Quartier Bahnhof: Stadtverordnete holen Unterstützung ins Boot

Kronberg (mw) – Die Entwicklung des Bahnhofsquartiers hatte in der laufenden Sitzungsrunde schon im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt für viel Diskussionsstoff gesorgt. Der Antrag, von der CDU eingebracht, jedoch von der SPD und UBG getragen, die Stadt solle einen Schnittstellenmanager beauftragen, der das Zusammenspiel der einzelnen Bauabschnitte und die zeitliche Abfolge koordinieren müsse, wurde vom scheidenden Stadtrat Jürgen Odszuck kritisiert. Odszuck war nämlich gar nicht gefragt worden, ob oder wo er sich in der Verwaltung Unterstützung für das Großbauprojekt am Bahnhof wünscht. Er kritisierte wiederholt, dass der Antrag, den Max-Werner Kahl (CDU) vorangetrieben hatte nicht klar formuliert sei. Kahl will die Ermittlung, Überprüfung der Schnittstellen und ihre Überwachung. Geht es um Risikoanalyse oder um umsetzungsorientierte Unterstützung der Verwaltung? Das gehe aus der Antragsformulierung nicht klar hervor. Odszuck wiederholte seinen Wunsch, wenn es Unterstützung geben sollte, dann durch ein externes Büro das Erfahrung hat mit innerstädtischen Bahnbrachen und sich damit technisch und rechtlich gut auskennt. Denn da lauerten am Bahnhof tatsächlich die Gefahren, bei allen Chancen, durch die Versetzung von Masten oder Gleisausläufen eine höhere Flächenausnutzung zur Wohnbebauung zu bekommen, die finanziellen und zeitlichen Risiken seien an dieser Stelle groß. Und da habe man innerhalb der Stadt nämlich wirklich keine Experten. „Bei allen anderen Schnittstellen habe ich gar keine Bedenken, die hat meine Verwaltung im Griff“. Der Erste Stadtrat machte außerdem deutlich, dass der Antrag nur Sinn mache, wenn er auch sofort finanzielle Mittel bereit stellt, um die Unterstützung tatsächlich anfordern zu können. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Udo Keil, zeigte ebenfalls Unverständnis über das Vorgehen der angehenden Koalition. „Mir ist völlig unerklärlich, wie man dem Team von Herrn Odszuck so wenig Vertrauen entgegen bringen kann!“ Dieser Antrag, ohne sich vorher beim Ersten Stadtrat schlau gemacht zu haben, sei ein „grandioser Fehlstart“ der angehenden Koalition. Das „fehlende Vertrauen in die Verwaltung“ bemängelte auch der FDP-Ortsverbandsvorsitzende und Stadtverordnete Holger Grupe. Fakt sei, dass der Weggang Odszucks zu diesem Zeitpunkt eine große Lücke innerhalb der Verwaltung aufreiße. „Wir unterstützen die Verwaltung gerne, aber nicht in vorauseilendem Gehorsam.“ Der Antrag sei zu überdenken.

Dr. Andrea Maliere von der KfB wollte den Antrag in einem Punkt geändert sehen, dass eine Beauftragung eines externen Büros nicht nur rasch beauftragt werden solle, wie die Koalition vorgeschlagen hatte, sondern dass die Angebote bis zum 15. August vorzuliegen hätten und bis zum 15. September ein entsprechende Ingenieurbüro beauftragt sein soll. „Die Angelegenheit ist äußerst dringend“, meinte Maliere. „Nur wenn wir beherzt voranschreiten, kann verhindert werden, dass hier ein Chaos über Kronberg und seine Bürger hereinbricht“. Die Stadt Kronberg habe sich bereits im Hinblick auf ihre bauliche Entwicklung „in eine prekäre Lage“ gebracht. „Brennpunkt dieser Bauwut ist derzeit unser Bahnhof mit den ihn umgebenden Brachflächen, aber auch Grünanlagen“, übte Maliere im Rahmen der Schnittstellen-Diskussion Kritik an dem Gesamtbauvorhaben am Bahnhof. „Einige der geplanten Vorhaben sind sicher umsetzenswert, aber in der Summe halte ich die Bebauung für überdimensioniert“, sagte sie. Da nun mit Odszuck „einer der wesentlichen Initiatoren all dieser Projekte vom fahrenden Zug springt“, sei eine „Schnittstellen- und Ablaufsteuerung zur Entwicklung des Quartiers am Bahnhof „unerlässlich“.

Tatsächlich wurde der Antrag nach dieser erneuten Diskussion überarbeitet – und nach einer Sitzungsunterbrechung seitens der Koalition durch den SPD-Fraktionsvorsitzenden Christoph König umformuliert vorgetragen: „Die Stadtverordnetenversammlung empfiehlt dem Magistrat, zur Schnittstellen- und Ablaufsteuerung am Bahnhof, namentlich auch im Hinblick auf die technische und wirtschaftlichen Verhandlungen mit der Bahn, ein auf diesem Gebiet erfahrenes Büro zeitnah zu beauftragen.“ Die erforderlichen Mittel sollen noch im laufenden Haushaltsjahr aus den Personalmitteln gedeckt werden, die durch das Ausscheiden des Ersten Stadtrats frei werden.

Mit diesem Kompromissvorschlag konnte schließlich doch noch eine klare Mehrheit gewonnen werden. KfB und die SPD-Stadtverordnete Andrea Poerschke enthielten sich der Stimme, alle anderen stimmten dem Antrag, einen Projektsteuerer zu suchen, zu.



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