Modifizierter Entwurf „Schillergärten“ im ASU vorgestellt

Die Schillergärten als Lageplan und im Längsschnitt Plan: Wolfgang Ott Architekt bda

Kronberg (pu) – Die nach Angaben von Baudezernent Jürgen Odszuck (parteilos) seit den 1960er-Jahren im Flächennutzungsplan als Baufläche ausgewiesenen „Schillergärten“ und deren nunmehr geplante Bebauung standen in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) im Mittelpunkt einer kontrovers geführten Diskussion. Am Ende wurde zur Überraschung der Bauherrin Wilma Wohnen AG und deren Kronberger Architekt Wolfgang Ott auf Antrag des Aussschuss-Vorsitzenden Max-Werner Kahl (CDU) keine Abstimmung für die überarbeitete Konzeption der städtebaulichen Entwicklung des Baufeldes VI „Schillergärten“ vorgenommen. Begründet wurde dies mit weiterem Beratungsbedarf einiger Fraktionen. Zuvor hatte Architekt Ott die Weiterentwicklung und Nachjustierung der vorher favorisierten Variante von ursprünglich fünf Varianten anhand einer Präsentation im Detail vorgestellt. Das Ganze habe aufgrund im Aufstellungsbeschluss vom 11. Juni 2015 beinhalteter Ergänzungen in den letzten Monaten nochmals komplett auf den Prüfstand gestellt werden müssen, ein Großteil der Ergebnisse und Anregungen aus dem Bürgerbeteiligungs-Verfahren sei in die Planungen ebenso eingeflossen wie als weitere Faktoren Stadtplanung und Optimierung städtebaulicher Qualität. Nach dem Willen der Bürger soll die grüne Wirkung des Gebietes beibehalten werden, baulich wurde eine differenzierte Höhenentwicklung mit begrünten Flachdächern gewünscht. Im Freiraum sollen Begegnungszonen und Wegebeziehungen verbunden werden, private Gärten ermöglicht werden und die Unterbringung von Müll, Fahrrädern und Ähnlichem in der Tiefgarage erfolgen. Die vor einem Jahr formulierten zentralen Forderungen umfassten eine Reduzierung der Geschossflächenzahl (GFZ) von 0,65 auf 0,55, für die Wohnbebauung lautete der Wunsch statt drei Vollgeschossen plus Dachgeschoss nur noch zwei Vollgeschosse plus Dachgeschoss, während man beim Gewerbebau drei Vollgeschosse mit Dachgeschoss akzeptierte. Laut Ott handelt es sich aufgrund des vorliegenden extremen zu überbrückenden Höhenunterschieds von zehn Metern und des Grundstückszuschnitts in Dreiecksform um ein ausgesprochen anspruchsvolles Terrain. Von Anfang an eine Herausforderung an die Planer, die nachjustierte Ausgangslage habe die Situation nochmals verschärft.

Zur Erinnerung: Die im Dezember 2014 präsentierte favorisierte Variante „Typ Mischform“ hatte verteilt auf sechs Häuser insgesamt 33 Wohnungen zwischen 80 und 160 Quadratmetern samt Tiefgarage mit 61 Stellplätzen fixiert. Die Zufahrt zur Tiefgarage sollte über die Ludwig-Sauer-Straße erfolgen.

Der neue Entwurf

Wie Ott anhand von Skizzen vor Augen führte, näherte man sich nach umfassenden Überlegungen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet Schritt für Schritt einer Lösung. Aktuell sind demnach 36 Wohneinheiten mit Wohnungsgrößen zwischen 60 bis 150 Quadratmetern vorgesehen. Die notwendigen Stellplätze werden in der Tiefgarage hergestellt, wobei die Besucherstellplätze oberirdisch angelegt sind. Die Zufahrt zur Tiefgarage konnte in der Art verschoben werden, dass sie nicht gegenüber eines Wohnhauses liegt.

