Radrennen: Degenkolb und Ciolek treffen auf Kristoff und Vanmarcke

Kronberg (kb) – Es ist angerichtet: Donnerstag, 1. Mai werden 21 Mannschaften am Start der 53. Auflage des deutschen Radsportklassikers „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ stehen. 168 Profis nehmen die rund 200 Kilometer lange Schleife durch den Taunus in Angriff – darunter etliche Weltklassefahrer. „Es ist uns wieder einmal gelungen, ein hochkarätiges Feld zusammen zu stellen“, sagt Veranstalter Bernd Moos-Achenbach nicht ohne Stolz. Die Radsport-Fans dürfen sich auf erstklassigen Sport – und einen ganz besonderen Vierkampf freuen.

Das Rennen steht ganz im Zeichen des Aufeinandertreffens absoluter Topathleten: John Degenkolb und Gerald Ciolek bitten Alexander Kristoff um Revanche. Der Olympia-Dritte von London aus dem russischen Team Katusha gewann zu Beginn der Klassikersaison überraschend Mailand-San Remo. Vorjahressieger Ciolek aus dem südafrikanischen Team MTN Qhubeka fuhr in einem „chaotischen Finale“ als Neunter unter die Top Ten. Den Frankfurter Degenkolb aus der niederländischen Mannschaft Giant-Shimano brachte ein platter Reifen am Poggio um die Chance, in der Schlussphase der Primavera in die Entscheidung eingreifen zu können. So war der Weg frei für den Mann aus Norwegen, der zuletzt als Fünfter der Flandern-Rundfahrt unter Beweis gestellt hat, dass sein Sieg an der Blumenriviera kein Zufall war.

Degenkolb, Ciolek und Kristoff sind aber längst nicht die einzigen Berufsradfahrer mit Chancen auf den Sieg vor der Alten Oper in Frankfurt. Zu den auffälligsten Fahrern des Frühjahrs zählt ganz unzweifelhaft Sep Vanmarcke. Der in Diensten des niederländischen Belkin Pro Cycling-Teams stehende Belgier sprang bei der Flandern-Rundfahrt als Dritter aufs Podium und belegte bei Gent-Wevelgem Rang vier.

Der große Triumphator bei Gent-Wevelgem hieß aber John Degenkolb. Für den Klassiker-Spezialisten und Lokalmatador bei „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ war dieser Sieg der erste Höhepunkt eines starken Frühjahrs. „Damit war die Klassikersaison eigentlich schon früh ein voller Erfolg für mich“, sagt Degenkolb, der im Sprint die komplette Weltelite in Schach halten konnte.

Sein eigentlicher Coup sollte aber erst noch folgen: Bei der Flandern-Rundfahrt fuhr er lange vorne mit und belegte am Ende Platz 15. Die Krönung folgte eine Woche später in der „Hölle des Nordens“, wie der Klassiker Paris-Roubaix genannt wird. Degenkolb zeigte eine bärenstarke Leistung und beendete sein Lieblingsrennen als Zweiter. „Es ist ein großartiges Gefühl. Ein Traum ist wahr geworden, bei einem großen Radsport-Monument auf dem Podium zu stehen. Irgendwann will ich dieses Rennen gewinnen. Ich bin noch jung. Die Zukunft gehört mir, ich werde älter und erfahrener“, sagt er nach seiner Gala, bei der der enttäuschte Vorjahrszweite Vanmarcke Rang vier belegte. Auch er brennt nun im Taunus auf seine ganz eigene Revanche. Aus dem vermeintlichen Dreikampf könnte so rasch ein überaus spannender Vierkampf werden.

Der in Frankfurt lebende Degenkolb bereitet sich seit seinem Husarenstück bei Paris-Roubaix ganz gezielt auf den 1. Mai vor und damit auf den Showdown der Frühjahrssaison. Für sein Heimrennen hat er sich viel vorgenommen. Nach seinem Erfolg 2011 soll es nun ein zweites Mal klappen. „Der Sieg in Frankfurt ist mein Ziel“, sagt der 25 Jahre alte Profi. An ihm und Ciolek, der 2006 in Frankfurt schon einmal als Zweiter auf dem Podium stand, werden sich am 1. Mai alle orientieren.

Vier ProTour-Teams sind am Start: Neben Degenkolbs Team Giant-Shimano, Kristoffs Katusha-Team und Vanmarckes Mannschaft Belkin hat die französische Equipe Ag2R mit dem Tour-de-France-Etappensieger Samuel Dumoulin für das deutsche Traditionsrennen gemeldet.

Acht ProContinental-Teams und acht deutsche Continental-Teams komplettieren das Feld. Darunter das höchstklassierte deutsche ProContinental-Team NetApp, das in diesem Sommer mit einer Wildcard auch bei der Tour de France am Start stehen wird.

Als 21. Mannschaft hat auch in diesem Jahr die deutsche Nationalmannschaft gemeldet. Das Team des Bundes Deutscher Radfahrer wird von einem großen Namen angeführt: Rick Zabel. Der 20 Jahre alte Sohn des dreimaligen „Frankfurt-Siegers“ Erik Zabel (1999, 2002, 2005) gehört zu den größten deutschen Talenten und will sich beweisen. Der mittlerweile für das ProTour-Team BMC fahrende Rick Zabel setzte im vergangenen Jahr mit seinem Triumph bei der Flandern-Rundfahrt der U23 ein Ausrufezeichen und würde natürlich nur allzu gerne mit einem Sieg in Frankfurt die Familientradition fortsetzen. Große Erfolge kann der zweite namhafte Profi, Fabian Wegmann vom Team Garmin-Sharp, präsentieren - auch dank seiner zwei Siege bei Eschborn-Frankfurt.



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