, es war ein echtes Sommerfest, mit allem, was dazu gehört und die Teilnehmer zeigten sich dankbar für das Sommerwetter im Herbst. Keiner wollte sich beschweren, auch wenn die umliegenden Schwimmbäder an diesem Wochenende neben dem verkaufsoffenen Sonntag im MTZ sicher eine starke Konkurrenz waren. „Es ist trotzdem viel schöner als bei Regen hier zu stehen“, waren sich die Gewerbetreibenden einig. Vielleicht war es ein wenig ruhiger auf dem Gewerbemarkt als die Jahre zuvor, aber gut besucht war er dennoch. Dass es nicht 100, sondern dieses Jahr 77 Teilnehmer waren, die am BDS-Herbstmarkt teilnahmen, fiel am meisten auf dem Berliner Platz auf. Wo sonst die Handwerker dicht an dicht standen und Einblick in ihre Gewerke gaben, fehlten die Schmiedekunst und die Schreinerarbeiten, genauso wie Steinmetzarbeiten und die Gartengestaltung. Umso mehr schwitzen mussten die Dachdecker-Jungs von Weidman & Feger, bei denen die Kinder und Erwachsenen Schlange standen, um sich ein Schieferherz zurechtschlagen zu lassen. Thorsten Nuhn, Geschäftsführer der Firma Elektrotechnik Nuhn, war zufrieden mit der Kundenresonanz, auch wenn die heißen Temperaturen nicht dazu geführt hätten, dass er Dutzende von Klimaanlagen verkaufen würde, wie er augenzwinkernd bemerkte. Enttäuscht waren seine Mitarbeiter und er allerdings von den Schülern, die zur Ausbildungsplatzbörse aus der Altkönigschule am Samstagmittag vorbeischauten, um sich über Ausbildungsberufe zu informieren. Nicht nur bei der Elektronikfirma bekamen die Mitarbeiter das Desinteresse der meisten Jugendlichen zu spüren, die klar signalisierten, dass es eine unerwünschte Pflichtveranstaltung für sie ist und den wenigen, die Interesse signalisierten und Fragen stellten, noch ins Wort fielen. Am Brunnen vor der BDS-Bühne kam dann doch noch ein Schüler zu Wort, der 14-jährige Francesco, der wusste, dass ihn Autos faszinieren, deshalb Mechatroniker werden will und bereits einen Praktikumsplatz von Auto Nauheim in der Tasche hatte. Währenddesssen fielen andere, anstatt sich schlau zu machen, im Pulk bei der Volksbank ein, um das Lachgas der dort gratis verteilten Luftballons zu inhalieren.

Genuss-Haltestellen

Was das Herz der Kronberg-Besucher ebenfalls höher schlagen ließ, waren die kulinarischen Angebote, die sich wie Perlen vom Berliner Platz hinauf durch die Altstadt zogen. Bei frischem Süßen oder frisch Gezapften beim Obsthof Krieger auf dem Berliner Platz angefangen, über das allseits beliebte Bratwürstchen, aber auch Flammkuchen beim Posthaus oder gegrilltem Lachs beim Weigand Veranstaltungsservice über Salat mit Meeresfrüchten bei Möbel Kulemann. Den Begriff „Genuss-Haltestelle“ hatte übrigens Patrizia Baum kreiert, bekannt durch ihre Champagner-Bar dienstagsabends in und vor Kulemanns-Küchenstudio. Und die Besucher ließen es sich bei dem Hitzegraden nicht zwei Mal sagen, anzuhalten und bei Live-Musik im Schatten der Platanen bei Möbel Kulemann einen kühlen Wein oder Sekt zu genießen und dabei eine der angebotenen Leckereien zu genießen. Genauso wurde gutes Essen und Trinken bei Feinkost Klinger und bei Feinkost Hellriegel vor der Receptur zelebriert. Den Höhepunkt bildete beim Genuss natürlich die Lange Kronberger Genusstafel – auch wenn sie kürzer ausfiel als die Jahre zuvor. Die Teilnehmer unter den Marktarkaden genossen jedenfalls die geschmorte Rinderschulter an Amarena-Kirsch-Sauce mit Polentaecken mit Mango und dreierlei Gemüse, die zusammen mit einem Mango-Karotten-Ingwer-Süppchen vom Schützenhof serviert wurden. Das gesamte Menü hatte die Mango als äußerst vitaminreiche, exotische Frucht zum Thema, wie der BDS-Vorstandssprecher Christian Hellriegel zur Begrüßung der Gäste an der von der „galerie des fleurs“ wunderschön dekorierten Tafel verriet. Für den runden Genuss sorgten an diesem Tag außerdem das Restaurant Sabai Sabai, die erste kirchliche Cateringfirma „martha‘s finest“ aus Oberhöchstadt, „take 3“ mit Kaffeespezialitäten und Hellriegel selbst mit den entsprechenden Weinen sowie die Taunusquelle mit Mineralwasser. Um die Bewirtung der Gäste kümmerten sich Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 11 und 12 der AKS.

