Rekordmarke bei „Feld- und Flur-Knigge“ aufgestellt

Hochtaunuskreis. Ordentliches Benehmen ist gefragt: Das Amt für den ländlichen Raum beim Hochtaunuskreis stellt eine neue Rekordmarke mit dem „Knigge für Feld und Flur“ auf. Das kleine handliche Heft wurde zum fünfjährigen Bestehen so gut nachgefragt wie keine andere Broschüre. Das kleine Benimmheftchen für Unternehmungen in freier Natur wird insbesondere von landwirtschaftlichen Betrieben für ihre Öffentlichkeitsarbeit und das Gespräch mit den Bürgern genutzt. Im Hochtaunuskreis appelliert Landrat Ulrich Krebs mit dem Amt für den ländlichen Raum zu etwas Rücksichtnahme bei den Freizeitaktivitäten in der Natur.

Das Landschaftsbild des Hochtaunuskreises ist auf besondere Weise durch eine Vielzahl von attraktiven Kulturlandschaften geprägt, die aufeinander treffen. Die Felder auf den fruchtbaren Böden im Vordertaunus machen den Blick zum Taunus frei. Die Feldbergregion bietet mit ihren Bergen und Tälern nicht „nur“ Wälder, sondern auch Streuobstwiesen und Weiden – freigehalten von „Landschaftsgärtnern“ wie Schafen oder Fleischrindern. Das Usinger Land ist bis heute durch seine landwirtschaftliche Vergangenheit geprägt.

Bunt ist die Landschaft zu allen Jahreszeiten: im Frühjahr Rapsgelb, im Sommer Weizenblond, im Herbst Laubbunt und im Winter Tannengrün-Weiß. Die Landschaft ist beliebt bei denen, die Erholung suchen. Ob beim Spaziergang nach der Arbeit, bei der (Rad)-Tour am Wochenende oder bei einem Kurzurlaub vor, auf und hinter der Höhe. Diese Kulturlandschaft wurde vom Menschen geschaffen und lässt sich nur durch Bewirtschaftung und Pflege erhalten. Förster, Jagd und Jagdgenossenschaften, die Kommunen, der Landkreis, die Obst- und Gartenbauvereine, die Naturschutzorganisationen und natürlich auch die Landwirte sorgen für eine weitestgehend intakte Erholungs- und Genuss-Landschaft. Der Landkreis ist ausgesprochen „grün“, rund 30 Prozent sind landwirtschaftliche Flächen, rund 50 Prozent ist Wald.

Für den respektvollen Umgang und für ein gegenseitiges Verständnis von Erholungssuchenden miteinander sowie für die Kultur(land)landwirtschaftliche Bedürfnisse wurde der „Feld- und Flur-Knigge“ vor nunmehr fünf Jahren ins Leben gerufen. Projekt und Idee haben in Hessen und „drum herum“ viele Nachahmer gefunden. Warum? Zum einen können sich damit nicht „nur“ landwirtschaftliche Betriebe identifizieren, sondern auch die vielen Partner in der Kulturlandschaft, wie die Jagdgenossenschaften, die Naturschutzverbände, oder die Obst- und Gartenbauvereine. Zum anderen ist der Ansatz nachhaltig. Der Feld- und Flur-Knigge setzt nicht auf Ge- oder Verbote, sondern erklärt Zusammenhänge und bittet um Verständnis. Sein Titel „Zu Gast bei Hofe“ folgt der Einladung der Landwirte, die ihre Hof- und Stalltore für Besucher geöffnet haben: „Wir machen Ihnen den Hof“.

Das Wissen um die Folgen des eigenen Handelns oder über die Gründe für das Handeln anderer hilft, Konflikte zu vermeiden. Der Radfahrer oder Spaziergänger sieht den als Radweg ausgewiesenen Wirtschaftsweg als „seinen“ Weg an. So wird er ihm von der Stadt oder der Tourismusorganisation angeboten. Ein entgegenkommender Traktor wird als unberechtigter Störenfried empfunden, der mit vier großen und schmutzigen Rädern nichts auf dem Weg verloren hat. Die Information darüber, dass die Rad- oder Rundrouten ursprünglich oft Wirtschaftswege waren und auch heute noch sind, das Wissen um die Wichtigkeit der Landwirtschaft nicht nur für die Nahrungsproduktion, sondern auch für den Erhalt der Kulturlandschaft, entschärft den Konflikt.

Fünf Schilder, finanziert vom Hochtaunuskreis und aufgestellt von den Partnern in der Kulturland(wirt)schaft, greifen die wichtigsten Probleme auf: Der tut doch nichts?, Ohne Zaun … klaun?, Ab durch die Mitte ….., Reiche Ernte?, Wege Recht: Wer fährt vor?

Neben den – an geeigneten Stellen aufgestellten – Schildern erläutert eine Broschüre, warum der beste Freund des Menschen nicht immer überall frei laufen (und sein Geschäft verrichten) kann, warum Dosen und Glas nichts in der Kulturlandschaft verloren haben oder warum es für einen Radfahrer einfacher ist, einem Traktor auszuweichen als umgekehrt. Von den Erklärungen, der Bitte um Verständnis und dem Danke dafür – schließlich ist man in einem Knigge immer höflich – wurden mittlerweile im Hochtaunuskreis über 100.000 Flyer gedruckt und verteilt, was eine Rekordmarke darstellt.

Im vergangenen Jahr wurde der Feld- und Flur-Knigge um zwei Themen erweitert: Auf Abwegen? und Spiel-Platz auf dem Teller? Die Broschüre „Zu Gast bei Hofe“ erklärt noch ein wenig mehr als bisher die Zusammenhänge zwischen Landschaft und Landwirtschaft und stellt provokativ auch die Frage, wo der Salatteller aufhört und die Hundetoilette anfängt.

Die neue Broschüre kann – selbstverständlich kostenfrei – über das Amt für den ländlichen Raum beim Hochtaunuskreis, alr[at]hochtaunuskreis[dot]de gerne (auch in größeren Stückzahlen zum Verteilen) angefordert werden.



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