Bei den im Lageplan mit eins bis drei bezifferten Häusern soll das unterste Geschoss zu einem zusammenhängenden Sockelgeschoss für die darüber befindlichen Wohnhäuser zusammengefasst und weitmöglichst in das natürliche Gelände integriert und von oben begrünt werden, sodass von einem Vollgeschoss keine Rede mehr sein könne. Die Häuser vier bis sechs sind zweigeschossig mit Dachgeschoss und enthalten entgegen der Planungsgrundlage kein Sockelgeschoss. Damit erfülle die Gebäudeabmessung die Anforderungen der vorgegebenen GFZ, die vollkommene Integrierung der Tiefgarage (zurzeit geplant 64 Plätze) in das Gelände sei ebenfalls beabsichtigt. Der Gewerbebau soll nach Abstimmung mit der Stadtplanung ein Staffelgeschoss erhalten zur Vermittlung mit dem Hotel. Durch Drehung der Wohngebäude erreichte man weitere Optimierungen wie die Schaffung einer Mitte und ein insgesamt harmonisches Ensemble. Zusammenfassend machte Wolfgang Ott deutlich, nicht nur das Maß der baulichen Nutzung sei voll erfüllt, sondern diverse Positionen ausformuliert, die in den kommenden Planungsabschnitten Berücksichtigung finden würden. „Wir haben die Idee zur Entwicklung eines Quartiers verfolgt. Damit möchten wir einen Ort der Begegnung zur Vernetzung mit der Stadt und zur Stärkung des Gemeinschaftssinns entstehen lassen, eine emotionale Bindung zum Ort aufbauen, eine Adresse im Sinne von Identifikation entwickeln.“ Hierzu gäbe es einerseits eine erlebnisreiche Durchwegung (Stiegen, Ruhezonen, Begegnungsorte, Ausblicke), andererseits Privatheit in den unterschiedlichen Wohnungstypen mit Loggien, Balkonen, Dachterrassen und den Wohnungen zugeordneten Gärten. Unmissverständlich machte der Architekt in seiner weiteren Ausführung klar, der Lageplan stehe zum jetzigen Zeitpunkt als Planungsstufe am Beginn des Entwicklungsprozesses zum Bebauungsplan, von ihm leiteten sich die weiteren Entscheidungen ab. Darauf aufbauend erfolge die noch zu entwickelnde baukörperliche Ausarbeitung. Angestrebt sei eine weitere Vernetzung mit der Umgebung. Dies schließe die Gebäudeform, die Ausbildung der für die Gebäude charakteristischen Merkmale sowie die Materialität ein. Sowohl der Architekt als auch Erster Stadtrat Jürgen Odszuck warben für die Zustimmung für das Projekt als Grundlage für das weitere Prozedere. „Die nun erfolgte Überarbeitung ist hinsichtlich der Stellung der Gebäude und der Bildung einer Quartiersmitte aus fachlicher Sicht zu begrüßen“, untermauerte der Baudezernent.

Reaktionen

„Herrn Ott Respekt für die gelungene Planung! Wir haben immer gesagt: Es darf hier keinen Schnellschuss geben – wir dürfen uns nicht selbst rechts überholen. Da nun wesentliche Änderungswünsche des Ausschusses berücksichtigt wurden, kann ich dem heutigen Zwischenschritt zustimmen. Insbesondere die Anordnung und geringere Höhe der Gebäude gefallen“, zollte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Volker Stumm ebenso Lob wie die SPD-Stadtverordnete Andrea Poerschke. „Das ist eine intelligente und kreative Lösung – Hut ab, ich freue mich auf die Ausführung!“ Diese positive Ansicht wurde allerdings nicht von allen ASU-Mitgliedern geteilt. Insbesondere die Wählergemeinschaft Kronberg für die Bürger“ (KfB) äußerte Kritik, vermisste weitere Querschnitte oder frühzeitige Klärung von Verkehrssicherungspflichten und richtete an alle den Appell, alle offenen Fragen zum jetzigen Zeitpunkt zu stellen. Nach Meinung der Co-Fraktionsvorsitzenden Alexa Börner sei dies bei „Baufeld II“ nicht der Fall gewesen. Mit der neuen Sockelgeschoss-Lösung wollte man sich ebenfalls nicht anfreunden. Die vorgebrachten Einwände stießen größtenteils beim Stadtrat Jürgen Odszuck auf Unverständnis, der ausdrücklich darauf hinwies, die vor einem Jahr gestellten Forderungen seien erfüllt worden. „Ihnen ging es doch um Maßstäblichkeit: „Was bestellt wurde, haben Sie nun bekommen!“ Im Zuge der Diskussion wurde, durch Grünenvorstand Udo Keil angesprochen, des Weiteren eine Modifizierung der Stellplatzsatzung erneut in den Blickpunkt gerückt. „Wenn es bei den zurzeit verankerten zwei Stellplätzen pro Wohnung bleibt, werden diese Wohnungen sehr teuer. Sie werden die Stellschrauben in der Hand haben und sollten sich angesichts der sehr günstigen Lage zum ÖPNV sehr sorgfältig Gedanken dazu machen“, erwiderte Odszuck. Ott bemerkte dazu, am Beispiel der Tiefgarage des Stadthauses der Silberdisteln habe sich herausgestellt, dass sich das Verhalten der Bevölkerung sukzessive ändere. „Im Nachhinein waren die 24 dortigen Stellplätze überdimensioniert, die Senioren nutzen mittlerweile auch Carsharing.“

Nachdem schließlich Max-Werner Kahl für die Christdemokraten ebenfalls weiteren Beratungsbedarf ankündigte, war endgültig klar, dass man an diesem Abend nicht zu einem Konsens kommen würde und unterließ nach entsprechendem Antrag eine Empfehlung. Dafür votierten sieben ASU-Mitglieder bei zwei Enthaltungen. Nun ist das Parlament am 14. Juli gefragt.



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