Hellriegel zeigte sich zufrieden mit der ersten Resonanz der Teilnehmer und der Gäste: „Benedikt von Westphalen hat seinen Job als Organisator des Marktes gut gemacht“, erklärt er. Für die Umsetzung der Genusstafel sei es unglücklich gewesen, dass der Opel-Zoo-Empfang zum 60. Jubiläum zeitgleich gelegen hätte. Vor allem aber sei die Erkenntnis traurig, dass 60 Prozent des Arbeitseinsatzes bei der Organisation eingesetzt werden müssen, um genügend Herbstmarktteilnehmer zusammenzutrommeln. Aus diesem Grund hatte sich der BDS-Vorstand auch kurzerhand entschlossen, eine Satzungsänderung vorzunehmen, sodass die 77 teilnehmenden Betriebe und Einzelhändler nun automatisch schon zum nächsten Herbstmarkt angemeldet sind. Doch diese Änderung forderte neuen Unmut bei dem einen oder anderen BDS-Mitglied heraus, das die Satzungsänderung wohl bemerkte, sich darüber aber nicht informiert fühlte oder gar dachte, er würde sich damit fest für eine zweite Teilnahme am Gewerbemarkt verpflichten. Das soll bei den Handwerkern wiederum zu Absagen geführt haben. Hellriegel dazu: „Das ist natürlich nicht der Fall. Jeder, der sich für nächstes Jahr anders entscheidet, kann sich einfach wieder abmelden.“

Zum Abschluss des zweitägigen Marktgeschehens wurde unter den Handwerkern, die viel Arbeit mit dem Auf- und Abbau haben, der schon oft diskutierte Gedanke laut, die Kräfte zu bündeln und den Herbstmarkt nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, dafür aber dann mit hundertprozentigem Einsatz aller für die Gemeinschaft, Kronberg erlebbar zu machen.

Gut an kamen auch die verschiedenen Live-Musik-Angebote vom Recepturhof. Den ganzen Tag über war der Hof gut besucht und in den kühleren Abendstunden wurde bei guten alten Rock-Hits ausgelassen gefeiert und getanzt.

Es war ein Gewerbemarkt mit vielen kleinen schönen sich befruchtenden Elementen: Mit Kindern, die sich bei Dirk Sackis in der Bücherstube ihr Buch „erlasen“, Eltern, die auf der Bühne staunend und stolz die Tanz-Shows verfolgten, mit den Kirchengemeinden Kronbergs, bei denen das christliche Ursymbol, der Fisch, selbst geschnitten und bemalt werden konnte, mit einem Ratequiz der Kronberger Teestube, das eine echte Tee-Expertin unter den Besuchern ausfindig machte, mit einer glücklichen Hula-Hoop-Stadtmeisterin, mit Herzensbüchern von Lesern der Stadtbücherei und mit Erwachsenen-Tanzpaaren, die einen beeindruckenden Tango-Argentino zeigten. Das Angebot war so reichhaltig, dass keiner alles entdeckt hätte und ausprobieren konnte, das gemeinsame Erlebnis aber einmal mehr im Fokus stand: Das galt natürlich insbesondere für die Oldtimer-Fans, die die von der Klassik Tour Kronberg moderierte Durchfahrt von über 90 Oldtimern durch die Hainstraße am Samstag in vollen Zügen genossen.



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