Laut Verkehrsplaner-Bedarfsanalyse 229 P&R-Stellplätze 2030 nötig

Parken und Abreisen vom Bahnhof. Mit dem aktuellen und mittelfristigen Bedarf des P&R-Angebots befassten sich jüngst die Verkehrsplaner. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Die im Zusammenhang mit den inzwischen gestarteten Bauarbeiten am Bahnhof erforderlich gewordene Neuerurierung des „Parken und Reisen-Parkangebots“ steht seit Monaten im Mittelpunkt hitziger Diskussionen. Schon im April war vom Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt eine Übersicht zum temporären und finalen Parkplatzkonzept vorgelegt worden (wir berichteten). Nun stellte das von der Stadt beauftragte Darmstädter Verkehrsplanungsbüro R+T sowohl im jüngsten Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) als auch im Haupt-, Petitions- und Finanzausschuss (HFA) die Ergebnisse einer Mitte März zwischen 4.15 Uhr und 10.15 Uhr gemäß des Leitfadens zur Bedarfsermittlung und Planung von P+R--Anlagen durchgeführten mündlichen Einsteigerbefragung von S-Bahn-Nutzern inklusive Einsteiger-Zählung vor. Explizit fünf Kernfragen galt es zu früher Morgenstunde zu beantworten, darunter, wie die Einstiegshaltestelle erreicht wurde und ob der Pkw auf dem Park- and ride-Platz abgestellt wurde, aus welchem Ort/Ortsteil der S-Bahnnutzer kam, Fahrtziel und -zweck sowie die Bereitschaft, künftig für das Parken am Bahnhof eine Gebühr zwischen zwei und vier Euro pro Tag zu zahlen. Befragungsbegleitend notierten die Planer um 4 Uhr sowie nach jeder S-Bahnankunft die Belegung der Parkstände an der bestehenden Parkierungsanlage am Kronberger Bahnhof sowie an der P+R-Anlage am Haltepunkt „Kronberg Süd“. Nach den Worten von Diplom-Geograf Moritz Albrecht und Diplom-Ingenieur Thomas Pickel standen beispielsweise vor Erhebungsbeginn schon 40 bis 45 Fahrzeuge auf der P&R-Anlage am Bahnhof, was die von der Stadt geäußerte These stützt, dass unter anderem auch Anwohner über Nacht ihre Fahrzeuge dort abstellten.

Fünf Zugangspunkte am Bahnhof

Aufgrund der vorliegenden besonders offenen Zugangssituation zur Bahnhofsstation Kronberg wurde der dortige Bereich in fünf Abschnitte geteilt. Alle aus den Bahnsteigzugängen eins und fünf – von Kurzzeitparkständen und aus dem Ort – kommenden Fahrgästen wurden befragt und gezählt, die Personen aus den Zugängen drei und vier (von Taxistand beziehungsweise Bushaltestelle kommend) lediglich gezählt. Das Empfangsgebäude (Zugangspunkt 2) war am Erhebungstag geschlossen. Den vorliegenden Ergebnissen zufolge stiegen am 14. März im Zeitraum der sechs zur Verfügung stehenden Stunden insgesant 837 Personen in die S-Bahnen. Davon wurden insgesamt 428 (51 Prozent) befragt. Von den vom Hauptzugang der möglichen P+R-Nutzer kommenden 467 Einsteiger beantworteten 330 (71 Prozent) die Fragen. Der Anteil der tatsächlichen P+R-Nutzer lag hier bei 39 Prozent (127 Pkw-Fahrer). Beim aus dem Ort heranführenden Punkt wurden 78 Prozent der Einsteiger befragt, der Anteil der P+R-Nutzer lag bei 1 Prozent. Dazu ergänzend die folgenden Fakten: Die Gruppe der Pkw-Selbstfahrer betrug am Bahnhof 128 Personen, zu Fuß kamen 274 (95 Prozent allein vom Zugangspunkt aus dem Ort), per Rad 9.

Kronberg Süd

Von 166 Einsteigern in Kronberg Süd liegen von insgesamt 125 (75 Prozent) Antworten vor. Hier lag der Anteil der P+R-Nutzer bei 13 Prozent. Das gewählte Verkehrsmittel: 16 Pkw-Selbstfahrer, 74 Fußgänger und acht Radfahrer.

Sage und schreibe 41 Prozent der P&R-Nutzer am Bahnhof kommen aus der Kernstadt selbst, insgesamt zehn Prozent aus den Stadtteilen. Aus der Nachbargemeinde Königstein steuerten am Erhebungstag 28 Prozent die am Bahnhof liegende P&R-Anlage an. In Kronberg Süd liegt der Anteil der Königsteiner bei 20 Prozent und ist damit höher als der aus der Kernstadt Kronberg kommenden (15 Prozent). Hauptnutzer der dortigen P&R-Stellplätze sind die Oberhöchstädter (40 Prozent). An beiden Haltepunkten wurde als meist genanntes Hauptziel Frankfurt-Innenstadt angegeben, gefolgt von weiteren Frankfurter S-Bahnstandorten. 85 beziehungsweise 80 Prozent der Befragten gehen dort ihrer Arbeit nach.

Aktuell 217 benötigte P&R-Plätze

Anhand der gesammelten Daten und der dem Leitfaden entsprechenden Berechnungsformel ergab sich letztendlich folgendes Ergebnis: Nimmt man beispielsweise die 127 Pkw-Selbstfahrer vom Zugangspunkt von den Kurzzeitparkständen (39 %) und rechnet diesen Wert hoch auf die 330 Befragten, kommt man auf einen Wert von benötigten, 180 P&R-Plätzen, die wiederum auf den 24 Stundenbedarf hochgerechnet allein für diesen Zugangspunkt einen aktuellen Bedarf von 189 P&R-Plätzen bedeuten. Summa summarum ergibt sich demzufolge ein aktueller Bedarf von 217 P&R-Plätzen für Kronberg und Kronberg Süd zusammen.

Mittelfristige Prognose

Um das Ganze im Hinblick auf die mittelfristige Entwicklung (2030) zu ergänzen, schaute man sich zusätzlich die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung an. Zum jetzigen Zeitpunkt geht man laut statistischem Landesamt Hessen von einem Bevölkerungswachstum bis 2030 von 5,3 Prozent für Kronberg aus. Parallel dazu könnte nach Ansicht der Planer die Einführung von Parkgebühren auf das gesamte P+R-Angebot in Kronberg dämpfende Effekte mit sich bringen, wie Akzeptanz, erhöhte Nutzung des Stadtbusses, des Fahrrads oder zu Fuß zum Bahnhof zu kommen beziehungsweise P+R-Nutzer aus umliegenden Kommunen könnten gegebenenfalls auf ähnlich weit entfernte aber kostenlose P+R-Anlagennutzen ausweichen. Unter Berücksichtigung der gemäß Leitfaden relevanten Faktoren, ergibt sich den Planern zufolge ein künftiger P+R-Bedarf von 229 Parkständen. Nach Angaben von Erstem Stadtrat Robert Siedler (parteilos) ließe sich das künftig auf der P&R-Anlage Kronberg Süd vorgesehene Angebot mittels Parkdeck aller Voraussicht nach realisieren.

Zum Thema Gebühren: Von den P&R-Nutzern am Bahnhof erklärten sich immerhin 24 Prozent bereit, künftig Gebühren zu zahlen. In der Gesamtheit sprachen sich jedoch 81 Prozent der befragten Einsteiger beziehungsweise 72 Prozent (Kronberg Süd) gegen Gebühren aus.



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